Braunschweig. Aus einer Initiative für geflüchtete Menschen in Braunschweig wurde ein Projekt, von dem der ganze Stadtteil dauerhaft profitieren kann.

Im Stadtteil Lamme mussten geneigte Ehrenamtliche lange warten, bis sie tatsächlich Menschen aus Syrien und anderen Ländern unterstützen konnten – so wie es eine 2016 dafür gegründete Arbeitsgemeinschaft Integration sich vorgenommen hatte.

Doch erst zwei Jahre später zogen Frauen, Männer und Kinder aus Krisengebieten in den am Bruchstieg gebauten Wohnstandort ein. Da hatten die Initiatoren ihre Idee, sich für die Integration in ihrem Stadtteil zu engagieren, keineswegs aufgegeben, sondern längst umgesetzt: 2017 gründeten sie den Verein Bürgergemeinschaft (BG) Lamme als Motor „zur Belebung und Entwicklung des Gemeinwohls“. Das Motto: „Jeder Mensch steht im Mittelpunkt.“

Denn Integration bezieht sich nicht nur auf Bewohner der Unterkunft für geflüchtete Menschen, der Verein hat auch ein wachsendes Miteinander von alteingesessenen Lammern aus dem „alten Dorf“ mit Zugezogenen aus den großen Neubaugebieten im Sinn.

So engagieren sich die Ehrenamtlichen der Bürgergemeinschaft

„Zur Gemeinschaft gehören alle, die in Lamme wohnen“, erklärt Vorsitzender Andreas Aplowski und ergänzt: „Den Vereinsmitgliedern allein wäre vieles nicht möglich. Wir haben aber breite Unterstützung im Ort, egal, ob Helfer bei uns oder in anderen Vereinen Mitglied sind, ob wir sie über das Familienzentrum oder die Kirchengemeinde erreichen.“

Corona habe allerdings verhindert, „dass wir schon weitere unserer Ideen umsetzten konnten – wir hoffen sehr, dass bald wieder mehr ungezwungenes Miteinander möglich ist“, so Aplowski.

Natürlich richtet sich die Mehrzahl der Angebote der Bürgergemeinschaft bisher an die Geflüchteten, aber eben nicht nur: Begegnungscafés, Spielenachmittage oder Adventssingen sind für jedermann gedacht. Zum Ende der Fastenzeit ist erstmals ein Zuckerfest für Lamme geplant.

Das konnte bereits erreicht werden

Von einer Fahrradwerkstatt profitieren alle Bewohner des Stadtteils. Die für die geflüchteten Menschen gespendete Räder werden aufbereitet, die anderen Lammer können ihr Zweirad dort unter Anleitung selbst reparieren.

Für Begleitung der Geflüchteten zu Behörden oder zum Arzt findet sich immer jemand, Ausflüge in die Umgebung gibt es, Sprachangebote, Hausaufgabenhilfe und Musikprojekte wurden initiiert. Für Bedürfnisse aus dem Wohnstandort hat die BG immer ein offenes Ohr. Rührige Kontaktperson zur Bürgergemeinschaft ist Payman Ibrahim aus dem Irak, sie kam 2018 nach Lamme, sie dolmetscht – und jeder kennt und mag sie.

Das waren die bisher bewegendsten Momente

Bleibende Momente gibt es oft – etwa bei Spielnachmittagen. „Szenen, die uns wirklich sehr bewegen“, sagt Vorstandsmitglied Andrea Metzner, „sind etwa, wenn Kinder, die anfangs schüchtern sind, Vertrauen fassen und bis über beide Ohren strahlen oder plötzlich nach der Hand eines Ehrenamtlichen greifen.“

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