Braunschweig. Die Zahl der Einbürgerungen in Braunschweig steigt. Doch es könnten mehr sein.

Es ist nicht leicht, ein Deutscher oder eine Deutsche zu werden. Etliche Jahre – formal acht Jahre – muss man bereits rechtmäßig, unbescholten und integriert im Lande leben, seinen Unterhalt selbst bestreiten können und die deutsche Sprache beherrschen. Die bisherige Staatsbürgerschaft muss in der Regel aufgegeben werden.

Und irgendwann ist es dann vielleicht so weit, nach langer Wartezeit, manchen Rückschlägen und bürokratischen Hindernissen bekommen die Glücklichen und die Tüchtigen die Einbürgerungsurkunde in die Hand gedrückt, nachdem sie die Eidesformel gesprochen haben: „Ich erkläre feierlich, dass ich das Grundgesetz und die Gesetze der Bundesrepublik Deutschland achten und alles unterlassen werde, was ihr schaden könnte.“

Neubürger mit Urkunde – 55 Menschen aus 20 Nationen und vier Kontinenten, darunter neun Kinder

Am Montag war es wieder soweit – Einbürgerungsfeier der Stadt Braunschweig!

Und nach der Pandemie sogar wieder in Präsenz, ein feierlicher Akt, auch ein bewegendes Stück Staatsbürgerkunde mit leuchtenden Augen und glücklichen Deutschen. Denn diese hier, sie sind es in diesen Sekunden endlich auch offiziell geworden. Sie wollten es und haben viel dafür gegeben – 55 Menschen aus 20 Nationen und vier Kontinenten, darunter neun Kinder.

Neubürger“, wie Braunschweigs Oberbürgermeister Thorsten Kornblum sie jetzt anspricht, neue Bürger braucht das Land. Diese hier, die jetzt „Dankeschön“ sagen, in die gezückten Kameras und Smartphones winken, ein Tränchen verdrücken oder die Lieben in den Arm nehmen. 55 von rund 500 Menschen, die in diesem Jahr in Braunschweig hier bei uns eingebürgert werden. Es könnten mehr sein.

„Die Zahl derjenigen, die es könnten, liegt um ein Vielfaches höher“, sagt Kornblum. Immerhin: „Die Zahl der Einbürgerungen steigt in Braunschweig“, teilt die Stadt mit. So habe sie in den vergangenen drei Jahren mehr als 1400 Menschen eingebürgert.

Mit der Einbürgerung sind die vollen Bürgerrechte verbunden – auch das aktive und passive Wahlrecht

Nicht nur für den Oberbürgermeister ist Zuwanderung „ein wichtiger, wenn nicht entscheidender Faktor“ angesichts massiver Probleme wie etwa Arbeitskräfte- und Fachkräftemangel. Aber das ist nicht alles. Es geht auch um „Integration, Annäherung, Austausch, gemeinsame Übernahme von gemeinsamer Verantwortung“.

Du hast viel zu geben, du gibst auch etwas auf, aber du bekommst auch viel. Nicht schlecht, so ein deutscher Pass. Er steht für die visumfreie Einreise in mehr als 190 Länder der Welt, dazu Freizügigkeit ohne Grenzkontrollen in 27 europäischen Staaten. Du bist jetzt nicht nur ein Deutscher, sondern auch EU-Bürger.

Verbunden mit der Einbürgerung sind nun erst die vollen Bürgerrechte, zum Beispiel auch das aktive und passive Wahlrecht. „Vielleicht zieht ja mal jemand von Ihnen in den Rat der Stadt ein“, sagt Kornblum, „oder wird mal mein Nachfolger als Oberbürgermeister“. Immerhin gab’s in Braunschweig Zuwanderung schon seit dem Mittelalter, und es war stets sehr begehrt, hier eingebürgert zu werden.

„Alles erdenklich Gute mit Ihrer neuen Staatsbürgerschaft“ – nach Eid und Glückwünschen kommt auch noch die Hymne

Freude schöner Götterfunken“, spielt Ina Schwabauer von der Städtischen Musikschule auf dem Schimmel-Flügel im Roten Saal am Schlossplatz, es ist auch die Europa-Hymne, alle Menschen werden Brüder und Schwestern, und dann kommt nach Eid und Glückwünschen auch noch die deutsche Nationalhymne.

Einigkeit und Recht und Freiheit. Sind des Glückes Unterpfand. „Alles erdenklich Gute mit Ihrer neuen Staatsbürgerschaft. Die Demokratie braucht Sie. Wir haben dieselben Werte – und haben denselben Wert“, sagt der Oberbürgermeister noch. Danach lasst uns alle streben.

Die Familie aus Syrien, mit der wir anschließend sprechen, startet nun durch: Er Betriebsingenieur in einem florierenden Unternehmen der Lebensmittelbranche und die volle Wartezeit da. Sie vor zwei Jahren nachgezogen. Kind 1 auf dem Gymnasium, Kind 2 in der Grundschule, Kind 3 bei Papa auf dem Arm, hat noch Zeit.

Viel Zukunft in Deutschland.

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