Braunschweig. Die BSVG verkauft binnen 48 Stunden 10.000 Tickets, insgesamt sind es schon fast 24.000. Der Fahrradclub ADFC erwartet Probleme am Hauptbahnhof.

Das 9-Euro-Ticket entwickelt sich in Braunschweig zu einem absoluten Verkaufsrenner. Die BSVG verkauft an nur zwei Tagen 10.000 Tickets. Mittlerweile gibt es allerdings auch Zweifel, ob problemloses Reisen tatsächlich möglich sein wird.

Vergangenen Mittwoch startete der Verkauf der 9-Euro-Tickets bei der BSVG. Bis Sonntag waren 13.500 Tickets verkauft. Montag, so berichtete BSVG-Sprecher Felix Weitner, kamen weitere 4000 Tickets hinzu. Am Dienstag waren es sogar 6000. Eventuell hätten es mehr sein können. Die BSVG-App, über die das 9-Euro-Ticket auch gekauft werden kann, bereitete Probleme. „Die sind mittlerweile nach einen Software-Update aber behoben.“

Um die bisherige Verkaufszahl von 23.500 Tickets besser einordnen zu können: Laut BSVG gibt es momentan 15.500 Besitzer von Abo-Tickets in Braunschweig. Sie kommen automatisch in den Genuss der Vorzüge. Wobei die BSVG der Annahme ist, dass spätestens Mitte Juli die Verkaufszahlen für das 9-Euro-Ticket erneut stark in Braunschweig steigen werden.

BSVG meistert ersten Andrang

Grund: Die fast 9000 Braunschweiger Schüler, die eine Sammel-Schülerzeitkarte besitzen, können die Karte zwar bis zum Beginn der Sommerferien ebenfalls deutschlandweit für Fahrten im Nahverkehr nutzen. Während der niedersächsischen Schulferien, 14. Juli bis 24. August, jedoch nicht. Weitner: „Für die Ferienzeit können sich auch Schüler ein 9-Euro-Ticket kaufen, wenn sie den ÖPNV nutzen möchten.“

Weitner berichtete von einem vergleichsweise ruhigem Start in die neue 9-Euro-Ticket-Zeit in Braunschweig: „Wir haben den Eindruck gewonnen, dass Mittwochmorgen mehr Fahrgäste in unsere Fahrzeuge eingestiegen sind, wobei die Anzahl insgesamt noch auf einem normalen Niveau lag.“ Der BSVG lägen allerdings auch Meldungen von einzelnen vollen Fahrzeugen vor, „was im Schüler- und Berufsverkehr aber auch im Regelbetrieb ohne 9-Euro-Ticket vorkommt. Insgesamt waren unsere Kapazitäten für den ersten Andrang groß genug.“

Probleme im Berufsverkehr möglich

Der Rat des BSVG-Sprechers lautet gleichwohl: „Während des Schüler- und Berufsverkehrs können nach unseren Erfahrungen einzelne Fahrten stark ausgelastet sein. Also in der Zeit zwischen 7 und 7.30 Uhr, zum Schulschluss um 13 Uhr sowie Nachmittags zwischen 15 und 17 Uhr.“ Trotz des günstigen 9-Euro-Tickets gelte jedoch: „Unser Personal kontrolliert selbstverständlich weiterhin die Fahrscheine in den Fahrzeugen.“

Mit höchst gemischten Gefühlen verfolgt in Braunschweig der Fahrradclub ADFC den Start in die 9-Euro-Ticket-Zeit. Vorsitzende Susanne Schroth sagt: „ÖPNV, Radfahrer und Fußgänger bilden gemeinsam den Umweltverbund. Das Miteinander wird nun auf die Probe gestellt und Schwachstellen werden deutlich wie nie sichtbar.“

Die größten Probleme werden am Hauptbahnhof erwartet. Die ADFC-Versitzende verweist darauf, dass am Hauptbahnhof rund 1000 Fahrradparkplätze fehlen. 300 abschließbare und überdachte Parkplätze sind zwar geplant, werden aber erst in zwei Jahren fertig.

Wird die Fahrrad-Mitnahme beschränkt?

Zudem: Die BSVG sei nicht optimal auf die Mitnahme von Fahrrädern eingerichtet. Dies belege der Fahrradklima-Test, so Schroth. Weitner meint: „Eine Garantie, dass das Fahrrad mitkommt, gibt es nicht. Denn auf besonders beliebten Strecken wird es möglicherweise eng in den Fahrzeugen. Vorrang bei der Mitnahme haben grundsätzlich Kinderwagen und Reisende mit Mobilitätseinschränkungen.“

Schroth ist der Ansicht: „Ich rechne damit, dass es nach dem Pfingstwochenende Beschränkungen bei der Mitnahme von Fahrrädern geben wird. Der ÖPNV ist nicht darauf eingerichtet, plötzlich massenhaft Fahrräder zu transportieren.“

Weitner verweist auf eine weitere Besonderheit, die 9-Euro-Ticket-Nutzer beachten müssen. In Niedersachsen bestehen weiterhin Corona-Auflagen, die einzuhalten sind. Heißt: Für Fahrgäste im ÖPNV gilt weiterhin die Masken-Pflicht. Ausgenommen davon sind nur Kinder bis zum sechsten Lebensjahr. „Kinder bis zum vollendeten 14. Lebensjahr müssen eine einfache medizinische Maske tragen. Wer älter ist, ist zum Tragen einer medizinischen Maske mit mindestens FFP2-, KN 95- oder gleichwertigen Schutzstandards verpflichtet.“