Berlin. Für viele Heizungen gilt nach 30 Jahren eine Austauschpflicht. So bekommen sie die maximale Förderung für die Umrüstung Ihrer Heizung.

  • Nach 30 Jahren müssen alte Gas- und Ölheizungen ausgetauscht werden
  • Wer von der Austauschpflicht betroffen ist, kann für die Umrüstung auf staatliche Unterstützung hoffen
  • Lesen Sie hier, wie hoch die Förderung ausfällt und wie Sie das Maximum bekommen

Von Austauschpflicht über Klimaboni bis Vorlauftemperatur – im Zuge der Energie- und Wärmewende kursieren die verschiedensten Begriffe. Aber nicht für jeden Verbraucher sind auch alle Bezeichnungen relevant. Die Austauschpflicht ist primär für Hausbesitzer von Bestandsgebäuden interessant. Diese greift in Deutschland schon jetzt und wurde noch von der großen Koalition unter Angela Merkel eingeführt. Im neuen Heizungsgesetz der Ampel-Koalition soll diese ab 2024 beibehalten werden. Doch das Bundesverfassungsgericht stoppte das Vorhaben erstmal. Das Heizungsgesetz soll nun nach der Sommerpause verabschiedet werden.

Heizung älter als 30 Jahre: Austauschpflicht droht – so viele Hausbesitzer sind betroffen

Für Verbraucher bedeutet die Austauschpflicht nach 30 Jahren vor allem erst einmal eines: viel Bürokratie. Denn nicht jede alte Heizung ist nach 30 Jahren Nutzung betroffen. Von der Austauschpflicht gibt es eine Reihe von Ausnahmen – eine Gas- oder Ölheizung mit Niedrigtemperatur- oder Brennwertkessel ist ausgenommen. Auch für Eigentümer – die seit 1. Februar 2002 selbst in ihrem Haus wohnen – gelten andere Auflagen. Ebenso für Hauskäufer – sie müssen erst nach einer Frist von zwei Jahren die betroffene Heizung verpflichtend tauschen.

Einen detaillierten Überblick über alle Ausnahmen von der Austauschpflicht finden Sie hier. Trotz vieler Ausnahmen sind 2023 schon viele Hausbesitzer von der Austauschpflicht betroffen

Austauschpflicht für eine alte Heizung – weshalb Hausbesitzer zeitnah reagieren sollten

Betroffene Hausbesitzer sollten sich frühzeitig über Alternativen informieren. Denn gerade für neue Wärmepumpen sind aktuell Lieferzeiten von über sechs Monaten keine Seltenheit. Hinzu kommt der Mangel an qualifizierten Fachkräften: Viele Handwerksbetriebe sind ausgebucht – unter Umständen muss auf eine neue Heizung noch länger gewartet werden. Kurzfristig könnte sich die Situation sogar noch verschärfen – wenn tatsächlich ab 2024 Millionen Heizungen in Deutschland ausgetauscht werden müssen.

Umso wichtiger sind für betroffene Verbraucher die Gedanken über eine Alternative und damit einhergehend über finanzielle Hilfen. 2023 gibt es für eine neue Heizung staatliche Förderungen. Ab 2024 plant die Ampel-Koalition ein neues Förderkonzept mit verschiedenen Klimaboni. Die Höhe der Förderungen bleibt jedoch nahezu unverändert. Die Pläne für die neuen Förderungen sind noch nicht final – daher informieren wir Sie hier über die bestehenden Hilfen. In Deutschland ist gerade für die von der Austauschpflicht betroffenen Eigentümer der Heizungs-Tausch-Bonus interessant.

HeizungGrundförderungHeizungs-Tausch-BonusWärmepumpen-BonusFörderung gesamt
Wärmepumpe2510540 Prozent
Pelletheizung101020 Prozent

Alte Heizung tauschen: Förderung über Heizungs-Tausch-Bonus – wie viel Geld es gibt

Die alte Gas- oder Ölheizung stilllegen und auf eine klimafreundliche Alternative umsteigen – dafür gibt es den Heizungs-Tausch-Bonus. Insgesamt gibt es 10 Prozent Zuschuss zu den Gesamtkosten für eine neue Heizung. Diese werden der Grundförderung für eine neue Anlage – etwa eine Wärmepumpe oder Pelletheizung – zugerechnet. Eine Anleitung für den Antrag des Heizungs-Tausch-Bonus finden Sie hier – alle Formulare können in Papierform ausgedruckt oder online ausgefüllt werden.

In Kombination mit der Förderung für eine neue Wärmepumpe können Hausbesitzer auf bis zu 40 Prozent Förderung kommen. Der staatliche Zuschuss für eine Wärmepumpe setzt sich aus drei einzelnen Förderungen zusammen. Neben der Grundförderung (25 Prozent) sind das der Heizungs-Tausch-Bonus (10 Prozent) und der Wärmepumpen-Bonus (5 Prozent). Der Wärmepumpen-Bonus wird für Grundwasser- und Erdwärmepumpen gewährt. Auch Luft-Wasser-Wärmepumpen – die ein natürliches Kältemittel nutzen – bekommen den Bonus.

Bezeichnung der FörderungZuschuss in Prozent
Grundförderung ("Basis-Zuschuss")30
Geschwindigkeitsbonus20 (ab 2024 – sinkt über die Jahre)
Bonus für WP mit natürlichem Kältemittel5
Bonus für Haushalte mit Einkommen unter 40.000 Euro30

In Summe sind theoretisch 85 Prozent Förderung möglich. Der Gesetzgeber hat die maximal Fördersumme aber auf 70 Prozent gedeckelt. Die maximale Fördersumme liegt bei 30.000 Euro. Bei 70 Prozent Deckelung ist somit maximal ein Zuschuss von 21.000 Euro möglich.

Alte Heizung 2023 tauschen: Alternativen zur Wärmepumpe – diese Förderungen gibt es

Für Wärmepumpen mit synthetischen Kältemitteln ist ein Verbot im Gespräch – von der EU gibt es entsprechende Pläne. Neben der Wärmepumpe werden auch eine Reihe anderer Technologien vom Staat finanziell bezuschusst. Auch auf diese Förderungen kann der Heizungs-Tausch-Bonus für eine alte Gas- oder Ölheizung angerechnet werden. Eine Heizung – die Gas und Öl sehr ähnlich ist – ist die Pelletheizung. Gerade für schlecht isolierte Altbauten mit kleinen Heizkörpern kann diese die bessere Alternative sein.

Jedoch gibt es für eine Pelletheizung weniger staatliche Förderung als für eine Wärmepumpe. Zudem ist der Zuschuss an andere Auflagen geknüpft. In der Summe können Hausbesitzer auf 20 Prozent Förderung – 10 Prozent Grundförderung und 10 Prozent Heizungs-Tausch-Bonus – kommen. Jedoch müssen für die Förderung einer Pelletheizung einige Auflagen erfüllt sein – hier erfahren Sie mehr. Kritik an dieser Praxis kommt von Martin Bentele – Geschäftsführer im Deutschen Energieholz- und Pellet-Verband (DEPV).

Energieexperte übt scharfe Kritik an Förderpolitik – "provoziert soziale Ungerechtigkeit"

Bentele gegenüber unserer Redaktion: "Die Politik hat sich zu stark auf die Förderung von Wärmepumpen konzentriert. Der Gesetzgeber provoziert damit eine soziale Ungerechtigkeit." Nicht für jeden sei eine Wärmepumpe als Alternative zur klassischen Heizung geeignet. Seine Forderung an die Ampel-Koalition: "Wir müssen innovative und regenerative Technik fördern – egal bei welcher Heizungsart." Das jetzige Fördersystem wirkt sich eher kontraproduktiv aus. Auch mit Blick auf die Förderungen für andere Heizsysteme gibt es oft weniger Zuschuss.

Kämpft auch mit Blick auf das neue GEG der Bundesregierung für den Einsatz von Holzpellets als regenerative Energiequelle in der Wärmewende: Der DEPV unter Geschäftsführer Martin Bentele.
Kämpft auch mit Blick auf das neue GEG der Bundesregierung für den Einsatz von Holzpellets als regenerative Energiequelle in der Wärmewende: Der DEPV unter Geschäftsführer Martin Bentele. © Deutscher Energieholz- und Pellet-Verband/Collage: FUNKE

Neben der Pelletheizung und der Wärmepumpe können das Nah- und Fernwärme oder Brennstoffzellen (Wasserstoff) sein. Auch Photovoltaik wird vom Staat über die Einspeisevergütung gefördert. Über die einzelnen Förderungen informiert das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) – hier finden Verbraucher auch die Links zu den Anträgen. Diese können schriftlich oder online über das BAFA-Portal gestellt werden. Hier finden sich auch viele Informationen zu möglichen Ausnahmen.

Alte Heizung tauschen: Vorsicht – aus diese Weise verlieren sie einen Teil der Förderung

Wer etwa seine Gas- oder Ölheizung in einem hybriden System – etwa einer Wärmepumpe – weiter nutzt, kann nur einen Teil der Förderung beziehen. In diesem Fall nur die Grundförderung für die Wärmepumpe und unter Umständen den Wärmepumpen-Bonus. Für den Heizungs-Tausch-Bonus muss die alte Brennstoffheizung stillgelegt werden. Immer zu empfehlen ist die Beratung – etwa über einen Fachbetrieb oder Energieberater. Diese können die individuelle Situation besser einschätzen und Empfehlungen aussprechen.

Die Angaben hier im Beitrag sind allgemeingültig und können im Einzelfall abweichen. Hinzu kommt: Die beste Lösung für alle Hausbesitzer mit einer alten Heizung gibt es nicht. Im einen Haushalt kann etwa eine Wärmepumpe sinnvoll sein. Wieder woanders ergibt eine Pelletheizung oder eine hybride Anlage aus verschiedenen Komponenten mehr Sinn. Individuelle Bedürfnisse oder die geografische Lage spielen ebenfalls eine Rolle. Neben Zeit für die Beratung sollten sich Verbraucher auch Bedenkzeit einräumen – gerade, wenn die Austauschpflicht bei einer alten Heizung absehbar ist.