Braunschweig. Kleinkunst, Musik, Kulinarisches: Was das Programm zum 10-jährigen Bestehen des KufA-Vereins zu bieten hatte.

Zwei Tage der Rückblicke: Mit der Feiern zum 10-jährigen Bestehen des Vereins KufA (Kultur für alle) gehen am Wochenende am Westbahnhof neben Party, Kleinkunst und Musik auch eine Menge Erinnerungen einher: vom Gründungstreffen im Gartenverein Sportbahn bis hin zum zähen Ringen um einen anziehenden Ort für Soziokultur.

Zur Schlüsselübergabe des lang ersehnten KufA-Hauses im August 2019 hatte der damalige Oberbürgermeister Ulrich Markurth dem Verein gedankt, dass er nie aufgegeben habe; Bernd Müller vom Verein wiederum hatte dem Oberbürgermeister gedankt, dass er Wort gehalten habe („Ist heutzutage nicht selbstverständlich!“).

Der Silverclub ist steter Partner des KufA-Vereins

Auftakt der feierlichen Angebote war am Freitagabend eine Podiumsdiskussion. Angekündigt waren der Presse Oberbürgermeister Thorsten Kornblum, Ex-OB Markurth, Kulturdezernentin Anja Hesse und die Grünen-Ratsfrau Elke Flake. Doch von denen kam keiner. Da hatten die Veranstalter wohl Einladungen mit Zusagen gleichgesetzt. Stattdessen auf der Bühne: die Gründungsmitglieder Müller, Markus Wiener und Oliver Ding sowie Sascha Werthschulte vom unterstützenden Silver Club, die das Vereinsgeschehen Revue passieren ließen.

Man berichtete vom engagierten Anspruch, nach Schließung des beliebten Freizeit- und Bildungszentrums (FBZ) im Bürgerpark einen neuen Ort für die Soziokultur zu finden, berichtete von Veranstaltungen an verschiedenen Orten in der ganzen Stadt, beklagte die vielen Steine, die im Weg gelegen hätten, schwelgte in den späteren Erfolgen, erfreute sich am eigenen Durchhaltevermögen und erinnerte immer wieder ans Ziel des Vereins: Die Kulturlandschaft in Braunschweig bereichern und ausbauen, lokale, unabhängige Kulturszene in seiner Vielfalt jenseits des kommerziellen Mainstreams an der Basis fördern; Bürgerinnen und Bürgern auch mit geringem Geldbeutel den Zugang zur Kultur ermöglichen; Kultur generationsübergreifend, unabhängig von finanzieller, sozialer Situation oder ethnischer Herkunft erfahrbar machen.

Im Jahr 2019 startete auch die Veranstaltungshalle Westand

Im Jahr 2002 war das FBZ geschlossen und später abgerissen worden, da die Sanierungskosten in Anbetracht eines Sparhaushaltes als zu teuer erachtet worden waren. Das beliebte Soziokulturelle Zentrum mit Konzerthalle war seitdem schmerzlich vermisst worden. Die Entscheidung zum Bau des neuen Zentrums im Westen der Stadt traf der Rat im Jahr 2016.

2019 ging dann am Westbahnhof auch die Veranstaltungshalle Westand an den Start. Die Westand GmbH von Manfred Neumann und Reiner Noetzel betreibt sie privat und vermietet das direkt angrenzende KufA-Haus an die Stadt Braunschweig. Die wiederum lässt es vom Verein KufA als soziokulturelles Zentrum bespielen. Die Stadt unterstützt die Umsetzung der Kulturarbeit des Vereins mit 150.000 Euro Betriebskostenzuschuss jährlich und übernimmt die Miete.

Das Publikum vorm Podium im KufA-Haus am Freitagabend war übersichtlich und weitgehend aus den eigenen Reihen besetzt; Moderator Till Burgwächter war leider etwas ausgebremst worden von den Rednern, die selbst die Regie des Talks übernommen hatten. Schade, denn der Abend hätte neben einer Rückschau auch eine gute Gelegenheit geboten, über den Stand der Soziokultur in Braunschweig zu diskutieren, das Wünschenswerte und das Machbare zu erörtern und eine kritische Betrachtung des Weges hin zum KufA-Haus zu wagen, um bei künftigen Projekten Fehler zu vermeiden.

Am Samstag gibt’s die ganze KufA-Fülle

Doch das Wochenende wurde ausgiebig genutzt, die Vielfalt der Angebote des KufA-Vereins zu präsentieren. Auf dem Jubiläumsprogramm standen unter anderem eine Tanzparty mit DJ Soundschwester, Oldie-Klassiker von den 50er Jahren bis zu den 80ern, Flamenco mit Alya Al-Kanani, Fiddletunes zum Tanzen, Asiatische Entspannung für Körper und Geist, polnische Spezialitäten, eine Ausstellung zum Thema Industriekultur und Einblicke in die Kunst der Selbstverteidigung. Schnellzeichner Ferdinand Georg fertigte auf Wunsch Porträts der Besucher an.

Das KufA-Haus Zentrum verfügt über einen Saal für bis zu 300 Gäste, ein Bistro mit regelmäßigem Mittagstisch, zwei große Multifunktionsräume und kleinere Seminarräume. Dazu kommen die KufA-Haus-Galerie und eine Außenfläche, die seit der Pandemie für Gastronomie sowie Kinder- und Kulturaktionen genutzt wird. Das KufA-Haus und die Westand-Halle sind per Fahrrad gut auch über das Ringgleis zu erreichen; die Trams 3 und 5 halten „Am Jödebrunnen“.

Braunschweigs Bürger haben mit der Teilnahme am regelmäßigen Stammtisch die Möglichkeit, sich untereinander auszutauschen, Ideen zu entwickeln oder konkret an Projekten mitzuwirken.

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