Braunschweig. Nach dem Zusammenbruch eines Festgenommenen im Polizeigewahrsam kursieren Gerüchte um Polizeigewalt. Zuvor soll er Gäste eines Lokals verletzt haben.

Wurde der 38-Jährige, der am Neujahrstag im Braunschweiger Polizeigewahrsam zusammenbrach und später starb, Opfer rassistischer Polizeigewalt? Dieser Vorwurf kursiert zurzeit in Sozialen Medien. Veröffentlicht wurde auch ein Foto des aus Guinea stammenden Braunschweigers, das Gesichtsverletzungen zeigen soll.

Die Braunschweiger Staatsanwaltschaft hat ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet. Die Ermittlungen werden vom Zentralen Kriminaldienst der Polizei in Gifhorn geführt. Woran der 38-Jährige gestorben ist, ist laut Hans Christian Wolters, Sprecher der Staatsanwaltschaft weiterhin unklar. Eine Obduktion habe allerdings keine Hinweise auf „relevante beziehungsweise todesursächliche Gewalteinwirkungen“ ergeben.

Braunschweiger Staatsanwalt: Fremdverschulden kann nicht ausgeschlossen werden

Zum Stand der Ermittlungen erklärt der Staatsanwalt: „Ein Fremdverschulden am Tod des 38-Jährigen kann derzeit nicht ausgeschlossen werden, auch wenn es dafür bislang keine Anhaltspunkte gibt.“ Weder gegen konkrete Personen noch gegen Unbekannt bestehe ein Anfangsverdacht.

Aufschluss über die nach wie vor rätselhafte Todesursache erhoffen sich die Ermittler von weiteren toxikologischen und neuropathologischen Untersuchungen – ob also etwa Drogen oder andere Gifte oder auch eine Erkrankung wie zum Beispiel ein epileptischer Anfall zum Tod geführt haben könnten. Solche Untersuchungen dauerten erfahrungsgemäß mehrere Wochen oder sogar Monate.

Wolters zufolge war der 38-Jährige unter anderem wegen eines Drogendelikts vorbestraft.

Im Kultviertel in der Braunschweiger Innenstadt war am Neujahrstag ein Mann festgenommen worden. Im anschließenden Polizeigewahrsam ist er bewusstlos geworden und trotz Reanimation später im Krankenhaus gestorben (Symbolfoto).
Im Kultviertel in der Braunschweiger Innenstadt war am Neujahrstag ein Mann festgenommen worden. Im anschließenden Polizeigewahrsam ist er bewusstlos geworden und trotz Reanimation später im Krankenhaus gestorben (Symbolfoto). © regios24 | Stefan Lohmann

Was geschah im Lokal „Charlie Chaplin“ und im Polizeigewahrsam?

Parallel zur Suche nach der Todesursache laufen Ermittlungen zu dem Geschehen in dem Lokal „Charlie Chaplin“, das den Polizeieinsatz ausgelöst hatte. „Wir hoffen, den genauen und tatsächlichen Hergang aufzuklären und werten auch vorhandenes Videomaterial aus“, erklärt der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Auch etwaige Zeugen würden vernommen.

„Zudem werden selbstverständlich die Umstände im Gewahrsam der Polizei untersucht“, verweist Wolters auf Zeugenvernehmungen, „um die Abläufe während des Aufenthalts des später Verstorbenen möglichst lückenlos rekonstruieren zu können“.

Der 38-Jährige soll Polizeimitarbeiter mit Faustschlägen attackiert haben

Laut Polizeibericht hatte der 38-Jährige am Neujahrsmorgen (Sonntag) in dem Lokal an der Friedrich-Wilhelm-Straße Pfefferspray versprüht und mindestens vier Gäste verletzt. Gegenüber alarmierten Polizeibeamten soll er Widerstand geleistet haben. In seinen Taschen habe die Polizei Betäubungsmittel gefunden, heißt es. Zur Verhütung weiterer Straftaten, so die Polizei Gifhorn, sei er ins Polizeigewahrsam an der Friedrich-Voigtländer-Straße gebracht worden. Es werde vermutet, dass der Mann unter Drogeneinfluss stand, berichtet Wolters.

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Dort soll er Polizeimitarbeiter mit Faustschlägen attackiert haben – woraufhin ihm Handfesseln angelegt worden seien und er sich beruhigt habe. Als eine Ärztin eine Blutprobe nehmen wollte, soll sie den Mann in seiner Zelle bewusstlos vorgefunden haben. Zwar konnte er noch reanimiert werden, ist dann aber in der Nacht zu Dienstag auf der Intensivstation des Städtischen Klinikums gestorben.

Polizei bittet Zeugen, sich zu melden

„Zu weiteren Einzelheiten rund um den Todesfall möchten wir uns vor Abschluss der Ermittlungen nicht äußern“, erklärt Hans Christian Wolters. „Es wäre einfach unseriös wäre, irgendein Halbwissen zu verbreiten.“

Zum Geschehen in der Gaststätte „Charlie Chaplin“ in Braunschweig am Neujahrsmorgen gegen 10 Uhr gibt es noch offene Fragen. Zeugen werden daher gebeten, sich unter Telefon (05371) 9800 bei der Polizeiinspektion Gifhorn zu melden.

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