Braunschweig. Die Stadtverwaltung rät, Mund- und Nasenschutz zu tragen. 100.000 Exemplare sind bestellt und in Kürze in Apotheken und Bäckereien erhältlich.

Mundschutze sind zurzeit in aller Munde. Auch die Braunschweiger Stadtverwaltung empfiehlt, etwa beim Einkaufen sowie in Bus und Bahn einen Mund-Nasenschutz zu tragen. Das teilte Sozialdezernentin Christine Arbogast am Dienstag in einem Videobeitrag auf der Facebook-Seite der Stadt mit. Warum? „Weil Sie damit andere schützen können“, so Arbogast. Der Schutz verhindere, dass beim Sprechen Speicheltröpfchen durch die Luft fliegen. „Es ist ein kleiner Beitrag, die Infektionsketten zu unterbrechen.“

Sie erläuterte, dass ein lokaler Hersteller Einweg-Mund-und-Nasenschutze produziert habe. Diese seien ab Ende dieser Woche in Apotheken erhältlich (70.000 Stück) und Anfang nächster Woche in Bäckereien (30.000). Das Modell könne zwölf Stunden lang getragen werden. Alternativ dazu könne natürlich jeder aus Stoff auch selbst einen Mundschutz nähen. Eine Nähanleitung gibt es auf der Internetseite der Stadt.

Näherinnen in der Weststadt

Mit dem Nähen beschäftigen sich zurzeit schon viele, zum Beispiel die offene Nähgruppe im Nachbarschaftszentrum „Haus der Talente“ in der Weststadt. Normalerweise trifft sich die Gruppe, zu der hauptsächlich Frauen mit ausländischen Wurzeln gehören, einmal pro Woche. „Die Frauen wollten auch jetzt etwas tun und haben begonnen, zuhause Schutzmasken zu nähen“, sagt Michael Lehmann, Leiter der drei Treffpunkte des Vereins Stadtteilentwicklung Weststadt.

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Den Stoff dazu haben Weststädter gestiftet, die über eine Mailliste angeschrieben worden sind. „Es wurde schnell viel Stoff hier abgegeben. Die ersten Masken sind auch schon eingetroffen, sie werden zunächst an die Stoffspender und an Personen aus dem Umfeld unseres Nachbarschaftszentrums abgegeben, damit sie diese etwa beim Einkaufen nutzen können“, so Lehmann. Etwa sechs Näherinnen sind derzeit aktiv.

Masken fürs Rote Kreuz

Ute Lütjohann, Mitarbeiterin in der DRK-Wohnberatung, hat selber und über private Kontakte über das Wochenende 130 Schutzmasken genäht und nähen lassen. Am Montag hat sie diese eingesammelt, um sie auf der Rotkreuz-Rettungswache am Hauptgüterbahnhof „desinfizierend aufbereiten“ zu lassen, so die offizielle Bezeichnung. Die Behelfs-Masken werden anschließend an das DRK-Seniorenheim und andere Rotkreuz-Einrichtungen weitergeleitet.

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Die Abteilungsleiterin Nationale Hilfsgesellschaft beim DRK-Kreisverband, Andrea Basermann, berichtet, dass eine große Zahl solcher Masken benötigt wird – für das Pflegeheim ebenso wie für ambulante Dienste der DRK-Sozialstationen in Braunschweig und Salzgitter, Rettungswagen-Besatzungen und auch den Einsatz in Kindertagesstätten. „Eine Maske kann höchstens zwei Stunden benutzt werden, bei einer Acht-Stunden-Schicht braucht ein Mitarbeiter also allein schon vier Masken“, sagt sie. Darüber hinaus dauere auch ein Waschvorgang vergleichsweise lange, um die Masken nach Gebrauch wieder für den Neueinsatz aufzubereiten.

Flüchtlinge nähen in Unterkünften

Unser Leser Roland Heisel berichtet gleich von mehreren Näh-Initiativen: „Meine Tochter Maika Feldmann nähte bisher über 200 Stück und stellt immer noch mehr her“, sagt er. „Sie verteilt sie an Physiopraxen, Nachbarn, Freunde, Mitarbeiter in Supermärkten, an ein Pflegeheim in Peine und so weiter. Jetzt bekam sie sogar eine Anfrage der Freiwilligen Feuerwehr Rüningen.“ Sie gebe die Mund- und Nasenmasken kostenlos oder zum Selbstkostenpreis ab (Stoffe, Gummibänder, Draht, Garn).

Bimala Tamung aus Nepal lebt zurzeit in der Flüchtlingsunterkunft in Melverode.
Bimala Tamung aus Nepal lebt zurzeit in der Flüchtlingsunterkunft in Melverode. © Roland Heisel | Privat

Außerdem berichtet Heisel, dass er zusammen mit Jutta Heusinger ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe tätig sei. Zwei Flüchtlingsfrauen nähen ihm zufolge große Mengen: Sandra Petrosian, Armenierin aus dem Iran in der Unterkunft Gartenstadt, und Bimala Tamung, Nepalesin in der Unterkunft Melverode. „Ihre Ehemänner, zurzeit ohne Arbeit oder in Kurzarbeit, helfen mit“, sagt Heisel. „Das Material dazu haben wir Ehrenamtlichen besorgt, Nähmaschinen bekamen die beiden als Spende oder geliehen.“ Die Frauen verteilen ihre Arbeiten kostenlos in den Unterkünften, in denen sie wohnen, und an Menschen, denen sie begegnen. „Sie werden reißend abgenommen, mit großer Freude. Die beiden lehnen es ab, dafür Geld zu nehmen!“