Braunschweig. Wer sorgt eigentlich dafür, dass sich das Riesenrad auf dem Platz der Deutschen Einheit dreht? Hier geben wir die Antwort.

„Unsere Branche erholt sich langsam wieder, aber die Spuren der verfluchten Pandemie sind immer noch da“, sagt Schausteller Mike Ahrend nachdenklich und schiebt einen weiteren Fahrchip über den Tresen. Tja, in normalen Zeiten ist sein Riesenrad an 150 Tagen im Jahr aufgebaut und bereitet viel Freude. Im Moment – beim Stadtsommervergnügen in der Braunschweiger City vor dem Rathaus – ist es gerade mal die Hälfte der Zeit, und darüber kann man schon froh sein

Im Grunde genommen muss man sich doch fragen, warum es diese Idee nicht schon früher gab. Warum es erst einer fiesen Corona-Pandemie bedurfte, um aufs Stadtsommervergnügen zu kommen. Wochen zwischen Frühjahr und Herbst, in denen das Jahrmarktvergnügen der Schausteller mal mitten in die City kommt. Überragt und gekrönt gewissermaßen von einem spektakulären Wahrzeichen – und das auch noch direkt vorm Rathaus: dem Riesenrad.

Ganz neue Bilder einer schönen Stadt von einem sich mählich drehenden bis zu 45 Meter hohen Ausguck ...

Das beschert schließlich eine Stadt aus ganz neuen Blickwinkeln – ein in der Spitze 45 Meter hoher Ausguck, mählich rotierend, gleichsam ein traumhaftes Drehmoment über den Dächern einer schönen Stadt. City-Fahrstuhl. Noch bis zum 14. September ...

Speziell bei Einbruch der Dunkelheit einfach märchenhaft: Riesenrad auf dem Platz der Deutschen Einheit.
Speziell bei Einbruch der Dunkelheit einfach märchenhaft: Riesenrad auf dem Platz der Deutschen Einheit. © regios24 | Stefan Lohmann

Wir wollten wissen, wer das Riesenrad auf dem Platz der Deutschen Einheit betreibt – und treffen Mike Ahrend (51) aus Eldagsen, das südlich von Hannover liegt. Zu seiner Schaustellerfamilie mit zwei Achterbahnen und eben dem Riesenrad gehören die Eltern, die einst den Betrieb gründeten, Ehefrau Emma-Maria, zwei Kinder – und noch zwei Schwestern, beide verheiratet.

Vier Sattelauflieger benötigt der Schwertransport, um das Riesenrad nach Braunschweig zu bringen

Ihr Flaggschiff, keine Frage, das ist das Riesenrad. Vier Sattelauflieger benötigt der Schwertransport, um es nach Braunschweig zu bringen, fünf Leute müssen es zwei Tage lang aufbauen. „So eine Anlage kostet heutzutage bis zu zwei Millionen Euro“, sagt Mike Ahrend im Gespräch, während er die Fahrchips verkauft.

160 Menschen können bei so einer Fahrt ein paar Luftrunden mitfahren, mitschweben, mitträumen. Zwischen Aufstieg und Abstieg – der Gipfel! Speziell bei Einbruch der Dunkelheit einfach märchenhaft.

Für die Schausteller aber auch mit dem Risiko der gewaltigen Investition, des Transports, des Aufbaus, ja, und auch der wirtschaftlichen Schwankungen verbunden. Und in der sogenannten Corona-Zeit war erst recht alles schwierig. Immerhin stand das Riesenrad schon vergangenen Sommer für ein paar Wochen vorm Rathaus.

Warum hängt man an der Sache? Mike Ahrend muss nicht lange nach einer Antwort suchen: „Ja, warum, weil man eben mit Herzblut und Seele Schausteller ist. Das ist wie eine Berufung. Und keiner arbeitet schließlich hart, um nicht auch Geld zu verdienen.“

Auch die Braunschweiger Innenstadt-Kaufleute freut es, wenn so ein Magnet die Leute in die City lockt

Das Riesenrad, so ist es, es ist stets auch ein schillerndes Aushängeschild für jeden Jahrmarkt. Und jetzt auch für die Stadt beim Stadtsommervergnügen. Win-Win gewissermaßen – schöne, starke Bilder für die einen, endlich mal wieder Einnahmen für die anderen. Und auch die Innenstadt-Kaufleute freut’s, wenn so ein Magnet die Leute in die City lockt. Rein sachlich alles per Sondernutzungserlaubnis der Stadt eingetütet und vom Schaustellerverband Region Harz und Heide professionell organisiert.

Von Braunschweig aus geht’s für Familie Ahrend dann nach dem Abbau mit dem Riesenrad nach Gütersloh zur Michaeliswoche, dort ebenfalls in der Innenstadt. „Und dann schon Richtung Weihnachtsmärkte.“

Apropos. Wie wär’s eigentlich mal mit so einem Riesenrad auf dem hiesigen Weihnachtsmarkt? Das bescherte aber noch mal ganz andere schöne Perspektiven von ganz oben. Ja, Mike Ahrend würde das gern machen, hat es sogar in den vergangenen beiden Jahren schon beantragt und könnte sich vorstellen, falls gewünscht und genehmigt, das Riesenrad mit Weihnachts-Deko auf dem Schlossplatz aufzustellen. „Das wäre der ideale Standort“, sagt er. Man wird sehen.

Und wenn wir schon beim Pläneschmieden sind: Das Stadtsommervergnügen könnte ja auch regelmäßig wiederkommen. Sommer in der Stadt!