Gummersbach. Gruppenarbeit gehört zum Studentenalltag, wirklich beliebt ist sie aber nicht.

8.15 Uhr, Seminarraum, die erste Sitzung – und dann fällt der gefürchtete Satz. „Die Note setzt sich aus der Klausur, einem Referat und dem Ergebnis einer Gruppenarbeit zusammen.“ Ob für ein Referat, eine Aufgabe im Seminar oder ein Langzeitprojekt: Arbeit im Team ist im Studium gang und gäbe. Viele stöhnen bei der Ankündigung, manche freuen sich. Doch wer es richtig angeht, kann auch bei den unangenehmsten Aufgaben etwas lernen.

Am Anfang steht die Frage: Mit wem? „Man kann die Leute selbst wählen lassen oder losen“, sagt Siegfried Stumpf. Er ist Professor für Kommunikationspsychologie und Führungslehre an der TH Köln und nutzt in seinen Veranstaltungen immer wieder Gruppenarbeit als Methode. „Wir machen zurzeit die Losvariante“, sagt er. So lernen Studierende, mit fremden Menschen zusammenzuarbeiten, und erweitern ihr Netzwerk.

Prinzipiell spricht aber nichts dagegen, mit Kommilitonen zusammenzuarbeiten, mit denen man sich gut versteht. „Wenn Studierende eine Gruppe gefunden haben, in der die Zusammenarbeit gut läuft, sollten sie diese für die nächsten Gruppenarbeiten wieder aktivieren“, rät Jörg Wendorff, Senatsbeauftragter für Hochschuldidaktik an der Hochschule Ravensburg-Weingarten. Mehr als fünf Leute sollten es aber nicht sein, sind sich die Experten einig.

Beim nächsten Schritt passieren oft schon die ersten Schnitzer: „Die Studenten teilen zu schnell auf“, sagt Stumpf. Zu Beginn sei eine kurze Kennenlern- und Teambuilding-Phase sinnvoll. In der klärt man, wer welche Kompetenzen und Vorstellungen mitbringt. Erst dann sollten sich die Studierenden über die Aufgabe verständigen und diskutieren, welche Teilschritte zu erfüllen sind und wer für was geeignet ist.

Bei der folgenden Arbeitsphase sind zwei Dinge wichtig: Die Gruppe muss erstens den Zeitplan einhalten und zweitens möglichst effizient zusammenarbeiten. Beides scheitert schnell. Das liegt einerseits am Studentensyndrom“, wie Psychologe Stumpf sagt: Die Deadline wird möglichst weit nach hinten verlegt, trotzdem fangen alle erst auf den letzten Drücker an. Das könne man verhindern, indem man Teilziele festlegt, die man in den Zeitplan integriert.

Der zweite Fallstrick ist die Gruppendynamik. „Die meisten Probleme sind Motivationsdefizite“, sagt Stumpf. Er nennt das auch „soziales Faulenzen“. Dieses Phänomen entsteht, wenn einige Übermotivierte alles an sich reißen und die anderen sich gar nicht mehr gebraucht fühlen. Oder wenn manche von Beginn an wenig Lust haben, sich zu engagieren. Stumpf rät, in solchen Fällen individuelle Teilaufgaben festzulegen.

Wer sich trotzdem fragt, wozu das Ganze überhaupt gut sein soll, für den hat der Motivationspsychologe und Coach Martin Krengel eine Antwort. „Natürlich schaffe ich allein am Schreibtisch mehr Seiten zu lesen, mehr Wiederholungen“, sagt er. „Doch nur dann, wenn ich das Wissen wirklich anwenden und es kommunizieren kann, nützt es mir.“ dpa