Lampedusa/Berlin. Mehr als 2000 Flüchtlinge haben am Osterwochenende Lampedusa erreicht. Italien verhängt den Ausnahmezustand. Wie geht es jetzt weiter?

Rund 2000 Migrantinnen und Migranten haben die italienische Insel Lampedusa allein am Osterwochenende erreicht. Auf Booten und kleinen Schiffen überquerten sie von Afrika aus das Mittelmeer. Während sie auf ein besseres Leben in Europa hoffen, steht ihr erstes Ziel auf dem Kontinent kurz vor dem Kollaps. Bereits jetzt sind im Flüchtlingslager auf Lampedusa laut der italienischen Nachrichtenagentur Ansa rund 1800 Menschen untergebracht – ausgelegt ist es eigentlich nur für knapp 400. Und es werden immer mehr.

Die italienische Regierung hat wegen des anhaltenden Flüchtlingsstroms nun den Ausnahmezustand verhängt – und zwar für das gesamte Land. Damit soll es möglich werden, dem besonders stark von Migration betroffenen Süden Italiens zunächst fünf Millionen Euro zur Verfügung zu stellen, berichtet die Deutsche Presse-Agentur (dpa). Das Geld soll aus dem Fonds für nationale Notfälle stammen. Dieser – und auch der Ausnahmezustand – sind eigentlich Mittel, mit denen auf Naturkatastrophen reagiert werden kann. Lesen Sie auch: So wurde Lampedusa zum Migranten-Ghetto

Italien: Viermal mehr Flüchtlinge als im Vorjahreszeitraum

Angesichts der explodierenden Flüchtlingszahlen hält die Regierung in Rom den Schritt nun aber scheinbar auch ohne eine solche für angebracht: Allein 2023 haben bisher bereits rund 31.000 Migranten Italien erreicht – zum Teil wurden sie auch auf dem Mittelmeer gerettet und an Land gebracht. Im selben Zeitraum 2022 waren es nur rund 7900 Menschen – und damit nur rund ein Viertel.

Die Regierung der Postfaschistin Giorgia Meloni rechnet in den kommenden Monaten zudem mit einer weiteren Zunahme. Die Ausrufung des Notstands soll laut der Ministerpräsidentin daher "wirksame und rechtzeitige Antworten auf die Organisation der Ströme" geben, teilte ihr Amtssitz in Rom am späten Dienstagabend mit. Mehr zur italienischen Politik: Postfaschistin Meloni überrascht Skeptiker

Migranten in Italien: Regierung sieht EU in der Pflicht

Gleichzeitig sieht die italienische Regierung aber auch die EU in der Pflicht, die Zahl der Migranten, die das Land über das Mittelmeer erreichen, zu begrenzen. "Es muss klar sein, dass der Notstand das Problem nicht löst", sagte Nello Musumeci, Minister für Katastrophenschutz. Nur ein "bewusstes und verantwortungsvolles Eingreifen der Europäischen Union" könne zur Bewältigung der Krise beitragen. Auch interessant: Krisentreffen – Neue Flüchtlingswelle mache EU nervös

Die EU-Kommission steht nach eigenen Angaben in Kontakt mit den italienischen Behörden. Eine Sprecherin betonte jedoch, dass es bereits jetzt ein breites Spektrum an Unterstützung für das Land gebe, zum Beispiel Hilfe durch EU-Behörden wie Frontex oder Europol vor Ort. Außerdem erhalte Italien am meisten Geld aus dem Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds der EU. (nfz/dpa)