Braunschweig. Sie treffen sich, um in Braunschweig Müll zu sammeln. Doch die Trash-Tracker haben mehr Ideen: Von Magnetfischen in der Oker bis zur digitalen Karte.

Zigarettenkippen ärgern ihn am meisten. „Wenn man mal an Bushaltestellen bewusst den Boden absucht, fällt auf, dass der voll von ihnen ist“, sagt Christopher Kloska in unserem Podcast „Yes BS“. Dabei sind die Folgen für die Umwelt verheerend: „Wenn eine Zigarettenkippe im Gully landet, kann sie bis zu 60 Liter Grundwasser verunreinigen“, sagt der 28-jährige Student. Gemeinsam mit seinem Freund Shahryar Tavana hat er den Verein „Trash-Tracker“ gegründet und es sich zum Ziel gemacht, Braunschweig von Müll zu befreien.

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In der Pandemie war Kloska und Tavana bei Spaziergängen aufgefallen, wie viel davon auf den Straßen liegt. Mittlerweile treffen sie sich alle zwei Wochen mit den anderen Mitgliedern ihres Vereins und Spontanentschlossenen, um in der Stadt Müll zu sammeln. Treffpunkte sind oft der Hagenmarkt, der Prinzenpark oder der Inselwallpark. Mittlerweile kommen zu den Sammel-Aktionen, auch „Clean-Ups“, englisch für „Aufräumen“, genannt, oft mehr als 15 Personen. Seit Januar vergangenen Jahres haben sie schon 400 Kilogramm Müll gesammelt, ohne Glasmüll und Pfand mitzuzählen.

Christopher Kloska, Gründer der
Christopher Kloska, Gründer der "Trash-Tracker", war zu Gast im Podcast "Yes BS" (mit Redakteur Joschka Büchs, rechts) und sprach über Ideen, wie man Braunschweig von Müll befreien könnte. © FUNKE NDS | Kristin Heine

Ausgerüstet mit Handschuhen, Greifern, Müllsäcken und Eimern gehen sie dann die Wege ab. Dabei entdecken sie nicht nur den üblichen Plastikmüll oder kurioses – von Kondomen bis zur Schreckschusspistole war schon alles dabei. Auch illegal entsorgten Bauschutt und Elektromüll wie Mikrowellen entdeckten sie schon im Park. „Den melden wir dann bei der Stadt zur Abholung“, sagt er.

Apropos Abholung: Die Säcke mit dem gesammelten Müll lagert Kloska zunächst im Keller seiner Wohnung. Sie werden dann von Alba abgeholt. Das Unternehmen unterstützt den Verein auch mit Müllsäcken und Sammel-Utensilien.

Wie die Trash-Tracker die Oker in Braunschweig von Müll befreien wollen

Die Aktionen kommen an, nach einem Fernsehbeitrag gründet sich sogar ein Ableger des Vereins in Frankfurt am Main. Doch bei den „Clean-Ups“ soll es, wenn es nach Kloska geht, nicht bleiben. Er und sein Verein haben zahlreiche Ideen entwickelt, wie die Stadt sauberer werden kann: Zum Beispiel die Trash-Tracker-Station, eine Art Automat an dem sich engagierte Bürger Greifer und Müllsäcke ausleihen und den gesammelten Müll entsorgen könnten.

Ebenso würde der Verein gerne die Oker von Müll befreien. Als Vorbild nennt Kloska hier etwa das „Magnetfischen“, wie es unter anderem in den Grachten von Amsterdam praktiziert wird. „Durch einen starken Magnet an einem Seil könnte so Metallschrott aus der Oker geborgen werden“. Allerdings bedarf das Magnetfischen einer Sondergenehmigung durch die Behörden des Landes Niedersachsen. Konkreter ist da schon Kloskas Konzept, wie der Verein die Mittel der Digitalisierung nutzen will, studiert er doch Computing und IT mit Schwerpunkt Web-Entwicklung. „Man könnte zum Beispiel in einer Datenbank aufzeichnen, wo wie viel Müll gefunden wird“, sagt er. In Verbindung mit einer digitalen Karte ließe sich so sichtbar machen, wo in der Stadt am meisten Müll herumliegt und wo demnach besonders Bedarf nach mehr Mülleimern besteht.

Greifer und mehr bekommen die Trash-Tracker von Alba. Das Unternehmen entsorgt auch den gesammelten Müll.
Greifer und mehr bekommen die Trash-Tracker von Alba. Das Unternehmen entsorgt auch den gesammelten Müll. © Trash Tracker | Christopher Kloska

Generell begeistern Kloska die Möglichkeiten der Technik beim Thema Müll. „Es gibt Maschinen, die passen in jede Garage, damit ließe sich Plastikmüll recyceln, um daraus etwa Untersetzer zu formen“, sagt er.

Doch all den Ideen zum Trotz: Letztlich kommt es auf die Menschen an. Besonders in den Braunschweiger Parks fällt Kloska auf, wie achtlos vor allem Jugendliche ihren Müll herumliegen lassen, obwohl etwa im Prinzenpark im Sommer zahlreiche zusätzliche Mülleimer auf den Wiesen stehen. Zwar hält er nichts von dem erhobenen Zeigefinger, doch auch hohe Geldstrafen seien ein effizientes Mittel. „Ich war einmal in Singapur, da zahlt man hunderte Euro, wenn man Müll auf die Straße wirft.“ Das Ergebnis: „Da konnte man vom Boden essen“, so Kloska. Ganz so weit würde er nicht gehen. „Mehr Hinweisschilder könnten in den Parks schon helfen“, schlägt er vor.

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Mehr über das Projekt erfahren Sie in unserem Podcast „Yes BS“, zu finden in der E-Paper-App, online, bei Spotify und Apple Podcasts. Die Müllsammel-Termine finden Sie unter trash-tracker.com