Braunschweig. Gut die Hälfte des Braunschweiger Mülls wurde im vergangenen Jahr recycelt, der Rest landete in der Verbrennung zur Energiegewinnung.

Ob Baby, Student, Geschäftsfrau oder Rentnerin – jeder Braunschweiger hat im vergangenen Jahr im Schnitt 430 Kilogramm Müll hinterlassen. Insgesamt kamen so rund 107.716 Tonnen Müll zusammen. Damit liegen die Braunschweiger unter dem bundesweiten Schnitt, der nach jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamts aus dem Jahr 2020 bei 476 Kilogramm je Einwohner lag.

Vor zehn Jahren, 2011, hinterließ jeder Braunschweiger im Schnitt noch 15 Kilogramm Müll mehr. Damals lebten in Braunschweig rund 5600 Menschen weniger als heute, das Müllaufkommen insgesamt lag bei 109.066 Tonnen. Dass dieser Müll nicht in der Tonne vor dem Haus endet, ist jedem klar. Doch was passiert mit dem Müll eigentlich? Wie viel kann recycelt werden, wie viel endet in der sogenannten energetischen Verwertung, der Verbrennung, und gibt es überhaupt noch Müll, der deponiert wird?

Durch Verbrennung wird aus Müll Energie

Braunschweigs Müll wird fast zu gleichen Teilen recycelt und verbrannt.
Braunschweigs Müll wird fast zu gleichen Teilen recycelt und verbrannt. © Christian Collet

Laut Matthias Fricke, Geschäftsführer des Entsorgungsunternehmens Alba Braunschweig, ist der Anteil des Mülls, der auf der Deponie landet, mit Blick auf die Gesamtmenge verschwindend gering. Im vergangenen Jahr waren es mit rund 116 Tonnen 0,1 Prozent des gesamten Müllvolumens, das so ein Ende fand. Dabei handelte es sich um Asbest, eine Mineralfaser, die als krebserregend eingestuft wird.

Neben der Deponie gibt es zwei Arten, mit dem Müll umzugehen: Entweder er wird recycelt, wobei von einer stofflichen Verwertung gesprochen wird. Oder er wird verbrannt, was als energetische Verwertung bezeichnet wird. Letzteres ist Fricke wichtig, um zu verdeutlichen, dass der Müll nicht ohne Nutzen verbrannt wird. Die in den Abfällen enthaltene Energie wird in der energetischen Verwertung gewandelt und als Prozessdampf für Industriebetriebe, Fernwärme für Wohngebiete sowie als Strom zur Verfügung gestellt. Bei Braunschweigs Müll halten sich beide Verwertungsarten in etwa die Waage.

Braunschweigs Restmüll geht seit Februar wieder nach Buschhaus

Ein Knackpunkt dabei ist, dass der Anteil von Restmüll und Sperrmüllresten mit rund 46.351 Tonnen im vergangenen Jahr einen großen Anteil von 43 Prozent am gesamten Müllvolumen ausmachte. Und dieser Müll landet restlos in der Verbrennung. Doch die Entwicklung über die Jahre fällt positiv aus. 2011 machten Restmüll und Sperrmüllreste noch gut 50 Prozent am gesamten Müllaufkommen aus. Fricke begründet diese Entwicklung mit einem „breitgefächerten komfortablen Angebot an Getrennterfassungssystemen“. Die Wertstofftonne trage dazu bei, dass stoffgleiche Materialien aus Kunststoff oder Metall über diesen Weg entsorgt werden können. „Hätte Braunschweig den gelben Sack oder eine reine gelbe Tonne müssten diese Abfälle noch über die graue Tonne entsorgt werden“, so Fricke. Denn dorthinein gehören nur Verpackungen des Dualen Systems, nicht aber stoffgleiches Plastik beispielsweise kaputter Kleiderbügel oder Spielzeuge. Auch die engere Taktung der Bioabfallentsorgung in den sechs wärmeren Monaten trage zur Entlastung der grauen Tonne bei.

Was aber in die graue Tonne kommt, das geht seit Februar wieder in den Landkreis Helmstedt in die Abfallverbrennungsanlage TRV Buschhaus. Bis 2005 war der Braunschweiger Restmüll bereits dort entsorgt und in der Zwischenzeit nach Staßfurt in Sachsen-Anhalt gebracht worden. Die Entsorgung war neu ausgeschrieben worden, da der Vertrag mit Remondis in Staßfurt auslief. Das Unternehmen Energy From Waste (EEW) hat laut Stadt Braunschweig das wirtschaftlichste Angebot unterbreitet. Der Vertrag läuft bis Ende 2030 und kann von der Stadt grundsätzlich zwei Mal um drei Jahre verlängert werden.

„Der beste Abfall ist der, der gar nicht erst entsteht“

Zur stofflichen Verwertung sagt Fricke, dass Alba Braunschweig die gesetzlich hohen Recyclingquoten nicht nur erfülle, sondern übertreffe. Von den Kunststoffen beispielsweise, ob als Verpackung oder größerer Gegenstand, würden 60,6 Prozent recycelt – das seien 2,1 Prozentpunkte mehr als der Gesetzgeber fordere, so Fricke. Es gebe aber durchaus Verbesserungsmöglichkeiten. Fricke: „Viele Kunststoffverpackungen lassen sich leider aufgrund ihrer Beschaffenheit nicht gut oder gar nicht recyceln.“ Dazu gehörten insbesondere Verpackungen, die aus mehreren unterschiedlichen, aber fest miteinander verbundenen Materialien bestehen. „Diese lassen sich im anschließenden Verwertungsprozess nicht voneinander trennen und gehen daher in die energetische Verwertung.“ Hier sei es wichtig, dass Hersteller noch mehr darauf achteten, die Verpackungen so zu gestalten, dass sie auch recycelt werden können. „Und natürlich gilt zuallererst: Der beste Abfall ist der, der gar nicht erst entsteht.“ Jeder könne durch nachhaltigen Konsum mithelfen, das Abfallaufkommen zu reduzieren, zum Beispiel durch einen verpackungsarmen Einkauf.

Zum Müllaufkommen in den vergangenen zwei Corona-Jahren sagt Fricke: „Wir können nicht bestätigen, dass die Corona-Pandemie zu mehr Abfall geführt hat. Der Müll ist lediglich an anderer Stelle angefallen.“ Das sei vor allem darauf zurückzuführen, dass die Menschen mehr zu Hause waren und auch dort gegessen haben. „Insofern fallen eben Verpackungen von Lebensmitteln beim privaten Haushalt an und nicht mehr in der Großküche.“

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