Braunschweig. Sabine Auschra wollte eigentlich von Braunschweig nach Bonn, fuhr dann aber doch an die Nordsee. Das 9-Euro-Ticket machte es möglich.

Was macht man mit dem 9-Euro-Ticket? Sabine Auschra hat Donnerstag getestet. Beginn um 6.20 Uhr am Hauptbahnhof Braunschweig. Rückkehr um 22 Uhr. Eine Reise, die eigentlich zu einer Ausstellung in Bonn führen sollte, die jedoch an der Nordsee-Küste endete.

Mit dem ÖPNV ist Sabine Auschra bestens vertraut. Bahncard 25 und Abo-Ticket der BSVG. Das Abo enthält das 9-Euro-Ticket. „Meine Sorge war, dass die BSVG-Abo-Card bei Kontrollen Fragen aufwirft. Das war aber nicht der Fall. Kontrolliert wurde ich allerdings auch nur einmal bei Hannover.“

Dort änderte sie auch ihren Reiseplan. Durchsage im Zug: Baustelle bei Bückeburg. Schienenersatzverkehr. Zu kompliziert. Zeitverlust. Im Bahnhof Wunstorf wurde unplanmäßig ausgestiegen. Die Reise nach Bonn hätte regulär wohl ungefähr 80 bis 100 Euro gekostet. Mit Frühbucher-Rabatt wahrscheinlich nur die Hälfte. Eine plötzliche Änderung des Reiseplans macht aber nur das 9-Euro-Ticket möglich. Von Wunstorf ging es darum nicht Richtung Rheinland, sondern nach Norden. Zur Nordsee-Küste.

Fischbrötchen am Nordsee-Strand

Sabine Auschra fuhr mit dem 9-Euro-Ticket nach Norddeich.
Sabine Auschra fuhr mit dem 9-Euro-Ticket nach Norddeich. © JS | Privat

„Man fühlte sich an alte Interrail-Zeiten erinnert. In den Zügen waren viele junge Menschen unterwegs“, erzählt die 66-Jährige. Als Rentnerin habe sie Zeit. „Weil gerade der Zug Richtung Norddeich kam und es sich um eine Direktverbindung handelte, die ein Umsteigen nicht nötig machte, bin ich einfach nach Norddeich gefahren.“ Kurz nach 11 Uhr war sie dort.

Norddeich: knapp 1300 Einwohner. Auf eine Nordsee-Insel hätte sie von dort aus per Fähre weiterfahren können. Ein Waloseum und eine Seehund-Station gibt es dort. Per Bus könnte man auch das Umland erkunden. „Nicht mein Fall. Ich hatte fünf Stunden im Zug gesessen. Maske musste getragen werden.“ Also: Beine vertreten, Spaziergang am Nordsee-Strand, Windsurfern zusehen, Fischbrötchen.

Auf direktem Weg zurück nach Braunschweig wollte Sabine Auschra aber nicht: „Das Reisen ist viel entspannter, wenn man Zwischenstopps einlegt. Das kann ich jedem nur raten.“ Eisenbahn-Wandern, wie es nur das 9-Euro-Ticket zulässt. Auch per Regionalzug schwinden die Entfernungen. Es ging von Norddeich nach Emden. Ankunft 14.39 Uhr. Knapp zwei Stunden Aufenthalt. „Die Stadt kenne ich. Ich habe dort mein Lieblingscafé besucht.“

Maskenpflicht in Zügen

Der schöne Nachmittag endet um 17.17 Uhr. Heimfahrt Richtung Hannover. „Es wurde zwar voller. Aber überfüllt waren die Züge während der gesamten Reise nie.“ Die Stimmung sei allerdings ausgelassener geworden. „Es war wohl Alkohol im Spiel. Es wurde gesungen. Die Schaffner waren gefordert, weil sie die Maskenpflicht durchsetzen mussten. Für das Personal war es sicherlich kein ganz einfacher Arbeitstag.“

In Hannover hätte Sabine Auschra eigentlich gern einen weiteren längeren Zwischenstopp einlegen wollen. „Aber es war nicht ganz klar, ob ich in Braunschweig noch meinen Anschluss-Bus erreicht hätte. Das war mir etwa zu heikel.“

Ihr Fazit nach dem 9-Euro-Ausflug Braunschweig – Nordsee und zurück: „Man sollte Reisen gut vorbereiten und keine Warnhinweise der Deutschen Bahn ignorieren. Längere Fahrten, die auch noch mit Terminen verbunden sind ­– ich wäre vorsichtig.“