Braunschweig. Eintracht Braunschweig am Sonntag in Rostock: Imagefaktor Fußball – Ein Gespräch am Rande des Platzes mit Hotelier Andreas Neininger

Drama pur: Für die Fußballer von Eintracht Braunschweig geht es am Sonntag mal wieder um alles – soll heißen, um die Zukunft in der 2. Bundesliga. Ein klarer Fall für den Sport, aber durchaus auch für das Stadtmarketing und die Imagewerbung Braunschweigs.

Welchen Einfluss darauf hat denn eigentlich die Fachfrage, wie hoch Eintracht in der Bundesliga spielt? Drittklassig, zweitklassig, gar erstklassig?

Darüber sprechen wir mit Andreas Neininger (38), seit Oktober 2020 Direktor des Steigenberger Hotels im Bürgerpark.

Der gebürtige Schwabe hat in der Hotellerie erfolgreich Stationen in Stuttgart, Köln, Bergisch-Gladbach, Lerbach, am Tegernsee, Saint-Tropez, im Allgäu, Berlin und wieder Köln absolviert.

Wie schätzen Sie die Bedeutung des Wochenendes ein, wenn es um die Zugehörigkeit Eintrachts zur 2. Bundesliga geht? Haben Sie und Ihre Kollegen das überhaupt auf dem Schirm?

Absolut! Als Auswärtspartie hat das Spiel in Rostock natürlich zunächst mal eine untergeordnete Rolle. Ich hoffe jedoch, dass jeder Braunschweiger nichts anderes macht, als den Jungs die Daumen zu drücken und sie gedanklich anzufeuern, auch in der Gastronomie unserer Stadt. Das hat schon eine große Bedeutung!

Wie ist der Wert des Profifußballs für den Geschäftserfolg einzuschätzen?

Ein sehr hoher Stellenwert! Da ist das Thema Image für die Stadt: Der Name Braunschweig in Verbindung mit der Eintracht kommt mindestens einmal pro Woche im TV, in sämtlichen Print-, Social- und sonstigen Medien – ein immenser Werbefaktor für die Stadt. In puncto Bekanntheit ist eine möglichst hohe Profi-Spielklasse im deutschen Fußball vermutlich der stärkste Faktor, den wir haben. In Braunschweig, man muss das so sagen, noch einmal von der Historie zusätzlich verstärkt: Gründungsklub und Traditionsverein der Bundesliga, hier wurde die Trikotwerbung eingeführt und manches mehr. Aus so einem Image entstehen immer auch wirtschaftliche Aspekte.

Wie sehen die für Sie aus?

Bei Heimspielen der Eintracht wollen etwa Fans aus weiter entfernt gelegenen Städten in Braunschweig übernachten, sie konsumieren hier in der Stadt. Eine messbare Größe, die eins zu eins aus dem Image entsteht. Zu einer „grauen Maus“ zieht es dich eben nicht hin ...

Der Fußball als Katalysator für Bekanntheit – aber reicht das schon? Was wissen denn eigentlich die Tourismus-Gäste in Ihrem Haus so über Braunschweig?

Zunächst einmal ist Braunschweig bekannt durch seine Architektur und seine Geschichte, da ist natürlich Heinrich der Löwe, da ist der Dom, die Innenstadt. Auch das Thema Wissenschaft ist nicht zu unterschätzen – TU, PTB und die zahlreichen Forschungseinrichtungen wirken sich hier aus, das unfassbare Know-how, das wir hier in der Stadt haben. Und dann, selbstverständlich, der Sport. Das ist übrigens nicht nur Eintracht, das ist auch die Basketball-Bundesliga, die großen Events im Pferdesport, Tennis, Tanzen nicht zu vergessen. Braunschweig ist eine Sport-Stadt, mit der entsprechenden Außenwerbung. Historie, Wissenschaft, Sport, das sind dicke Trümpfe – damit kann man schon was anfangen.

Nun ja, sportlicher Erfolg ist eine Sache des Trainers und der Spieler, eine Frage von Sieg und Niederlage. Lasst sie spielen, hoffentlich gut. Aber was können wir, was können alle anderen tun? Macht Braunschweig schon genug aus seinen Trümpfen?

Das ist eine berechtigte Frage. Ich bin selbst im Stadtmarketing und im Arbeitsausschuss Tourismus Braunschweig engagiert, dort diskutieren wir dies regelmäßig. Was kann man tun? Man muss Kampagnen fahren! Man muss die Stadt Braunschweig bekannt machen. Auch im Vorfeld der Hanseraum-Konferenz der Wirtschaftsjunioren, die in Braunschweig stattfindet, wurde es ja eindrucksvoll aufgezeigt: Braunschweig ist nicht nur eine Stadt, die an der A2 liegt! Ein Ziel, den Blinker zu setzen, abzufahren – und eine Stadt zu erleben, die unsere Gäste hier immer auch mit sehr viel Grün, Wasser und Lebensqualität überrascht. Diese Qualitäten müssen wir mit Grundrauschen, aber auch mit Sichtbarkeit und Hörbarkeit nach außen bringen.

Ohne den Fans zu nahe zu treten: Braunschweig ist nicht nur ein Ort an der A2 und eben auch nicht nur ein Ort, den man mit Fußball und Kräuterlikör in Verbindung bringt.

Kann man so sagen. Ich sage meinen Gästen zum Beispiel immer: Schaut auf eurem PC oder Smartphone mal auf die Uhr, die Zeit da kommt aus Braunschweig. Denn dort wird in der PTB die gesetzliche Zeit gemacht.

Sogar die Zeit im Stadion. Wie geht’s aus am Sonntag in Rostock?

Ich sage: Wir gewinnen! Oder wollen Sie ein konkretes Ergebnis?

Nein, wir gewinnen, das reicht.

Lassen Sie mich eine persönliche Anekdote erzählen: In einer ganz schweren Zeit war Eintracht quasi ein Startschuss für mich und unser Haus, als die Jungs in der Pandemie 2021 bei uns im Quarantänelager waren. Das hat uns ermöglicht, dass wir den Hotelbetrieb wieder hochfahren konnten. Seitdem habe ich zur Mannschaft und zum Verein eine für mich ganz persönliche emotionale Bindung und bin dankbar. Von daher haben sie meinen vollen Support!