Braunschweig. Schürt Bachs Musik Judenfeindlichkeit? Ein Experte ordnet ein. Und: Wie die Kirche Haltung zeigen kann gegen Rechtsextremismus.

Darf man Bachs „Johannespassion“ heute noch aufführen? Ein Musikstück, in dem den Juden die Schuld am Tod Jesu zugewiesen wird? In dem sie lautstark verantwortlich gemacht werden für dessen Sterben am Kreuz? Der Braunschweiger Dom beantwortet die Frage mit einem klaren Ja. „Natürlich führen wir die Johannespassion auf“, betont Dompredigerin Cornelia Götz. „Aber gerade weil wir davon überzeugt sind, dass Kirchenmusik mitverkündigt, wollen wir nicht gedankenlos damit umgehen, dass es im Text der Johannespassion Stellen gibt, die missverstanden werden können.“ So hat sie Klaus Wengst eingeladen, der als führender Ausleger des Johannesevangeliums gilt.

Wengst ist evangelischer Theologe und emeritierter Professor für das Neue Testament. Neben sozialgeschichtlichen Fragestellungen beschäftigt er sich mit dem Verhältnis des Neuen Testaments zum Judentum. Sein Vortrag lautet: „Bachs Johannes-Passion – antijüdisch? Ein anderer Blick auf die Passionsgeschichte des Johannesevangeliums.“ Er findet am Mittwoch, 13. März, statt. Beginn ist um 18 Uhr, der Eintritt ist frei.

Johannespassion ist in Braunschweig am Karfreitag zu hören

Die Johannespassion wird dann am Karfreitag, 29. März, 17 Uhr, im Dom aufgeführt. Mitwirken werden die Solisten Sophia Körber (Sopran), Charlotte Quadt (Alt), Markus Brutscher (Tenor), Michael Humann (Bass) und Gotthold Schwarz (Bass) sowie der Braunschweiger Domchor und das Göttinger Barock-Orchester. Die Leitung hat Domkantorin Elke Lindemann.

Zur politischen Abendandacht lädt der Dom am Dienstag, 19. März, um 19 Uhr ein. Thema: „Wehrhafte Demokratie? Als Kirche Haltung zeigen!“ Zu Gast ist Markus Dröge. Er war von 2009 bis 2019 Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und ist seit 2022 Vorstandssprecher der politischen Stiftung Zukunft Berlin.

Dom will Denkhilfen und Gespräche anbieten

„Wie viele Menschen haben wir ganz deutlich das Gefühl, dass jetzt nicht der Moment ist zu schweigen, sondern Haltung zu zeigen“, erklärt die Dompredigerin. Der ehemalige Bischof habe sich bereits sehr früh mit der AfD und ihren Parteiprogrammen, ihrer Sprache und ihren Zielen auseinandergesetzt und fordere auch von der Kirche, nicht nur zu moderieren, sondern sich auch zu bekennen, klarer zu werden, rote Linien zu markieren. Er werde von seinen Erfahrungen mit der AfD berichten, und es werde Gelegenheit zum Gespräch geben. Der Dom wolle mit der politischen Andacht Räume öffnen für Gespräche und Denkhilfen anbieten, betont Cornelia Götz.

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