Braunschweig. Bei der BSVG steigen die Tagesverkäufe weiter. Die Vorbereitungen auf den Pfingst-Ansturm beginnen. Die Bahn setzt mehr Servicepersonal ein.

Der Ansturm auf die 9-Euro-Tickets in Braunschweig lässt nicht nach. Im Gegenteil. Am Mittwoch verzeichnete die BSVG den bislang stärksten Tagesverkauf: Rund 6500 Braunschweiger legten sich ein 9-Euro-Ticket zu.

Das bedeute, so BSVG-Sprecher Felix Weitner: „Wir haben nun bereits rund 30.000 9-Euro-Tickets verkauft.“ Fast jeder achte Braunschweig hat allein bei der BSVG ein 9-Euro-Ticket gekauft. Von anderen Anbietern kennt man genaue Zahlen nicht: Die Deutsche Bahn spricht von bundesweit 2,7 Millionen. Die Westfalenbahn, deren Züge Braunschweig mit Emden verbinden, hat bislang 21.000 Tickets verkauft.

Gut bislang: Im Streckennetz der BSVG haben die zusätzlichen 9-Euro-Ticket-Nutzer keine Relevanz entwickelt. Sprecher Weitner: „Der erste Eindruck von Mittwoch hat sich bislang bestätigt: Der Betrieb im Fahrdienst verläuft weiterhin normal. Es sind bislang keine Probleme aufgetreten, die auf das 9-Euro-Ticket zurückzuführen sind.“

Auch ÖPNV-Spezialist Leonhard Pelster, ehrenamtlich engagiert bei MoveBS und dem Verkehrsclub Deutschland in Braunschweig, sagt: „Vom 9-Euro-Ticket wird man wohl in Braunschweig unter der Woche wenig spüren. Mit dem Rad ist man in aller Regel schneller als Busse und Straßenbahnen unterwegs. Die Auswirkungen des 9-Euro-Tickets wird man vorrangig im Freizeitverkehr spüren. Erstmals am Pfingst-Wochenende.“

Die BSVG setzt längere Busse ein

Die BSVG habe bereits Vorkehrungen getroffen, so Weitner: „Am Pfingst-Wochenende rechnen wir mit einigen Fahrgästen, die das 9-Euro-Ticket ausprobieren wollen. Wir werden daher auf einigen Linien nach Verfügbarkeit Gelenk- statt Solobusse einsetzen, um mehr Kapazitäten für unsere Fahrgäste bereitzustellen.“

Auch die Deutsche Bahn trifft in Braunschweig Vorbereitungen. Eine Sprecherin der Deutschen Bahn kündigte an: „An den Wochenenden ist in Braunschweig von 8 bis 18 Uhr zusätzliches Servicepersonal im Einsatz.“

Die Westfalenbahn, deren Züge von Braunschweig über Hannover, Osnabrück bis nach Rheine fahren, hat ebenfalls reagiert. Sprecher Stefan Dietrich sagt: „Von Rheine aus besteht eine Verbindung nach Emden. Wer will, kann von dort aus die Fähre nach Borkum nehmen. Die Strecke ist höchst attraktiv für Reisen per 9-Euro-Ticket. Ab Rheine sind unsere Züge mittlerweile doppelt so lang.“

Wobei jedoch Leonhard Pelster meint: „Grundproblem ist: Wer am Wochenende reist, trifft am Ankunftsort auf einen höchst eingeschränkten ÖPNV. Je kleiner der Ort, desto ausgedünnter ist der Fahrplan zum Beispiel bei Bussen. Die Fahrrad-Mitnahme wäre zwar die Lösung, aber das Angebot im Zugverkehr kann nicht so schnell ausgeweitet werden.“

Mit Fahrrad muss man eventuell warten

Bei der Westfalenbahn bedeute das zum Beispiel, so Dietrich: „Die Mitnahme ist möglich, solange sie möglich ist.“ Konkret: „Bis Rheine gibt es in jedem Zug 15 Fahrrad-Stellplätze. Ab Rheine in Richtung Emden gibt es zwar 48 Fahrrad-Stellplätze. Aber der Zug kommt aus der Fahrradstadt Münster. Eventuell muss man auf den nächsten Zug warten.“ Sonntags fahren die im Stundentakt.

Die Deutsche Bahn werde in großen Bahnhöfen Fahrgäste mit sogenannten Fahrradlotsen unterstützen, so die Sprecherin. Mehr Sicherheitskräfte sollen unterwegs, mehr Reinigungspersonal im Einsatz sein. An der Nord- und Ostsee werden Bereitschaftsbusse mit Fahrradanhängern eingesetzt. Ein Fahrrad-Tagesticket lässt sich zwar buchen, aber eine Stellplatz-Reservierung gibt es nicht. Die Sprecherin: „Auch dort, wo die Mitnahme von Fahrrädern grundsätzlich möglich ist, können wir als DB nicht immer garantieren, dass die Fahrradmitnahme bei jeder Fahrt mit unseren Zügen umsetzbar ist.“ Sie verweist auf das Bike-Sharing, das die Bahn anbietet.

Im Internet findet man das Angebot unter dem Suchbegriff „Call a Bike“. 80 Stationen gibt es bundesweit. Eine davon auch in Braunschweig. Von ihr sagt Leonhard Pelster: „Wer das Angebot kennt, der weiß: Das Angebot der Leihräder wird weder hier noch an den anderen Stationen reichen.“ Und dennoch ist er vom 9-Euro-Ticket überzeugt: „Für den Familienurlaub am Timmendorfer Strand wollten wir eigentlich einen Leihwagen buchen. Die sind mittlerweile sehr teuer geworden. Wir fahren mit dem 9-Euro-Ticket.“