Braunschweig. „Kreuzer, Krone und Kabale“ ist ein Wirtschafts- und Strategiespiel im Mittelalter-Szenario. Dahinter stehen Braunschweiger Entwickler.
Die Computer- und Videospieleindustrie ist ein riesiger Markt. Weltweit macht sie jährlich mehr als doppelt so viel Umsatz wie Musik- und Filmbranche zusammen.
Bald könnte auch ein weiteres Braunschweiger Unternehmen an diesem Umsatz teilhaben: Das vierköpfige Entwicklerstudio „Magni Games“ ist derzeit dabei, ein Online-Spiel zu entwickeln. „Kreuzer, Krone und Kabale“ soll eine Wirtschafts-, Politik- und Handelssimulation werden. In dem im Mittelalter angesiedelten Spiel übernehmen die Spielerinnen und Spieler die Rolle eines Händlers, der seine Siedlung mit Waren aller Art versorgt: von einfachem Baumaterial wie Lehm und Stein, über Nahrung bis hin zu verarbeiteten Gütern wie Kleidung.
Die Spieler heuern dabei Fuhrmänner an, buhlen um die Gunst des Grafen, der ihre Handelsrouten von Wegelagerern befreit oder sabotieren den Karren ihrer Mitspieler und bauen so nach und nach die Produktion ihrer Siedlung aus. Dynamik entwickelt das Spiel dadurch, dass die Teilnehmer nicht gegen einen Computer spielen, sondern online mit echten Menschen, die mit virtuellen Waren handeln.
Braunschweiger „Magni-Games“ bedient Nische auf dem Spielemarkt
In unserem Braunschweig-Podcast „Yes BS“ geben zwei der Entwickler von „Magni Games“ Einblicke in die Entstehung des Spiels: „Wir wollen mit dem Spiel eine Nische bedienen, die auf dem Spielemarkt nicht mehr so stark bedient wird, aber für die es trotzdem eine Nachfrage gibt“, erklärt Geschäftsführer und Spiel-Designer Christian Brümmer. Gerade Wirtschafts- und Ausbauspiele im Mittelalter-Szenario wie „Die Gilde“, „Die Fugger“ oder die „Anno“-Reihe erfreuen sich in Deutschland großer Beliebtheit.
Für das Spiel setzten sich die Entwickler intensiv mit dem Mittelalter auseinander. Inspiration für die Gebäude im Spiel bekamen sie aus der Region. So sei etwa der Fachwerkstil von Goslar Vorlage für einige Texturen gewesen. Auch eine Hommage an
Braunschweig
könnte es im Spiel geben: „Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass die Kirchen von Braunschweig als Vorlage für die Kirchgebäude im Spiel dienen könnten“, sagt Spieldesigner Erik Schultz.
Hinter „Kreuzer, Krone und Kabale“ steckt historische Recherche
Damit das Spiel historisch akkurat bleibt, hörte sich Brümmer Uni-Vorlesungen zum Handel im Mittelalter an. Selbst bei den im Spiel gehandelten Waren soll es authentisch bleiben: „Orange Möhren, wie wir sie heute kennen, gab es damals zum Beispiel noch gar nicht“, sagt Schultz. Aus der bereits bestehenden Fan-Gemeinde des Spiels bekamen sie ebenfalls Hinweise: So ist das Dach der Schmiede im Spiel mit Moos bedeckt. „Das hat man damals gemacht, um die Brandgefahr zu verringern“, so Schultz. Auch von Museen oder Anwohnern historischer Viertel bekamen sie Einladungen.
„Kreuzer, Krone und Kabale“ soll kostenlos spielbar sein und sowohl auf Smartphone als auch auf Computer funktionieren. Geld verdienen will „Magni Games“ mit optionalen kosmetischen Spielelementen, die dazugekauft werden können: So sollen Spieler unter anderem ihre Siedlung in verschiedenen Baustilen erstrahlen lassen können. Das Spielkonzept ist auf Langzeit-Spieler ausgelegt: Die Spieler können über Wochen und Monate ihre Siedlung immer weiter ausbauen. Eine Sitzung kann dann von 15 Minuten bis zu 2 Stunden dauern. Anders als bei den in den 1990er beliebten „Tamagotchi“-Figuren, die ohne regelmäßige Nutzung gern verhungerten, soll es sich aber nicht negativ auswirken, wenn jemand über länger Zeit nicht spielt.
Bereits seit über anderthalb Jahren ist „Kreuzer, Krone und Kabale“ in Entwicklung. Ende 2025 soll es veröffentlicht werden. Eine erste Testphase, Alpha genannt, ist bereits angelaufen. Zurzeit sucht das Unternehmen einen Softwareverlag, auch „Publisher“ genannt, der das Unternehmen bei der Vermarktung unterstützt.
Der Weg zum Spieleentwickler
Auch wenn es in Braunschweig im Gegensatz zu Städten wie Berlin, Frankfurt oder Hamburg keine große Spieleentwickler-Branche gibt, sind die Entwickler mit dem Standort sehr zufrieden: „Es gibt hier viele Informatiker und Grafiker von TU und HBK und wir haben über die Start-Up-Akademie WI.N viel Hilfe erhalten“, sagt Brümmer. Im Technologiepark Rebenring fand das Unternehmen seinen Sitz. „Wir haben auch bereits mitbekommen, dass es viele Entwickler in der Region gibt, die in ihrem stillen Kämmerlein an Spielen programmieren“, sagt Erik Schultz. Solchen Menschen eine Möglichkeit zu geben, auch in Braunschweig bei einem Spieleentwicklungsunternehmen arbeiten zu können, statt wegziehen zu müssen, könnte sich perspektivisch als Standortvorteil erweisen.
Auch Brümmer und Schultz lernten sich bei dem Braunschweiger Projekt „onlineliga.de“ kennen, einem Online-Fußballmanager. Brümmer studierte an der TU Informatik, jedoch von Anfang an mit dem Ziel, Spieleentwickler zu werden. „Ich habe dann meine Uni-Projekte rund um das Thema organisiert, zum Beispiel einen Controller inklusive Spielen programmiert“, erzählt er. Schultz studierte Industriedesign an der HBK. Der Schritt zum Spiele-Design sei da nicht allzu groß gewesen. Während damals Spielentwicklung nur an privaten Universitäten studiert werden konnte, gibt es heute auch Studiengänge an staatlichen Hochschulen wie der HTW Berlin oder TH Köln.
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