Braunschweig. Die Braunschweiger Stiftung „The Helping People“ will hundert Prozent von Spendengeldern in ihre Projekte stecken.

Juma lebt in den Straßen von Nairobi. Dort ist sie auch Mutter geworden, ohne ein Dach über dem Kopf, selbst noch ein Kind. Dass ihr Leben wie auch das Leben zahlreicher anderer Menschen nicht in einer Sackgasse der Armut endet, dafür will die Braunschweiger Stiftung „The Helping People“ sorgen. Gegründet haben sie vor einem Jahr die Braunschweiger Judith und Marian Wurm.

Eine eigene Stiftung – wie kam es dazu? Schon seit Jahren hätten sie Organisationen wie „Ärzte ohne Grenzen“ mit größeren Spenden unterstützt, berichtet Marian Wurm. Doch als er seine Marketing-Agentur Löwenstark, die er seit 2006 aufgebaut hatte, im April vergangenen Jahres verkaufte, reifte die Idee, selbst tätig zu werden. Judith Wurm sagt: „Wir wollten eigene Ideen umsetzen können und vor allem dafür sorgen, dass hundert Prozent der Spenden transparent nachweisbar bei den Projekten ankommt.“ Und so gründeten sie Ende 2021.

Der Weltarmutsindex ist Anhaltspunkt dafür, wo das Geld hinfließt

Dass sie Spendengelder nicht in den organisatorischen Überbau, Personalkosten und Marketing stecken müssen, dafür sorgten Erlöse aus den Beteiligungen der Stiftungsgründer an den Unternehmen Löwenstark, Elixr und Gutsmiedl Naturprodukte, so Marian Wurm. „Darüber und über weitere private Mittel refinanzieren wir den Stiftungsbetrieb.“ Darüber hinaus spenden sie auch selbst für die von der Stiftung geförderten Projekte.

Juma wird in Nairobi von der Braunschweiger Stiftung
Juma wird in Nairobi von der Braunschweiger Stiftung "The Helping People" unterstützt. © The Helping People

Wo Sie das Geld der Stiftung einsetzen, entschieden sie zunächst entlang des Weltarmutsindex. „Wo ist die Bedürftigkeit am größten, die auch unsere industrielle Lebensweise verursacht?“, so Judith Wurm. In einem zweiten Schritt schauten sie, an welche vorhandenen Strukturen sie andocken könnten.

„Wir wollen damit auch einen Beitrag dazu leisten, Fluchtursachen zu bekämpfen“

Das ist beispielsweise bei dem Projekt „Transition House“ in Nairobi der Fall, von dem Mädchen wie Juma profitieren sollen. Es gibt bereits ein solches Haus für Jungen, das „The Helping People“ unterstützt. Nun soll ein weiteres Haus für Mädchen eröffnet werden. Antje Biniek, Geschäftsführerin von „The Helping People“, sagt: „Wir wollen die jungen Frauen und Mädchen nicht nur von der Straße holen und medizinisch versorgen. Wir wollen ihnen auch eine Perspektive geben.“

Die jungen Frauen und Männer erhielten ein Bildungsangebot. Ein Mann habe bereits eine Ausbildung zum Mechaniker starten können, ein weiterer in der Gastronomie. Wieder ein anderer habe seinen Führerschein gemacht. „Wir wollen damit auch einen Beitrag dazu leisten, Fluchtursachen zu bekämpfen“, so Biniek. Die Lebensverhältnisse würden verbessert. „Wenn eine junge Frau selbst Geld verdient, muss sie nicht für eine Mitgift verheiratet werden. Eine ausgebildete Jugend kann ihr Land stärken.“

1,3 Millionen Euro an Spenden sind bisher zusammen gekommen

Als ehemalige Integrationsbeauftragte der Stadt Wolfsburg weiß Judith Wurm, wie steinig der Weg für Flüchtlinge ist: „Es ist ein langer Weg, den die Menschen zurücklegen. Und die meisten, die flüchten, wollen gar nicht hier sein, sondern vermissen ihre Heimat. Mit den Bildungsansätzen können wir einen echten Unterschied bewirken.“

Ein weiteres Projekte, das die Stiftung fördert, ist beispielsweise der Bau eines Schultrakts in Äthiopien. In einem Flüchtlingscamp in Afghanistan wird eine Schulerweiterung mitfinanziert, in Dhaka in Bangladesch ein mobiles Bildungsangebot für Straßenkinder, das auch die gesundheitliche Versorgung in den Fokus nimmt. Mit Letzterem seien bereits mehr als 6000 Kinder erreicht worden, so Biniek. Unterstützt wird etwa auch der Weihnachtskonvoi des Round Table Wolfsburg, bei dem Päckchen in osteuropäische Länder verschickt werden.

„Unser Ziel ist es, langfristig Partner für Projekte zu finden, die wir und weitere Spender über die Stiftung unterstützen können“, so Marian Wurm. 1,3 Millionen Euro an Spenden sind bereits zusammengekommen – aus eigenen Mitteln wie auch von externen Spendern. Und natürlich sind sie auch auf der Suche nach Unternehmen und Menschen, die mit einer Spende helfen wollen. Marian Wurm: „Es geht darum, etwas Gutes zu tun.“

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