Braunschweig. Ein kommerzieller Veranstalter hat sich das Namensrecht sichern lassen. Die Schüler aber wollen sich die Party davon nicht verderben lassen.

Die Party ist schon älter als viele Schüler im Organisationsteam: Seit 2005 findet am letzten Schultag vor den Sommerferien stets eine kostenlose Party für alle Schüler und Schülerinnen im Bürgerpark statt. „School’s Out“ hieß die Party viele Jahre lang. Doch jetzt müssen sich die Schüler einen neuen Namen überlegen – ein kommerzieller Veranstalter hat sich das Namensrecht für diese Region sichern lassen und die Stadt aufgefordert, den Namen nicht mehr zu verwenden.

Party im Bürgerpark hinter der VW-Halle: Über Jahre war das die „School's-Out-Party“ in Braunschweig, jetzt darf sie den Namen nicht mehr nutzen. Das Archivfoto zeigt die Party im Jahr 2018.
Party im Bürgerpark hinter der VW-Halle: Über Jahre war das die „School's-Out-Party“ in Braunschweig, jetzt darf sie den Namen nicht mehr nutzen. Das Archivfoto zeigt die Party im Jahr 2018. © Philipp Ziebart/ Bestpixels.de

Es ist Tradition in Braunschweig, dass die Jugendförderung der Stadt die große Sause jedes Jahr gemeinsam mit dem Stadtschülerrat organisiert. In den letzten beiden Jahren musste die Party wegen Corona ausfallen. „Wir wollten jetzt wieder voll durchstarten, doch nun wirft man uns Knüppel zwischen die Beine“, bedauert Sozialarbeiter Philipp Heinemann, der sich am Donnerstag mit den Schülern getroffen hat und ihnen die schlechte Nachricht überbrachte. Armbänder und Shirts, die bereits gedruckt waren, sind nun Makulatur.

„Der Name ist egal. Wir werden die Leute wieder in den Park bekommen.“

Bis zu 6.000 Schüler und Schülerinnen hatte die Party vor Corona, als sie sich noch „School’s Out“ nennen durfte, angezogen. Und so soll es bleiben, wenn es nach dem Organisationsteam geht. Heinemann sagt kämpferisch: „Der Name ist egal. Wir werden die Leute wieder in den Park bekommen. Gleicher Ort, gleiche Zeit – es wird wie immer eine coole Party mit neuem Namen.“

Die Schüler bedauern den Ärger: „Der alte Partyname hatte einen hohen Wiedererkennungswert“, sagt Gina Schmidt (18) von der Ricarda-Huch-Schule. Fabian Zöller, Abiturient der Neuen Oberschule, fügt hinzu: „Es gibt bereits Verwirrung in der Schülerschaft, weil es den alten Namen ja noch gibt, allerdings handelt es sich dabei um eine ganz andere Veranstaltung.“

Nun muss also ein neuer Name her. Bevor die Veranstalter mit diesem an die Öffentlichkeit gehen, wollen sie sich jedoch die Namensrechte sichern. „Wir machen nicht zweimal denselben Fehler“, erklärt Martin Albinus, Leiter des Fachbereichs Kinder, Jugend und Familie der Stadt Braunschweig.

Auf der Party im Bürgerpark werden die Rapper „Negatiiv OG, Sin Davis“ auftreten

Martin Albinus, Leiter des Fachbereichs Kinder, Jugend und Familien der Stadt Braunschweig.
Martin Albinus, Leiter des Fachbereichs Kinder, Jugend und Familien der Stadt Braunschweig. © Peter Sierigk

Niemals, sagt er, hätte er damit gerechnet, dass jemand den Schülern den Partynamen streitig machen würde. Aus seiner Verärgerung macht er keinen Hehl: „Ich finde das richtig unverschämt. Es ist eine Frechheit, den Schülern nach zwei Jahren Corona eine solche Einschränkung aufzubürden. Von uns werden die Schüler alle Unterstützung erhalten, damit es eine gute Party wird.“

Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft. Und die Zeichen stehen gut: Das Budget für die Party von normalerweise rund 10.000 Euro fällt in diesem Jahr deutlich höher aus als üblich: Bestände aus den Corona-Jahren und rund 8.000 Euro öffentliche Fördergelder aus dem Programm „Startklar in die Zukunft“ stehen zur Verfügung. So konnten neben weiteren DJs auch die Rapper „Negatiiv OG, Sin Davis“ gebucht werden – eine Kombo aus Braunschweig, die gerade auch weit über die Region hinaus heiß gehandelt wird.

Im Jahr 2005 hat die Party, deren Name nun anderweitig verwendet wird, erstmals im Bürgerpark stattgefunden. Ziel war damals, die unorganisierten Party-Gelage am Bohlweg, bei denen es oft Ärger mit Alkohol und Streitigkeiten gegeben hatte, in geordnetere Bahnen zu lenken. Kostenlos findet die Party seitdem statt, stets mit Augenmaß begleitet von Johannitern und Maltesern, Feuerwehr und Polizei. Wasser gibt es kostenlos, und Armbänder in verschiedenen Farben zeigen an, wer schon Bier oder Hochprozentiges trinken darf. Gerade die Eltern jüngerer Schüler schätzen diese Sicherheit.

Den Namen „School’s Out“ trägt jetzt ein kommerzielles Festival

Was passiert nun mit dem alten Namen? Es wird ein Outdoor-Festival namens „School’s-Out“ am Abend geben. Der kommerzielle Veranstalter wirbt schon seit Monaten im Internet für dieses Festival und hatte unserer Redaktion im März gesagt, dass er dieses gerne fest in Braunschweig etablieren will. Dafür hat er nun die Namensrechte für die Region erworben und die Stadt aufgefordert, diesen Namen nicht mehr zu verwenden. Laut Stadtverwaltung ist die rechtliche Lage damit eindeutig.

Pikant: Der Gründer der Agentur, Joris Ameln (22), hat als Schüler mehrere Jahre lang die große Party im Bürgerpark mitorganisiert, hat sich etwa um Sponsoring- und Booking-Verträge gekümmert. Auf Anfrage antwortet der gelernte Veranstaltungskaufmann per Mail: „Ich möchte hervorheben, dass wir sehr dankbar auf die gemeinsame Arbeit mit der Stadt Braunschweig über die letzten Jahre zurückblicken. Umso wichtiger ist es für uns, die Zusammenarbeit im Guten abzuschließen.“

Joris Ameln bietet der Stadt Unterstützung an beim „Rebranding“

Er und sein Team hätten sich in den letzten Jahren dafür eingesetzt, dass „der Marken-Eigentümer der Wortmarke School’s Out von eventuellen Schadenersatzansprüchen aufgrund widerrechtlicher Nutzung“ absieht. Und weiter: „Als exklusiver Lizenznutzer der Wortmarke wollen wir nun nach vorne schauen und die durch uns erarbeitete Brand nach unseren eigenen individuellen Vorstellungen weiterentwickeln und wachsen lassen.“ Man wolle School’s Out „auf ein neues Level heben“.

Zusammenhalt sei wichtig für die Stärkung der regionalen Veranstaltungsszene, deshalb: „Bei Bedarf bieten wir für das Rebranding (also den Aufbau einer neuen Marke; Anmerkung der Redaktion) der Vormittagsveranstaltung der Stadt Braunschweig gerne unsere Unterstützung an.“

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DIE VERANSTALTUNGEN:

Am letzten Schultag, dem 13. Juli 2022, finden nun zwei Großveranstaltungen für Schüler und Schülerinnen in Braunschweig statt (neben vielen Themenabenden in Clubs und Bars):

- Wie immer wird es die große Open-Air-Party auf der Wiese hinter der VW-Halle geben. Sie startet direkt nach der Zeugnisvergabe, ist kostenlos und ohne Altersbeschränkung. Sobald der neue Name feststeht und gesichert ist, wird die Veranstaltung beworben.

- Um 21 Uhr startet das kommerzielle „School’s-Out-Festival“ für Schüler ab 16 Jahren. Das Ticket für die Outdoor-Veranstaltung kostet im Vorverkauf 9,99 Euro.

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