Braunschweig. Schreibwaren-Meyerding in Lamme schloss vor Kurzem für immer. Das Geschäft war im Ort ein wichtiger Anlaufpunkt. Für Postkunden gibt es Ersatz.

„Für morgen um 19 Uhr“, sagte ein Kunde und überreichte Christa Meyerding feierlich eine Flasche Wein. Blumen, Schokolade, Rebensaft – viele Stammkunden des Schreibwarenladens in der Neudammstraße 2 in Lamme an der 90-Grad-Ecke zum alten Dorf hatten am vorletzten Öffnungstag das Bedürfnis, sich persönlich mit einem kleinen Geschenk bei der Geschäftsinhaberin zu bedanken. Der Laden mit Postagentur, Lottoannahme und Fahrscheinverkauf schloss am 31. März um 18 Uhr – für immer.

In Lamme war ihr Laden eine Institution. Anfangs hatte sie mit ihrem Mann dort Fernseher verkauft – „ein Röhrengerät könnte ich immer noch reparieren“, sagt die 71-Jährige und lacht. Zuvor hatte Christa Meyerding, 1950 geboren, in der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) gearbeitet.

Zusammen mit ihrem Mann Dieter entschied sie sich dann, zum 1. April 1982 den zuvor vom Schwiegervater geleiteten Laden zu übernehmen. Otto Meyerding hatte Fahrräder angeboten und repariert, aber es gab im Laden auch damals schon Waren des täglichen Bedarfs zu kaufen, sogar Geschirr.

Das einzige Geschäft in Lamme, in dem man allerlei Kleinigkeiten bekam

Anfang der 1980er-Jahre erklärten dann Dieter und Christa Meyerding den Eckladen zu ihrem gemeinsamen Projekt. „Es ist das einzige Geschäft in Lamme, in dem man allerlei Kleinigkeiten bekommt“, sagte Stammkunde Hans-Joachim Bratherig zum Abschied, „Bücher, Zeitschriften, Grußkarten, Schulhefte, auch kleine Geschenke.“ Er hat noch schnell seinen Lottoschein abgegeben – zum letzten Mal an diesem Ort. „Wenn man seine Zeitung hier bezieht, war man fast täglich hier.“

1993 starb Christa Meyerdings Ehemann, sie führte den Laden weiter, ab dann mit einer vertrauten Mitarbeiterin, auch Tochter Kathrin half bis zum letzten Tag. „Es hat mir immer Spaß gemacht“, sagt sie. Seit 1996 war der Laden auch Postfiliale. Zwischendurch hat Christa Meyerding auch mal Eis verkauft, „die Reste mussten wir dann im Herbst immer selber aufessen.“ Eine Zeit lang wurden auch Flachmänner nachgefragt – „alles hatte so seine Zeit…“

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„Sie hat den Laden mit Herzblut geführt – Klönschnack inbegriffen“

Für Kinder gab es lange ein Regal mit typischen Kiosk-Süßigkeiten. „Frau Meyerding hat mit großer Geduld auch jeden kleinen Kunden bedient“, erzählte Kundin Andrea Metzner – auch wenn eine gefüllte bunte Tüte am Ende nur 50 Pfennig oder Cent Umsatz brachte. Wohl auch deshalb blieben ihr viele Kunden von Kindesbeinen an ein halbes Leben lang treu. „Wir haben uns auf Kundenwünsche eingestellt und unser Sortiment immer angepasst“, sagt Christa Meyerding.

Die Kunden wussten den Service zu schätzen, der in modernen Geschäften kaum noch zu finden ist: „Stammkunden hat sie zum Beispiel die Zeitschrift zurückgelegt – und den Laden stets spürbar mit Herzblut geführt“, so Andrea Metzner, „Klönschnack inbegriffen.“

Neue Postfiliale in der Lammer Mitte

Erst Mitte Februar hatte Christa Meyerding bekannt gemacht, dass sie ihren Laden nach genau 40 Jahren schließt. Wehmut verspüre sie nicht – „noch nicht“, sagt sie. „Ich habe mich ja bewusst dazu entschlossen, so lange ich noch fit bin und die neue freie Zeit genießen kann“, im Garten, beim Fahrradfahren mit Freundinnen und in Urlauben, die „endlich mal länger als eine Woche dauern dürfen“. Selbstständige wissen, wovon die Rede ist…

Eine gute Nachricht: Pakete können seit dem 1. April in einer neuen Postfiliale in der Lammer Mitte, Lammer Busch 3, abgegeben und abgeholt werden.