Berlin. Wärmepumpen sollen in Zukunft immer mehr Öl- und Gasheizungen ersetzen. Doch zu der Technik kursieren viele Mythen. Ein Faktencheck.

Die Bundesregierung sagt Gas- und Ölheizungen den Kampf an und setzt stattdessen auf Wärmepumpen als umweltfreundliche Alternative für warme Wohnungen und Häuser. Es gibt jedoch Bedenken und Behauptungen, die die Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit dieser Technologie infrage stellen. Welche dieser Mythen zutreffen und welche nicht - hier im Faktencheck:

1. Mythos: Bei einer Wärmepumpe werden die Heizkörper nicht richtig warm.

Bewertung: Falsch.

Die Wärme der Heizkörper mag warm sein, aber nicht glühend heiß. „Wärmepumpen sind Niedrigtemperaturheizungen. Es wird bei der Wärmeerzeugung nichts verbrannt. Bei der Technik wird Wärme aus der Umwelt gewonnen (Luft, Wasser, Erde) und mit Strom auf eine Vorlauftemperatur meist zwischen 35 und 55 Grad Celcius gebracht“, erklärt Katja Weinhold vom Bundesverband Wärmepumpe (BWP) unserer Redaktion.

„Bei der Verbrennung von Öl und Gas entstehen im Kessel Temperaturen von mehreren hundert Grad, wobei der größte Teil dieser Wärme durch den Schornstein verpufft. An Heizkesseln sind die Temperaturen früher unnötig hoch eingestellt gewesen, das ist aber für die durchschnittliche Wohlfühltemperatur von 20 bis 22°C völlig unnötig“, meint Weinhold.

Dennoch werden die Heizkörper definitiv warm genug. Das bestätigt auch ein Forschungsprojekt des Fraunhofer-Instituts. Die Forschenden untersuchten die Wärmeleistung von Wärmepumpen in zwischen 15 und 170 Jahre alten Gebäuden. Die durchschnittliche Vorlauftemperatur lag bei den 27 Luft-Wärmepumpen knapp unter 44 Grad Celsius und bei den elf Erdreich-Wärmepumpen etwas über 45 Grad Celsius.

Die Wärme bei Wärmepumpenanlagen brauche wegen der niedrigeren Vorlauftemperaturen länger als bei konventionellen Heizungsanlagen, erklärt Weinhold. „Vielleicht muss sich der eine oder die andere daran erst einmal gewöhnen. Wenn beispielsweise an kalten Tagen zu ausgiebig gelüftet wird, braucht das System länger, um den Raum wieder aufzuheizen – aber langes und unnötiges Lüften ist generell nicht wirklich energieeffizient und klimaschonend“, so Weinhold.

2. Mythos: Wärmepumpen lohnen sich nur im Neubau und verursachen Kosten bis zu 300.000 Euro

Bewertung: Irreführend.

Expertin Weinhold erklärt: „Im Jahr 2021 entschieden sich etwas mehr als die Hälfte der Bauherren in neuen Ein- und Zweifamilienhäusern bereits für eine Wärmepumpe als primären Wärmeerzeuger. Aber auch im Altbau sind Wärmepumpen eine interessante Option, was sich nicht zuletzt an der sprunghaft gestiegenen Nachfrage ablesen lässt: Deutlich mehr als die Hälfte, der im vergangenen Jahr installierten 236.000 Wärmepumpen wurden im Gebäudebestand installiert.“

Mehr dazu: Wärmepumpe im Altbau: Experte widerlegt häufiges Vorurteil

Grundsätzlich gelte: Wärmepumpen sind in der Investition im Bestand meistens etwas teurer als fossile Wärmeerzeuger, insbesondere dann, wenn zur Optimierung der Vorlauftemperatur einige sogenannte Umfeldmaßnahmen wie der Austausch einzelner Heizkörper vorgenommen werden. Allerdings würde dies laut Weinhold auch den Energieverbrauch einer modernen Gasbrennwertheizung senken. Im Fall der Wärmepumpe wird außerdem als Umfeldmaßnahme mit bis zu 40 Prozent über die Einzelmaßnahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude gefördert.

Katja Weinhold denkt bei dem Betrag von 300.000 Euro eher an ein Haus mit mehreren Parteien, das bereits sanierungsbedürftig ist. Sie betont, dass dies nichts mehr mit dem reinen Einbau einer Wärmepumpe zu tun habe. Ein Beispiel: In einem typischen Berliner Einfamilienhaus mit einer Wohnfläche von 150 Quadratmetern steht ein Heizungsaustausch von einer Öl- oder Gasheizung auf eine Wärmepumpe an. Laut Aussage von Weinhold belaufen sich die durchschnittlichen Kosten für diesen Wechsel auf 25.000 bis 65.000 Euro.

In immer mehr Häusern sollen Wärmepumpen installiert werden.
In immer mehr Häusern sollen Wärmepumpen installiert werden. © FUNKE Foto Services | Fabian Strauch

3. Mythos: Eine Wärmepumpe kommen bei einem Mehrfamilienhaus nicht infrage

Bewertung: Falsch.

Das ist falsch, sagt Weinhold. Im Gegenteil: Besonders bei der Modernisierung in Mehrfamilienhäusern mit Zentralheizungen könnten Wärmepumpen als Einzellösung oder im Verbund mit einem fossilen Spitzenlastgerät gut integriert werden. „Dabei ist das Fachhandwerk längst nicht mehr auf individuelle Anlagenkonzepte angewiesen, sondern kann auf eine schnell wachsende Bandbreite an vorkonfektionierten Lösungen für verschiedenste Anwendungsfälle zurückgreifen.“

Von kleinen Mehrfamilienhäusern mit Kaskaden-Lösungen von Luft-Wasser-Wärmepumpen bis hin zu größeren Mehrfamilienhäusern oder Wohnkomplexen mit kombinierten Lösungen aus verschiedenen Wärmequellen – es gebe viele erfolgreiche und bereits tausendfach installierte Optionen. „Natürlich ist es dennoch sinnvoll, in Wärmenetz-Entwicklungsgebieten den Anschluss ans Wärmenetz als Alternative wirtschaftlich und technisch zu betrachten“, sagt Weinhold.

4. Mythos: Eine Wärmepumpe rechnet sich finanziell auf Dauer nicht

Bewertung: Oft falsch.

Laut Katja Weinhold ist die Erstinvestition für eine Wärmepumpe im Vergleich zu einer Öl- oder Gasheizung höher, obwohl staatliche Förderungen zur Verfügung stehen. Die Kosten steigen weiter durch zusätzliche Maßnahmen wie den Austausch von Heizkörpern oder Dämmungen. Das bedeutet, dass die Ausgaben für das neue Heizsystem im Laufe der Jahre wieder eingespielt werden müssen. Selbst ohne die erwartete Preissenkung bei Wärmepumpen rechnet sich die Anlage nach Angaben der BWP-Sprecherin spätestens nach 25 Jahren.

So funktionieren Wärmepumpen

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    Eine Berechnung des Fraunhofer-Instituts zeigt, dass ein teilweise saniertes Einfamilienhaus mit einer zu beheizenden Fläche von 150 Quadratmetern durchschnittlich effizient mit einer Wärmepumpe betrieben wird, die aus einer Kilowattstunde Strom drei Kilowatt Wärme erzeugt (Jahresarbeitszahl 3 - JAZ 3). Laut dieser Berechnung spart man gegenüber einer Gasheizung monatlich über 150 Euro ein. Dabei wurde ein Gaspreis von 25 Cent und ein Strompreis von 35 Cent pro Kilowattstunde (kWh) zugrunde gelegt.

    Das bedeutet: Die Wärmepumpe verlangt zwar den teureren Strom als Betriebsmittel, benötigt jedoch je nach Effizienz weniger Kilowattstunden im Vergleich zu einer Gasheizung.

    5. Mythos: Eine Wärmepumpe ist nicht klimafreundlicher als eine Gasheizung

    Bewertung: Falsch.

    Eine Gasheizung kann mit einer Wärmepumpe nicht mithalten. Laut Angaben des Umweltbundesamts (UBA) erzeugt eine Gastherme pro kWh etwa 218 Gramm umweltschädliches Kohlenstoffdioxid (CO2). Das bedeutet, dass ein Einfamilienhaus mit 20.000 kWh Wärme pro Jahr etwa 4,4 Tonnen CO2 ausstößt.

    Im Gegensatz dazu benötigt eine Wärmepumpe Strom für den Betrieb, der je nach Erzeugung sauber oder klimaschädlich sein kann. Laut Arian Freytag von der Verbraucherzentrale entstehen beim aktuellen Strommix in Deutschland (2022: 46,2 Prozent erneuerbare Energien) etwa 434 Gramm CO2 pro kWh, erklärt er der Deutschen Presse-Agentur dpa.

    Eine durchschnittliche Wärmepumpe mit einer Jahresarbeitszahl (JAZ) von drei benötigt ein Drittel der erzeugten 20.000 kWh Wärme als Strom, was etwa 145 Gramm CO2 pro kWh Wärme entspricht. Auf das Jahr gerechnet sind das knapp 2,9 Tonnen CO2. Das bedeutet eine Ersparnis von etwa 35 Prozent im Vergleich zur Erdgasheizung.