Braunschweig. Viele Braunschweiger bieten private Unterkünfte an. Stadt prüft: Können Flüchtlinge auch in Hotels oder Turnhallen unterkommen?

Die Stadt Braunschweig bereitet sich auf die Aufnahme von Flüchtlingen aus der Ukraine vor. Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum setzt dazu eine Projektgruppe ein, die in den nächsten Tagen alle entscheidenden Fragen klären und Vorbereitungen veranlassen soll. Verortet ist die Projektgruppe im Sozialdezernat.

Viele Braunschweiger wollen helfen

Das E-Mail-Postfach der zuständigen Sozialdezernentin Dr. Christine Arbogast läuft zurzeit voll mit Hilfsangeboten - unter den Absendern auch viele Braunschweiger, die ukrainischen Flüchtlingen Unterkunft gewähren möchten. Private Unterkünfte wären kein schlechter Weg, findet Christine Arbogast. Doch könne die Stadt nicht aus dem Stand die Organisation übernehmen - von der Verteilung, die verantwortungsvoll umgesetzt werden müsse, über eine Begleitung der Menschen bis hin zu Dolmetscher-Diensten. „Uns fehlen die Kapazitäten. Aber wir sind dran.“ Gespräche würden auch mit der Freiwilligen-Agentur geführt.

Unklar, wie viele Flüchtlinge kommen

Noch ist unklar, wie viele Ukrainer überhaupt nach Braunschweig kommen. „Wir versuchen alle möglichen Szenarien durchzuspielen“, sagt Arbogast. Zunächst solle mit dem Land abgestimmt werden, ob es für Flüchtlinge aus der Ukraine etwa zentrale Anlaufstellen in Niedersachsen geben solle. Wenn nicht, will die Stadt mithilfe des Katastrophenschutzes schnell eigene Lösungen finden.

Auch die Frage nach dem Rechtsstatus steht im Raum. Menschen aus der Ukraine können visafrei einreisen, haben in diesem Fall aber keinen Anspruch auf Sozialleistungen - es sei denn, sie stellen einen Asylantrag. In diesem Fall wären - wie bei allen Asylbewerbern - die Landesaufnahmebehörden zuständig.

Stadt in Kontakt mit Verein Freie Ukraine

Konkret werden könnte die Frage nach der Unterbringung von Flüchtlingen zum Ende der Woche: Der Verein Freie Ukraine Braunschweig wird in den nächsten Tagen mit insgesamt 20 Reisebussen an der ukrainischen Grenze eintreffen. Die Sozialdezernentin steht in engem Kontakt mit dem Vereinsvorsitzenden. Rund 1000 Menschen hätten in den Bussen Platz, um in unserer Region in Sicherheit gebracht zu werden. Arbogast geht aber nicht davon aus, dass sich ad hoc private Bleiben für alle finden ließen.

Flüchtlingsunterkünfte sind weitgehend belegt

Die Kapazitäten in den offiziellen Flüchtlingsunterkünften der Stadt wiederum sind begrenzt. 15 Flüchtlinge aus anderen Krisenregionen der Welt werden Braunschweig wöchentlich zugewiesen. „Da ist nicht viel Luft“, erklärt Christine Arbogast. Gerade sei ein neuer Standort am Pippelweg eröffnet worden, ein weiterer in der Nordstadt soll in wenigen Monaten folgen.

Kapazitäten in Hotels?

In Kooperation mit dem Stadtmarketing werden derzeit Hotels nach ihren Kapazitäten befragt. Auch Sammelunterkünfte in Turnhallen zählen zu den Optionen, um rasch ein Obdach für viele Menschen zu gewährleisten. Ein gutes Gefühl, räumt Christine Arbogast ein, hätte sie dabei indes nicht. „Wir haben immer noch mit der Corona-Pandemie und einer Inzidenz von mehr als 1000 zu kämpfen.“

Keinen Zweifel lassen Kornblum und Arbogast daran aufkommen, dass Braunschweig helfen werde. In einer Presseerklärung von Montag betont der Oberbürgermeister: „Das sehe ich als unsere Pflicht angesichts des schrecklichen Unrechts, das diesen Menschen gerade widerfährt.“

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