Braunschweig. Viele Veranstaltungen und selbst Gottesdienste fallen aus. In den Gaststätten darf weiter gefeiert werden.

Dieter („Tiki“) Brandes (78), Urgestein auf dem Heidberger Wochenmarkt, steht hinter seinem Bratwurstrost und wartet auf Kundschaft. Es stürmt, und immer wieder regnet’s rein auf seine Würste. Grippewetter. Da will man schnell wieder heim. Brandes weiß: Das ist nicht sein Tag heute.

Bratwürste boomen

Wir schauen uns um. Es ist um diese Zeit wenig Betrieb auf dem Wochenmarkt. Wer nicht unbedingt seinen Kühlschrank füttern muss, bleibt zu Hause. Andere decken sich mit Vorräten ein, in unsicheren Zeiten wie diesen. Und mit Brandes’ Bratwurst im Gefrierschrank wähnt man sich da auf der sicheren Seite. „Ich habe heute schon 15 Zehner-Packs verkauft“, verrät „Tiki“ Brandes und schaut auf seine Armbanduhr. Es ist erst kurz nach zehn.

Senioren fühlen sich sicher

Der Virus ist in aller Munde. Alle reden über ihn, zu beklemmend sind die im Fernsehen gesehenen Horror-Szenarien. Doch für die Heidberger Senioren, die am Freitag auf dem Erfurtplatz unterwegs sind, ist der Virus weit weg. Sie fühlen sich sicher in ihrem „Kiez“, im Kreis ihrer Wochenhändler vom Lande.

82 Jahre alt sei er, sagt uns ein Rollator-Fahrer, und wohne gleich um die Ecke. Klar, das mit dem Virus sei schlimm. „Aber was soll man machen? Ich muss doch was essen.“ Es sei sonst niemand da, der für ihn einkaufen könne.

Eine 88-Jährige nickt und verrät: Sie gebe seit Tagen niemand mehr die Hand. „Und wenn ich gleich nach Hause komme, wasche ich mir sofort die Hände. Mehr kann ich nicht tun. Wenn mich der Virus erwischt, dann ist das eben so. Ich habe keine Angst.“

Bürger lassen sich nicht Bange machen

Der Corona-Virus – noch lähmt er nicht das öffentliche Leben unserer Stadt, wie beispielsweise in Italien. Die meisten Braunschweiger wagen sich weiter außer Haus, lassen sich nicht Bange machen. Nur, wohin soll man gehen? Museen und Bäder zu, Flohmärkte abgesagt, selbst zu Eintracht kann man nicht. Das für heute angesetzte Spiel fällt aus. Und in den Kirchen sollen Gottesdienste nur dann stattfinden, wenn die Kirchen nicht zu voll sind. Im Dom wurden deshalb, um die Ansteckungsgefahr zu minimieren, sogar die Sitzreihen auseinander gesetzt.

Einzelhandel

Ist es das Wetter? Oder der Virus? Die elektronischen Passantenzähler registrierten am gestrigen Freitag an allen Messpunkten deutlich weniger Bewegungen. Rund 50 Prozent weniger Menschen als sonst waren in der Stadt unterwegs.

Und dann dieses neue Gerücht, das auch Mirko Rüsing am Freitag zu Ohren kam, dem Media-Markt-Chef und stellvertretenden Vorsitzender des Arbeitsausschusses Innenstadt (AAI): dass nämlich der Einzelhandel angeblich ab kommender Woche ebenfalls von einzelnen Schließungen betroffen sei. Daran sei aber nichts Wahres, stellt Rüsing klar. „Ich kann sagen: Die Geschäfte sind wie gewohnt geöffnet.“

Restaurants und Lokale

Was auch für die allermeisten Gaststätten zutrifft. Hier ist der Corona-Virus noch kein Thema. „Bei uns herrscht Betrieb wie immer, wir machen uns auch nicht groß Gedanken“, heißt es im „Movie“ in der Neuen Straße.

Im „Lindi“ im Bohlweg spürt man hingegen, dass sich die Gäste-Reihen zuletzt etwas gelichtet haben. „Aber der Großteil unserer Gäste hält uns die Treue“, sagt die Chefin, Sandra Eickmann.

Eine vorübergehende Corona-Pause legt das „La Cosa“ in der Schlosspassage ein. Mit einem Hinweisschild am Eingang bittet das Team um Verständnis, dass man bis zum 21. März das Lokal schließe.

Bäder

Das Freizeitbad Wasserwelt, der BürgerBadePark sowie das Sportbad Heidberg bleiben ab morgen geschlossen, teilt die Stadtbad GmbH mit. Wann die Bäder wieder öffnen, stehe noch nicht fest. Betroffen seien von der Schließung alle Becken, Saunen, Wellnessabteilungen sowie gastronomische Einrichtungen.

Gottesdienste

Die Landeskirche Braunschweig hat alle ihre Kirchengemeinden und kirchlichen Akteure dringend gebeten, ab sofort alle Gottesdienste, Konzerte und kirchlichen Veranstaltungen bis 19. April abzusagen.

Jobcenter

Aufgrund der aktuellen Entwicklungen werden ab dem 16. März bis vorerst 19. April die persönlichen Beratungsgespräche im Jobcenter Braunschweig auf das notwendige Maß reduziert, teilt das Jobcenter mit. In dringenden Notfällen und für Kunden die Neuanträge stellen möchten, werde vor Ort eine Beratung sichergestellt. Alle weiteren Anliegen könnten mittels telefonischer Beratung geklärt werden. In dringenden Angelegenheiten ist das Service Center unter 80 177-0 erreichbar.

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Betretungsverbote

Wer sich in einem Corona-Risikogebiet aufgehalten hat, darf ab sofort bestimmte Einrichtungen – darunter Schulen, Kitas, Hochschulen, Altenheime und Kliniken – nicht mehr betreten. Dabei ist jeweils der Zeitraum der vergangenen 14 Tage maßgeblich.

Großveranstaltungen

Ab Sonntag sind in Braunschweig Veranstaltungen mit einer Teilnehmerzahl von mehr als 100 Personen untersagt. Bislang galt eine Obergrenze von 1.000 Teilnehmern.

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Busse und Bahnen

Die Verkehrs-GmbH hat zum Schutz der Fahrgäste und Mitarbeiter verfügt, dass ab sofort die vordere Tür bei Bussen und Bahnen geschlossen und die erste Sitzreihe hinter dem Fahrerplatz gesperrt bleibt. Bei den Tramino und den 95er-Stadtbahnen ist der Einstieg vorn nur für Rollstuhlfahrer frei.