Braunschweig. Bischof Meyns: „Aggression eindämmen, wenn nicht anders möglich, auch mit Waffengewalt.“ Bischof Wilmer: „Große Waffen führen zu großen Kriegen.“

Auch die Osterpredigten in der Region standen an den Osterfeiertagen im Zeichen des Ringens um Frieden für die Ukraine. Dabei geht es auch kontrovers zu, was die Frage des Waffeneinsatzes beziehungsweise der Lieferung von Waffen betrifft.

Es sei wichtig, „nicht der Versuchung einer Spaltung in Freund und Feind zu erliegen“, so der Braunschweiger Landesbischof Christoph Meyns am Ostersonntag, 17. April, im Braunschweiger Dom. „Aber wir müssen gleichzeitig alles tun, um die Aggression anderer einzudämmen, wenn nicht anders möglich, auch mit Waffengewalt“, so Meyns.

„Niemand bleibt im Krieg ohne Schuld“

Das sei die Aufgabe des Staates. Niemand bleibe im Krieg ohne Schuld: „Wenn Staaten Waffen liefern an die Ukraine, sterben Menschen. Wenn sie keine liefern, ebenfalls.“ Weil ein Krieg immer den Einbruch von Chaos bedeute, werde sich erst in der Rückschau erweisen, „welche Entscheidungen Schlimmeres verhindert oder die Dynamik von Krieg und Gewalt angeheizt haben“.

Der katholische Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer sagte am Ostersonntag mit Blick auf die aktuelle Situation: „Setzt euch zusammen, verhandelt, kümmert euch um den Frieden, koste es, was es wolle. Setzt euch an einen Tisch, teilt euer Brot und teilt euren Wein. Wenn ihr bei einem solchen Mahl sitzt, schaut euch in die Gesichter. Nicht Auge um Auge, sondern Auge in Auge.“

Für den Bischof ist klar: „Waffen führen zum Krieg. Und große Waffen führen zu großen Kriegen. Nur Menschen führen zum Frieden. Und nur großherzige Menschen, die das Wort Versöhnung kennen, führen zu einem großherzigen Frieden.“

Landesbischof Christoph Meyns hatte in seiner Karfreitagspredigt dazu aufgerufen, die Logik des Krieges zu durchbrechen. Russland habe nicht unseren Hass verdient, „sondern unser Mitleid“, sagte er am Karfreitag im Braunschweiger Dom.

Russland sei „zutiefst gefangen in einer sich selbst verstärkenden Spirale der Gewalt“

Das Land sei zutiefst gefangen in einer sich selbst verstärkenden Spirale der Gewalt nach innen und außen, „getrieben von rückwärtsgewandten Sehnsüchten nach politischer Größe“, so Meyns laut einer Pressemitteilung der Landeskirche.

Deutschland sei zwar gefordert, zusammen mit anderen dem energisch entgegenzutreten. Die Aufgabe der Christen sei es aber, „von Golgatha aus tiefer zu schauen“. Ihnen müsse es darum gehen, die Angst und das Elend zu erkennen, das dahinter liegt und Gott um Frieden und Erlösung zu bitten.

Eine Zeit werde kommen, in der die Kraft zu Vergebung, Versöhnung und Neuanfang wichtig sei

Es werde eine Zeit kommen, so Landesbischof Meyns, „in der die Kraft zu Vergebung, Versöhnung und zum Neuanfang wichtig werden sowohl für Russland, die Ukraine als auch für uns“. Und es brauche Menschen, die sich dafür einsetzen.

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