Bad Lauterberg. Ein Autor von Harzkrimis aus Bad Lauterberg hat einen Roman über den Bau der Harzquerbahn verfasst. Was konnte er in den Archiven alles herausfinden?
Wie entstand eigentlich die Harzer Schmalspurbahn und seit wann verlaufen Eisenbahnschienen auf den Brocken? Darüber hat der Harzkrimiautor Hans-Joachim Wildner den historischen Roman „Solange die Schienen singen“ geschrieben. Aber wie viele historische Fakten stecken eigentlich in der fiktionalen Erzählung?
Die Handlung ereignet sich am Ende des 19. Jahrhunderts, als der Harz an der Schwelle zur Industrialisierung steht. Zu diesem Zeitpunkt beschließen die Bürgermeister von Nordhausen, Benneckenstein und Wernigerode sowie der Ortsvorsteher von Ilfeld gemeinsam mit dem Geschäftsführer der Gernrode-Harzgeroder-Eisenbahngesellschaft, eine Harzquerbahn mit Verbindung zum Brocken zu bauen. Der Held in Wildners Geschichte ist der junge Eisenbahningenieur Franz von Gleiwitz. Frisch von der Uni fängt er bei der Eisenbahngesellschaft an und wirkt dort beim Bau der neuen Strecke mit. Schnell stellt er fest, dass nicht alle von dem Vorhaben, Schienen durch den Harz zu legen, begeistert sind: Fuhrleute und Handwerker fürchten um ihre Existenz und formieren Widerstand. Ausgerechnet in die Tochter von einem der Rädelsführer, Sophie Heitmüller, verliebt sich der Protagonist. Zudem holt ihn ein traumatisches Erlebnis aus seiner Militärzeit ein.
Historische Vorbilder für die Romanfiguren
Die Figuren sind nur an historische Personen angelehnt, stellt Autor Wildner klar und erklärt: „Die Geschehnisse um die Ereignisse herum sind natürlich von mir erfunden und dramatisiert worden. Sonst wäre es ein langweiliges Buch geworden.“ So wurde aus dem damaligen Bürgermeister von Nordhausen, der mit richtigem Namen Kurt Schusteruhs hieß, Karl Otto Schuster. Im Roman ist Schuster die treibende Kraft hinter dem Eisenbahnbauprojekt.
Aus dem Wernigeröder Bürgermeister Franz Schultz machte der Schriftsteller Hans-Christoph Reiche. Er steht dem Vorhaben zögerlich gegenüber, schließt sich dann aber doch der Abordnung an, die nach Berlin zum königlichen Staatsminister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten reist, um die Genehmigung zu erhalten. Der historische Staatsminister war Graf Itzenplitz, Ritter hoher Orden, zu Berlin. Wildner machte aus ihm die Romanfigur Freiherr von Richtenstein. Auch der Bauleiter des Streckenabschnitts Wernigerode-Brocken, der Abteilungsbaumeister und sogar Franz von Gleiwitz haben historische Vorbilder – im Falle des Protagonisten lautete der echte Name Schraml.
Harzkrimiautor recherchiert in Archiven
Die historischen Namen hat der Autor recherchiert, ebenso wie zahlreiche Dokumente, die die Ereignisse belegen. Wildner hat zum Beispiel eine Petition der Hasseröder Bürger gefunden, deretwegen ein Teil der Eisenbahntrasse zurückgebaut werden musste. Auch, dass die Schienen über das Grundstück einer Gärtnerei verlaufen, ist echt – der Autor hat die entsprechende Klageurkunde aufgetrieben. Worauf er besonders stolz ist: Im Landesarchiv von Sachsen-Anhalt in Magdeburg hat er eine Kopie der Konzessionsurkunde gefunden, die den Bau der Eisenbahnstrecke erlaubte.
Außerdem spielt sich die Handlung an historischen Orten ab: Der Kuhborn bei Hasserode ist beispielsweise ein echter Platz und auch die Gaststätte „Zum Auerhahn“, in der das Hasseröder Bier seinen Ursprung hat, kommt in dem Roman vor.
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