Braunschweig. Das Aus ist längst beschlossene Sachen: Bis zum Jahr 2028 sollen alle „Förderschulen Lernen“ in Niedersachsen schließen. Doch der Widerstand wächst.

Im Stadtgebiet gibt es nur noch eine Förderschule Lernen: die Astrid-Lindgren-Schule am Tostmannplatz. Nach jetzigem Stand wird es auch diese Schule in einigen Jahren nicht mehr geben, denn beschlossen ist, dass bis 2028 alle „Förderschulen Lernen“ in Niedersachsen schrittweise auslaufen sollen.

Das Land verfolgt seit 2013 das Ziel der inklusiven Schule: Alle Schüler und Schülerinnen mit Lernschwierigkeiten sollen an Regelschulen unterrichtet werden. Drei Förderstunden pro Woche stehen ihnen dort zu, in denen sie besonders gefördert werden, ansonsten sollen sie im Klassenverband unterrichtet werden.

Die Zahl der Förderschulen mit dem Schwerpunkt Lernen ist seit dieser Richtungsentscheidung laut Kultusministerium landesweit von 175 auf 66 gesunken. Der Primarbereich wurde bereits vollständig abgebaut.

Am Samstag startet eine Demo gegen die Schulschließungen am Schlossplatz

Eltern der Förderschulen laufen nun Sturm gegen die Schließung der übrigen Schulen. Ihre Hoffnung mit Blick auf die anstehende Landtagswahl: dass sich das Aus der „Förderschulen Lernen“ noch abwenden lässt. In Braunschweig ist für Samstag, 17. September, eine Demonstration geplant, an der sich Eltern aus ganz Niedersachsen beteiligen wollen (siehe unten).

Übrigens: Alle anderen Formen der Förderschulen mit den Schwerpunkten emotionale und soziale Entwicklung, geistige Entwicklung, körperliche und motorische Entwicklung, Hören, Sehen und Sprache sollen nach Plan des Ministeriums weiterhin vorgehalten werden.

„Im Sinne unserer Kinder, die an der „Förderschulen Lernen“ bestmöglich aufgehoben sind, appellieren wir an das Land, die Schließung zu verhindern“, sagt Melanie Linde, Vorsitzende des Schulelternrates an der Astrid-Lindgren-Schule. Inklusion an sich sei nicht verkehrt, doch sollte den Eltern die Wahlfreiheit gelassen werden: Viele Kinder mit Handicap seien an einer Regelschule gut aufgehoben, die Inklusion sei aber nicht für alle Kinder der richtige Weg, so Linde.

Wie umstritten das Thema in der Politik ist, hat sich jüngst im Schulausschuss und im Rat der Stadt gezeigt: Die CDU hatte beantragt, dass sich die Stadt beim Land Niedersachsen für den Erhalt der Astrid-Lindgren-Schule einsetzen soll. Im Schulausschuss hatte sich eine ganz knappe Mehrheit dagegen ausgesprochen, vom Rat wurde der Antrag dann mit 24 zu 24 Stimmen endgültig abgelehnt.

FDP sammelt Unterschriften für ein Volksbegehren

Die CDU ist überzeugt, dass an der Förderschule die individuellen Bedürfnisse der Schüler besser berücksichtigt werden können – insbesondere auch mit Blick auf den Lehrermangel an Regelschulen. Die SPD vertritt hingegen die Auffassung, dass Schüler mit Lernproblemen vom gemeinsamen Unterricht profitieren. Damit dies gelänge, müssten die Ressourcen entsprechend eingesetzt werden; Doppelstrukturen verschärften die Personalengpässe.

Die FDP in Niedersachsen hat nun ein Volksbegehren zum Erhalt der „Förderschulen Lernen“ initiiert. Damit dieses zugelassen wird, benötigt sie in einem ersten Schritt 25.000 Unterschriften. „Wir werden bei der Demo am Samstag Unterschriften dafür sammeln“, kündigt Melanie Linde an.

In einem zweiten Schritt müssten zehn Prozent der Wahlberechtigten in Niedersachsen unterzeichnen, damit sich der Landtag mit dem Thema befassen muss. Sollte dieser den Erhalt der Förderschule dann ablehnen, „kann in der Folge eine Volksabstimmung den Fortbestand der Förderschule herbeiführen“, heißt es auf der Internetseite der FDP.

Demo am Samstag, 17. September:

- „Geht mit uns auf die Straße“ heißt das Motto der Demo am Samstag, 17. September, für den Erhalt der Astrid-Lindgren-Schule und weiterer Förderschulen Lernen.

- Beginn ist um 13 Uhr vor dem Schloss.

- Die Route: Schlossplatz, Bohlweg, Waisenhausdamm, Münzstraße, Domplatz, Kleine Burg, Schuhstraße/Sack, Neue Straße, Gördelinger Straße, Poststraße, Kohlmarkt, Hutfiltern, Damm, Münzstraße, Dankwardstraße, Bohlweg bis Langer Hof, Schlossplatz.

- Kontakt: mail@ig-foerderschule.de

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