Braunschweig. Der Wohnstandort in der Nordstadt, wo zunächst Studenten wohnen konnten, wird jetzt für Geflüchtete aus verschiedensten Ländern benötigt.

Im Zuge der Flüchtlingskrise vor einigen Jahren hatte die Stadt ab 2016 insgesamt acht Wohnstandorte gebaut: in Melverode, Bienrode, Gliesmarode, Lamme, Hondelage, Ölper, in der Gartenstadt und in der Nordstadt. 2020 wurde noch die Saarbrückener Straße als Erstaufnahmeeinrichtung mit rund 100 Plätzen in Betrieb genommen. 2021 folgte der Pippelweg ebenfalls mit 90 Plätzen.

Die beiden Standorte in Ölper (Biberweg) und in der Nordstadt (Mendelsohnstraße) waren Ende 2017 zunächst an das Studentenwerk OstNiedersachsen für studentisches Wohnen übergeben worden. Der Grund: Wegen geringerer Zuweisungszahlen wurden nicht alle der acht Gebäude sofort und auf Dauer für die Unterbringung von Geflüchteten benötigt. Inzwischen hat sich die Lage aber geändert: Schon seit 2020 wird der Standort Ölper als Unterkunft für Geflüchtete genutzt. Und jetzt kommt auch die Unterkunft in der Nordstadt als Wohnstandort für Geflüchtete zum Einsatz, wie die Stadtverwaltung mitteilt.

Tag der offenen Tür am 30. Mai

„In das Gebäude an der Mendelssohnstraße 8 werden ab Ende Mai geflüchtete Familien, Paare und allein reisende Personen einziehen“, kündigt die Stadt an. Insgesamt sei Platz für 100 Menschen. Bürgerinnen und Bürger haben am Montag, 30. Mai, von 17 bis 18.30 Uhr die Möglichkeit, das Gebäude zu besichtigen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung stehen dann für Fragen zur Verfügung.

„Der Wohnstandort ist nicht für die Unterbringung von Kriegsvertriebenen aus der Ukraine vorgesehen, für die inzwischen ausreichend Unterbringungskapazitäten vorhanden sind“, erläutert die Stadtverwaltung. „Vielmehr haben sich in den vergangenen Jahren in Braunschweig die Zahlen zugewiesener Flüchtlinge aus anderen Ländern kontinuierlich erhöht, sodass die Stadt weitere Kapazitäten für die Unterbringung brauchte.“

Neben dem Wohnstandort Nordstadt werde derzeit eine weitere Unterbringung fertiggestellt: Es handelt sich um das Hochhaus an der Otto-von-Guericke Straße, das die Stadt zu diesem Zweck anmietet. Die Inbetriebnahme sei für den Spätsommer 2022 vorgesehen. Auch hierfür werde ein Tag der offenen Tür geplant.

Netzwerk aus Ehrenamtlichen entsteht bereits

Der Wohnstandort Nordstadt befindet sich im Univiertel in direkter Nachbarschaft zum TU-Campus Ost und dem TU-Sportplatz. Das Gebäude ist in Massivbauweise errichtet und mit den anderen nach 2016 errichteten Wohnstandorten identisch. Es ist zweigeschossig mit insgesamt 28 Wohneinheiten verschiedener Größe, zwei davon behindertengerecht. Außen herum befinden sich Rasenflächen. „Jeder Bewohnerin und jedem Bewohner stehen bei Vollbelegung rechnerisch eine Wohnfläche von elf Quadratmetern sowie Anteile an der Gemeinschaftsfläche zur Verfügung“, so die Stadt.

Vor Ort werden demnach ein Sozialarbeiter und ein Unterkunftswart in Vollzeit tätig sein. „Ergänzend wird ein Sicherheitsdienst sicherstellen, dass außerhalb der Dienstzeiten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Ansprechpartner vor Ort sind“, heißt es in der Pressemitteilung. „Je nach Zuweisungen des Landes Niedersachsen wird auch an diesem Standort versucht, die Bewohnerstruktur mit Paaren, Familien und allein reisenden Personen und Nationalitäten gemischt zu gestalten.“ Nach den bisherigen Erfahrungen an den anderen Wohnstandorten für Geflüchtete sei eine solche Struktur für das Zusammenleben positiv.

In der Nordstadt entstehe laut der Stadtverwaltung bereits ein Netzwerk aus Ehrenamtlichen, das die geflüchteten Menschen, die neu in den Ortsteil ziehen, unterstützen werde.

Mehr zum Thema

Seit Sommer 2021 weist das Land der Stadt mehr Flüchtlinge zu

Im Hinblick auf die Belegung der Wohnstandorte müsse auch weiterhin größtmögliche Flexibilität gewährleistet sein, betont die Stadt. „Seit Sommer 2021 steigen die Zuweisungszahlen wieder stetig an. Im Schnitt wurden seit diesem Zeitpunkt cirka 60 Personen im Monat zugewiesen.“ Seit 2016 hat Braunschweig mehr als 2000 Geflüchtete aufgenommen.

Zusätzlich bringt die Stadt seit Februar dieses Jahres rund 500 der insgesamt 2400 in Braunschweig registrierten Kriegsvertriebenen aus der Ukraine unter – in drei Sporthallen und zwei Hotels.

Aufgrund des angespannten Wohnungsmarktes in Braunschweig ist die Fluktuation in den bisher genutzten Wohnstandorten nicht so hoch wie ursprünglich erwartet. Auch Menschen, für die die Stadt eigentlich nicht mehr weiter zur Unterbringung in einer Gemeinschaftsunterkunft verpflichtet wäre, da sich der Asylstatus geändert hat, finden oft keine Wohnung außerhalb der Wohnstandorte. Außerdem seien zum Teil auch ehemals unbegleitete minderjährige Geflüchtete, die ihre stationären Jugendhilfemaßnahmen beendet haben, auf einen Platz in den Wohnstandorten angewiesen, weil sie nur schwer eine eigene Wohnung finden.