Walkenried. Neue Ära im Busverkehr beginnt im August im Altkreis Osterode. Auf diese Upgrades können sich Einwohner, Pendler & Touristen freuen.

Das Ende des Notfahrplans - und Bus fahren mit modernsten Fahrzeugen mit maximalem Komfort: Auf diesen neuen Standard können sich Busreisende, egal ob Einwohner, Pendler oder Touristen, im Südharz bzw. im gesamten Altkreis Osterode schon jetzt freuen. Zum 1. August 2024 übernimmt die Verkehrsgesellschaft Südniedersachsen (VS) nach gewonnener Ausschreibung die Teilnetze 21 und 22 der VSN-Regionalbuslinien. Ein Gewinn für die Region, wie VS-Geschäftsführer Carsten Pülm, sein ÖPNV-Bereichsleiter Marco Tammen, aber auch Stephan Börger, Verbandsgeschäftsführer des Zweckverbands Verkehrsverbund Süd-Niedersachsen (ZVSN) im Gespräch mit dem Harz Kurier unisono erklären.

Für den Altkreis Osterode nur das Beste: 18 neue Busse werden eingesetzt im Linienverkehr

Neue Akzente will die VS dabei vor allem mit ihren Bussen setzen. Insgesamt 18 Fahrzeuge der Marke Mercedes-Benz hat man geordert - „und diese werden auch zum 1. August alle bereitstehen“, betont Carsten Pülm. Gefahren werden diese von einem Team von 30 Fahrern, die das Unternehmen dann zur Bedienung der beiden Teilnetze einstellt. Auch diese seien zum Starttermin am 1. August im Einsatz, erteilt der Geschäftsführer Ängsten, die es insbesondere im Südharz in den vergangenen Wochen gab, eine klare Absage.

Mit der Nutzung der neuen Fahrzeugflotte im Altkreis Osterode ist die Verkehrsgesellschaft Südniedersachsen sogar in gewisser Weise ihrer Zeit beziehungsweise den Vorgaben voraus. So werden alle 18 Mercedes-Busse, die in den Netzen 21 und 22 eingesetzt werden, von Anfang an das neue Fahrzeugdesign des VSN tragen, verpflichtend gilt dieses eigentlich erst ab Januar 2026.

Wir werden von Anfang an kostenloses WLAN für die Fahrgäste anbieten können.
Marco Tammen - Bereichsleiter bei der Verkehrsgesellschaft Südniedersachsen

Weitaus wichtiger ist Carsten Pülm sowie Marco Tammen zu erwähnen, dass die neuen Busse natürlich auch neueste Standards innehaben, die die Fahrgäste insbesondere im Südharz so noch nicht kennen würden. „Wir werden beispielsweise von Anfang an kostenloses WLAN für die Fahrgäste anbieten können“, beschreibt Tammen. Klimatisiert seien die Busse ohnehin. Zudem handele es sich auch um sogenannte Low-Entry-Busse, also barrierefreie Fahrzeuge. Auch das müsste laut Vorgabe des Verbandes eigentlich spätestens erst ab Januar 2026 sein.

Die Verkehrsgesellschaft Südniedersachsen

Das Dach für die Verkehrsgesellschaft Südniedersachsen bildet das Bündnis der Betriebe „Weihrauch Uhlendorff GmbH“ (Northeim) und der „Pülm Reisen GmbH“ (Seesen), deren Gemeinschaft unter der früheren firmierenden „Verkehrsgesellschaft Osterode am Harz mbH“ Bekanntheit erlangt hat.

Die Verkehrsgesellschaft Südniedersachsen wurde an dem Sitz der „Weihrauch Uhlendorff GmbH‘“ angemeldet.

Aktuell beschäftigt das Unternehmen mehr als 300 Personen und über 190 Fahrzeuge im Bereich ÖPNV.

Die Sitze der Unternehmen, die im Verkehrsverbund Südniedersachsen für den Busverkehr tätig sind, sind hier nachzulesen.

Für Carsten Pülm ist die Nutzung der Neufahrzeuge aber nicht nur aus Sicht des Fahrgastes ein Vorteil. Auch für die Fahrer sei es natürlich angenehmer, solche Busse zu fahren. „Das ist durchaus ein Argument, jemanden für die Arbeit im Unternehmen zu gewinnen“, auch wenn der Geschäftsführer betont, dass Fahrermangel, wie er vielerorts herrsche, bei der Verkehrsgesellschaft Südniedersachsen kein Problem sei. Ob die Fahrzeugflotte, die Vergütung, bei der man sich an das Niedersächsische Tariftreue- und Vergabegesetz halte, oder allgemein die Arbeitsbedingungen - man schaffe alles, um auch dem Fahrer das Bestmögliche zu bieten. „Es spricht, denke ich, für sich, dass seit vielen Jahren bei uns kein Fahrer von selbst gekündigt hat“, beschreibt Lars Becker.

Standortfrage für das Bus-Depot im Südharz ist noch nicht abschließend geklärt

Bei der Frage, wo das Depot der Busse sein wird, können die Verantwortlichen der Verkehrsgesellschaft Südniedersachsen aufgrund aktuell noch laufender Verhandlungen noch kein Ergebnis nennen. „Fest steht, es wird ein Standort im Gebiet des Teilnetzes 22 sein“, betont Marco Tammen in Bezug auf die im Südharz diskutierte Standortfrage. „Wir werden also keine Leerkilometer produzieren.“ Carsten Pülm ergänzt: „Für den Fahrgast ist es auch egal, von wo wir starten. Wichtig ist, dass wir die Linien bestmöglich bedienen - und das werden wir.“

Blick auf einen Fahrplan der Buslinie 472 des ZVSN in Wieda. 
Blick auf einen Fahrplan der Buslinie 472 des ZVSN in Wieda.  © FMN | Thorsten Berthold

Zudem seien aufgrund der Tatsache, dass die Busse neu seien, vermeintliche Probleme, die mancher nennt, keine. Die Busse bräuchten nicht unbedingt eine Garage, sie müssten auch nicht lange warmlaufen wie Altfahrzeuge. Und sollte es dennoch einmal Probleme mit einem Fahrzeug geben, verfüge man über eine mobile Werkstatt. So könne man schnell und bestens reagieren.

Inhaltlich sehen wir die Forderungen nach einer Spätfahrt mit Anschluss an den letzten Zug in Herzberg in die Ortschaften der Stadt Bad Lauterberg und der Gemeinde Walkenried als sinnvoll und wünschenswert an.
Stephan Börger - ZVSN-Geschäftsführer

In Bezug auf Verbesserungen für das ausgeschriebene Fahrplanangebot ab dem 1. August kann der ZVSN-Geschäftsführer Stephan Börger den Menschen insbesondere im Südharz sogar gewisse Hoffnungen machen, beispielsweise zu den seit Jahren bestehenden Wünschen für Spätfahrten von Herzberg nach Bad Sachsa und Walkenried. „Inhaltlich sehen wir die Forderungen nach einer Spätfahrt mit Anschluss an den letzten Zug in Herzberg in die Ortschaften der Stadt Bad Lauterberg und der Gemeinde Walkenried als sinnvoll und wünschenswert an. Änderungen des Leistungsangebotes sind ab Betriebsaufnahme möglich, was auch grundsätzlich angestrebt wird. Nach Klärung der Finanzierungs- und Ressourcenfragen werden wir uns die Details ansehen.“

Busverbindung zwischen Bad Sachsa und Bad Lauterberg wird verbessert

Allerdings bittet er auch um Verständnis, da es neben ihm als neuen Verbandsgeschäftsführer auch einen neuen Fachbereichsleiter Planung und neue Verkehrsplaner beim Verband gebe. Das neue Personal habe daher zeitlich keine Möglichkeit gehabt, in einer laufenden Vergabe noch erste neue Akzente zu setzen. Zudem müssten Neuverkehre immer auch finanziell abgesichert sein. Hinzu komme, dass branchenweit die Verfügbarkeit von Fahrpersonal knapp sei – „auch aus diesem Grund waren wir bislang zurückhaltend, zusätzliche Fahrten vor allem in Tagesrandlage zu bestellen“.

Ein Halteschild der Linie 472 an einer Bushaltestelle in Wieda. Das Ziel ist Bad Sachsa. 
Ein Halteschild der Linie 472 an einer Bushaltestelle in Wieda. Das Ziel ist Bad Sachsa.  © FMN | Thorsten Berthold

Eine andere Bitte, insbesondere im Südharz, betrifft die Linie 471. Dort wünscht man sich, an Samstagen den Verkehr bis 18 Uhr auszudehnen und an Sonn- und Feiertagen generell ein Angebot zwischen den Kurstädten Bad Lauterberg und Bad Sachsa zu schaffen. Dazu erklärt Stephan Börger: „Dass der derzeitige Notfahrplan ab dem 1. August wieder zurückgenommen wird und dann wieder planmäßig 4 statt 2 Fahrtenpaare an Samstagen zwischen Bad Sachsa und Bad Lauterberg fahren, ist ja schon im Ausschreibungsfahrplan enthalten. Ob sich auch für die Zeit nach dem üblichen Ladenschluss, also Samstagnachmittag und Sonntag, ein Zusatzverkehr anbietet, werden wir noch prüfen.“

Wir wissen, was wir tun - und was wir machen, machen wir immer mit dem Blick darauf, das Beste für den Fahrgast anzubieten.
Carsten Pülm - Geschäftsführer Verkehrsgesellschaft Südniedersachsen

Abschließend ist es Carsten Pülm wichtig, vor allem alles zum Start des Busbetriebs durch die Verkehrsgesellschaft Südniedersachsen im Altkreis Osterode Folgendes zu betonen: „Sowohl das Unternehmen Pülm, als auch Weihrauch Uhlendorff haben eine mehr als 75-jährige beziehungsweise über 100-jährige Geschichte als Familienunternehmen im Bereich ÖPNV vorzuweisen. Wir wissen, was wir tun - und was wir machen, machen wir immer mit dem Blick darauf, das Beste für den Fahrgast anzubieten“. Insofern könnten sich die Menschen auf den 1. August 2024 freuen. Dann breche im Altkreis Osterode, vor allem aber im Südharz, eine neue Zeit im Busverkehr an, „ohne Notfahrplan und mit dem Blick darauf, das Angebot auch weiter zu verbessern. Denn das sehen wir schon immer als unsere Pflicht mit an.“

So erfolgte die Ausschreibung der Buslinien im Altkreis Osterode:

  • Insgesamt elf Regionalbuslinien hat der Zweckverband Verkehrsverbund Süd-Niedersachsen europaweit ausgeschrieben
  • Es handelt es sich dabei um ein Leistungsvolumen von gut 7,7 Millionen Fahrplan-Kilometern im Jahr
  • Nach der Prüfung und Wertung der Angebote konnte der ZVSN am 19. Januar den Zuschlag erteilen
  • Die Teilnetze 21 (Osterode - Herzberg - Bad Lauterberg - St. Andreasberg) und 22 (Bad Lauterberg - Bad Sachsa - Walkenried – Braunlage) werden dabei neu von der Verkehrsgesellschaft Südniedersachsen bedient
  • Alle vergebenen Linien werden ab dem 1. August 2024 bedient, im Falle der Netze 21 und 22 für einen Zeitraum von fünf Jahren

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