Braunschweig. Weniger Medien, mehr echtes Leben: In Braunschweig will Louisa Dellert eine „Wohlfühloase“ einrichten. Das ist ihr Konzept.

Auf Instagram ist Louisa Dellert mit fast 500.000 Followern nach wie vor eine der bekanntesten Braunschweigerinnen. Erst kürzlich zog sie mit ihrem Freund aus Berlin in die Löwenstadt zurück und will sich künftig mehr Projekten im „echten Leben“ widmen, statt nur auf Instagram. „In Berlin habe ich mich verloren gefühlt, weil es dort in der Medienblase um Sehen und Gesehen-Werden geht“, erzählt Dellert in unserem Braunschweig-Podcast „Yes BS“. „Braunschweig hat sich für mich immer wie nach Hause kommen angefühlt und auch meinem Freund ist aufgefallen, dass es mir in Braunschweig besser ging.“

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Mitte vergangenen Jahres hatte Dellert bekannt gegeben, dass sie unter Depressionen und Burn-out leidet. Die Moderation der NDR-Talkshow „deep und deutlich“ gab sie daraufhin auf. „Inzwischen weiß ich, dass ich mehr im echten Leben stattfinden will“, sagt sie.

Louisa Dellerts Idee einer „Wohlfühloase“ in Braunschweig

In Braunschweig will sie nun eine „Wohlfühloase“ für Menschen, die gestresst oder einsam sind, betreiben. Derzeit sucht sie nach einer Ladenfläche am Rande der Innenstadt. Geplant ist eine Mischung aus Buchladen, Concept-Store, Café und Kursraum für Entspannungskurse. „Dort sollen Menschen, denen die Decke auf den Kopf fällt, hinkommen können, um in Ruhe einen Kaffee trinken zu können, vielleicht etwas zu lesen oder zu puzzeln“, beschreibt Dellert. Läuft alles glatt, könnte es schon im Herbst oder Winter des Jahres losgehen. Das Projekt trägt den Namen „sisu_lou“

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Außerdem hat sich Dellert zur Kursleiterin für Waldbaden ausbilden lassen und will in Braunschweig Waldbaden-Kurse anbieten. Waldbaden stammt aus Japan: „Shinrin-yoku“ ist in Fernost eine anerkannte Stresstherapie, die sogar von Ärzten verschrieben wird. Dabei nehmen Kursteilnehmer den Wald bei einem langsamen Spaziergang mit Achtsamkeitsübungen bewusst wahr. Japanische Studien belegen, dass Waldbaden zur Senkung des Blutdrucks beitragen und die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol vermindern kann. „Es reicht ja schon, sich zu überlegen, wie oft wir vom Menschen gemachte Technik - wie das Handy - in der Hand haben, und wie selten wir natürliche Gegenstände wie Steine berühren“, sagt Dellert im „Yes BS“-Podcast.

Braunschweigerin Louisa Dellert setzt sich für „Body Positivity“ ein

Ganz zurückgezogen aus dem Internet hat sich Dellert jedoch nicht. Auf ihrem Instagram-Kanal befasst sie sich verstärkt mit dem Thema „Body Positivity“ (englischer Begriff für positive Einstellung zum Körper). Dabei geht es um die Akzeptanz verschiedener Körpertypen. Vor allem Frauen müssten sich häufig Kommentare zu ihrem vermeintlichen Übergewicht, zu Falten, Friseur und mehr anhören. „Gerade mit dem Begriff ‚Übergewicht‘ wird sehr inflationär umgegangen“, sagt Dellert. Selbst Frauen, die sportlich, aber nicht schlank sind, würden in den sozialen Medien als „fett“ diffamiert. Bei „Body Positivity“ gehe es aber auch etwa um die Akzeptanz schmächtiger, vermeintlich „dürrer“ Figuren. „Body Positivity“ hat seine Wurzeln in Black-is-Beautiful-Bewegung und feministischen Bewegungen in den USA.

Louisa Dellert im Podcast „Yes BS“ mit Moderator und Redakteur Joschka Büchs
Louisa Dellert im Podcast „Yes BS“ mit Moderator und Redakteur Joschka Büchs © Kristin Heine | Lasse Ebbecke

Aufgrund ihrer Depression sei Essen zum Ventil geworden, weshalb sie zugenommen habe. „Die Kommentare dazu haben mich schockiert“, sagt sie. Allgemein empfiehlt Dellert die „Fünf-Sekunden-Regel“: „Alles, was ich in fünf Sekunden an meinem Aussehen verändern kann, dürfen Außenstehende kommentieren. Ob das ein offener Hosenstall oder ein Popel an der Nase ist. Alles, was ich nicht schnell ändern kann, mein Gewicht oder meine Frisur, geht niemanden etwas an.“ Vorwürfen, „Body Positivity“ normalisiere auch ungesundes Übergewicht, entgegnet Dellert: „Übergewicht kann ungesund sein, aber wer raucht und trinkt, schadet ebenfalls seiner Gesundheit. Das wird nur selten kommentiert, weil eben jeder selbst verantwortlich ist.“

Lange Zeit beschäftigte sich Dellert auch mit dem Thema Umweltschutz auf ihrem Kanal, betrieb bis 2021 am Friedrich-Wilhelm-Platz den Laden „naturalou“ mit umweltfreundlichen Produkten. Doch wenngleich ihr das Thema nach wie vor privat wichtig sei, sei der Druck auf sie durch das Thema zu groß geworden. „Es haben alle erwartet, dass ich als Person im perfekten Einklang mit dem Umweltschutz bin.“ Ein Standard, dem niemand genügen kann. „Das fing schon damit an, dass ich mich ‚nur‘ vegetarisch und nicht vegan ernähre oder Brötchen aus dem Supermarkt und nicht beim lokalen Bäcker gekauft habe“, sagt Dellert. Auch ihre Depressionen will Dellert nicht mehr großflächig thematisieren. „Das Thema muss auch in den sozialen Medien stattfinden, aber damit als Influencer direkt Geld zu verdienen finde ich schwierig.“ Kurz nach der Bekanntmachung ihrer Depressionen hätten sich Verlage bei ihr gemeldet, mit Angeboten, mit ihr ein Buch zu dem Thema zu veröffentlichen. Das habe sie abgelehnt.

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Warum Louisa Dellert die Entwicklung des Östlichen Ringgebiets kritisch sieht, warum sie einst Sportkurse im Prinzenpark gab, und was sie von der Gastronomie in Braunschweig hält, erfahren Sie im Podcast „Yes BS“, ab sofort in der E-Paper-App, auf Spotify und Apple Podcasts.

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