Braunschweig. Die Kassenärztliche Vereinigung richtet ab sofort ein stationäres Testzentrum für die Entnahme von Abstrichen bei Verdachtspersonen ein.

Der grippeähnliche Corona-Virus hat Braunschweig erreicht und hält die Ärzte in Atem. In den vergangenen Tagen haben sich laut Stadtverwaltung weitere Personen mit Grippe-Symptomen gemeldet, von denen auch mehrere als begründete Verdachtsfälle eingestuft worden seien. Bisher wurden zwölf Abstriche genommen, die nun in einem Labor untersucht werden.

Und erste Ergebnisse liegen bereits vor: Ein begründeter Verdachtsfall wurde Angaben der Stadt zufolge corona-negativ getestet. Drei Testergebnisse seien noch offen, heißt es. Aktuell gibt derzeit eine erkrankte Person in Braunschweig.

Derweil hat die Kassenärztliche Vereinigung (KVN) in Braunschweig am Montag ein neues stationäres Diagnostik-Zentrum für die Entgegennahme von Speichelproben eröffnet. Es soll das Corona-Mobil der KVN unterstützen. Nicht ohne Grund, denn die Verunsicherung in Teilen der Bevölkerung sei groß, die Zahl der besorgten Anrufer steige, berichtet der Mediziner Dr. Thorsten Kleinschmidt, der im neuen Diagnostik-Zentrum erste Proben entgegen nahm.

Was sollen Verdachtspatienten tun?

Vor Journalisten erläuterte er, wie das Prozedere bei der Abgabe von Proben idealerweise ablaufen soll:

– Wer den begründeten Verdacht hat, sich möglicherweise mit dem Corona-Virus infiziert zu haben und die typischen Krankheitssymptome zu haben glaubt, ruft seinen Hausarzt an oder die Hotline 116 117 und schildert seine Symptome.

– Besteht nach Einschätzung des Arztes die Wahrscheinlichkeit, dass eine Infektion vorliegen könnte, weil sich die Person beispielsweise in einem gefährdeten Gebiet aufgehalten oder Kontakt mit einem Infizierten gehabt hat, gibt er die Patienten-Daten an die Zentrale weiter.

– Die meldet sich dann zeitnah bei dem Patienten und gibt ihm einen genauen Termin mit Datum und Uhrzeit, zu dem er im Diagnostik-Zentrum zu erscheinen hat.

– Ganz wichtig: Er sollte möglichst mit dem eigenen Auto kommen, nicht mit dem Taxi oder öffentlichen Verkehrsmitteln, damit andere nicht angesteckt werden.

– Vor dem Zentrum (Ort wird am Telefon bekannt gegeben) sollte der Patient nicht aussteigen und bei heruntergelassener Seitenscheibe warten, bis ein Mediziner kommt, um die Speichelprobe zu nehmen.

Muss man Angst haben, sich mit dem Virus zu infizieren?

Mit der Einrichtung des Corona-Zentrums reagiert die Kassenärztliche Vereinigung auf die steigende Zahl besorgter Anrufer. Die allermeisten Braunschweiger hätten keine Angst vor einer Ansteckung, sagt Dr. Kleinschmidt. Bei den restlichen 25 Prozent sei es anders. „Viele sind aufgeregt, fast schon in Panik und schlagen Alarm. Sie sind in der Minderheit, dominieren aber die öffentliche Meinung.“ In ihrer Aufregung würden alle möglichen Notfallnummern gewählt und so beispielsweise die 112 zeitweise blockiert.

Und dann die Hamsterkäufe: Manche Leute seien derart verunsichert, dass sie haltbare Lebensmittel bei sich zu Hause horten – selbst Toilettenpapier in größeren Mengen. Das sei absolut unnötig und der Tatsache geschuldet, dass manche Aussagen von Experten im Fernsehen eher verunsicherten und Hammerszenarien an die Wand malten. Das sei nicht sachgerecht, so KVN-Geschäftsführer Stefan Hofmann.

Werden Veranstaltungen abgesagt?

Dazu sagt die Stadt: „Wir sehen derzeit keinen Anlass für Schließungen von Einrichtungen oder generelle Absagen von Veranstaltungen. Es liegt auch in der Eigenverantwortung des Einzelnen, sein Infektionsrisiko beispielsweise durch Vermeidung großer Menschenmengen zu reduzieren.“ Dies gelte insbesondere für ältere Menschen und solche mit Vorerkrankungen.

Wie gestern allerdings mitgeteilt wurde, fällt die Führung durch die Kaffee Manufaktur Heimbs bis auf Weiteres aus. Heimbs habe der Braunschweig Stadtmarketing GmbH mitgeteilt, dass die Führungen vorerst nicht stattfinden können. Fünf öffentliche Termine waren 2020 geplant. Wer bereits Tickets für die Führungen gekauft hat, bekommt diese in der Touristinfo, Kleine Burg 14, von der Stadtmarketing GmbH erstattet.

Abgesagt worden ist derweil auch das Frühlingskonzert des Musikzuges Thune am Sonntag, 15. März. „Mit Blick auf unsere Verantwortung für die Gesundheit unserer Konzertbesucher haben wir schweren Herzens die Entscheidung getroffen, das Konzert abzusagen“, heißt es in einer Mitteilung. Grund: Die vom Robert-Koch-Institut herausgegebenen Handlungsempfehlungen könne man so kurzfristig nicht umsetzen.

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Wie viele Menschen rufen die Hotline an?

Die neue Hotline 470 – 7000 wurde bisher 107 Mal gewählt. Die Anrufer erkundigten sich nach Einrichtungen, die geschlossen wurden, und über abgesagte Veranstaltungen. „Anrufer mit Krankheitssymptomen wollen wissen, wie sie sich richtig verhalten sollen.“

Mundschutz irritiert inder Öffentlichkeit

Die Corona-Sorge macht hier und da Menschen dünnhäutig. Empört meldete sich am Montag ein 52-Jähriger in der Redaktion und berichtete, dass seine Ehefrau (32), eine gebürtige Asiatin, sie muss aufgrund einer schweren Lungenkrankheit seit Jahren eine Schutzmaske tragen, seit Tagen gemobbt werde, von Leuten, die Angst hätten, sich mit dem Virus anzustecken.

In der Straßenbahn sei sie angepöbelt, ja sogar mit Pfefferspray attackiert und auch angehustet worden. Schuld sei die Medienberichterstattung rund um den Corona-Virus. „Da entsteht der Eindruck: Menschen, die eine Maske tragen, sind krank und können andere anstecken.“