Braunschweig. Die Stadtverwaltung stellt ihren Energie-Sparplan vor. Das ändert sich in Büros, Schulen und Sporthallen.

Die Stadtverwaltung Braunschweig hat einen ersten Plan fertig, um, so fordert es die EU, 15 Prozent Gas einzusparen. Zusammengestellt ist der Plan von der Arbeitsgruppe, die auf den griffigen, aber gruseligen Namen „Krisenstab Gasmangellage“ hört. Oberbürgermeister Thorsten Kornblum sprach von einem „Plan mit Augenmaß“.

Den Sparplan wird man schnell bemerken. Die Stadt wird die Beleuchtung ihrer repräsentativen Gebäude abstellen. Nachts wird es dunkler werden in der Innenstadt. Hochbau-Dezernent Holger Herlitschke: „Das wird einige Zeit dauern. Es müssen Umprogrammierungen der Beleuchtung erfolgen. Wir stehen auch mit Land und Kirchen in Kontakt, damit sie dem Beispiel folgen.“ Auch Brunnen sollen abgestellt oder nur eingeschränkt betrieben werden. Ausnahmen werden auf jeden Fall Hagenmarkt, Ritterbrunnen und Platz der Deutschen Einheit sein. Eine Liste wird vorbereitet.

Fest stehen auch Temperatur-Absenkungen. 15 Grad Celsius in Sporthallen. 20 Grad Celsius in Schulen und Verwaltungsbüros. Sobald rechtlich möglich, soll dort eine Absenkung auf 19 Grad erfolgen. Oberbürgermeister Kornblum: „Kitas bleiben von der Temperatur-Absenkung ausdrücklich ausgenommen. Wir sparen nicht bei den Jüngsten.“

Die Beleuchtung wird abgeschaltet. Der Ritterbrunnen vor den Schloss-Arkaden wird aber weiterhin sprudeln.
Die Beleuchtung wird abgeschaltet. Der Ritterbrunnen vor den Schloss-Arkaden wird aber weiterhin sprudeln. © Sierigk, Peter Sierigk, Peter | Peter Sierigk

In Fluren, Treppenhäusern und Foyers soll die Vorgabe – mindestens 12 Grad Celsius – aufgehoben werden. Lediglich Frostsicherheit soll gewährleistet sein. Aber, so Herlitschke: „Das muss mit Augenmaß geschehen. Es macht wenig Sinn, wenn auf den Fluren nicht geheizt wird, dies aber mit einer Temperaturerhöhung in den Räumen an den Fluren ausgeglichen werden muss.“

Heizungsanlagen werden optimiert

Die Temperatur-Absenkungen könnten frühstens am 1. Oktober greifen. Dann beginnt bei der Stadt die Heizperiode. Erwogen wird, im nächsten Jahr erst am 31. Oktober mit dem Heizen zu beginnen. Abhängig vom Wetter.

Die Stadtverwaltung hat außerdem bereits Vorbereitungen getroffen, die Heizanlagen zu optimieren. Mit Firmen, die Rahmenverträge mit der Stadt abgeschlossen haben, sei bereits die Vereinbarung getroffen worden, den sogenannten hydraulischen Abgleich beschleunigt vorzunehmen. Der Abgleich erhöht die Effizienz der Heizkörper in Gebäuden.

Ampeln werden nicht angefasst. Die Straßenbeleuchtung wird nicht reduziert. Der Oberbürgermeister: „Wir wollen nicht, dass fehlende Straßenbeleuchtung für Angsträume sorgt.“

Warmwasser in den Duschen von Sporthallen und den Funktionsgebäuden von Vereinen wird bleiben. Eine Gefahr durch Legionellen soll so verhindert werden. Kornblum: „Ich bin kein Freund davon, Duschen in den privaten Bereich zu verlagern. Dies gilt auch für Home-Office. Es ist schließlich nicht so, dass Privat-Räume ohnehin den gesamten Tag geheizt werden. Die Realität ist, dass nur geheizt wird, wenn die Räume auch genutzt werden.“

Corona-Lüften lässt Heizkosten steigen

Dahinter steht auch die tiefe Sorge: „40 Prozent der Haushalte gelten als nicht sparfähig und können darum die erhöhten Energiepreise nicht ausgleichen“, so der Oberbürgermeister. Entlastungen vom Bund soll es geben. Das Land Niedersachsen hat zusätzlich 50 Millionen Euro in Aussicht gestellt, um Haushalte zu entlasten. Bedingung: Energieversorger und Kommunen sollen ebenfalls je 50 Millionen Euro zuschießen. An Richtlinien werde zurzeit gefeilt. Kornblum: „Es kann am Ende aber nicht Aufgabe der Kommunen sein, eine zweite Verwaltung aufzubauen, um Bedürftigkeit festzustellen.“

Ob Braunschweig tatsächlich das 15-Prozent-Ziel erreicht, ist noch längst nicht ausgemacht. Absenkung der Temperatur in Sporthallen auf 15 Grad, hydraulischer Abgleich sowie Frostschutz in Fluren, Treppenhäusern, Foyers lassen eine Einsparung von zusammen etwa 4 Prozent erwarten. Absenkung der Heizung auf 19 Grad in Schulen und Verwaltung etwa 4,27 Prozent. Der größte Einsparungsbrocken, etwa 9,6 Prozent, kommt erst zum Tragen, wenn wegen Corona im Winter nicht mehr gelüftet werden muss.

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