Berlin. Sie sollen Öl- und Gasheizungen ablösen: Wärmepumpen liegen im Trend. Doch Kaufinteressierte müssen vor der Anschaffung viel beachten.

  • Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) plant, bis 2030 sechs Millionen mehr Wärmepumpen in Deutschland installieren zu lassen
  • Ende 2020 waren lediglich 1,4 Millionen Wärmepumpen im Betrieb
  • Ein neues Heizungsgesetz soll den Einbau von alten Öl- und Gasheizungen verbieten: Doch die Wärmepumpe hat ihre Tücken

Sechs Millionen Wärmepumpen sollen nach den Plänen von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) bis 2030 in Deutschland installiert sein. Das ist ein ehrgeiziges Ziel, denn Ende 2020 waren erst rund 1,4 Millionen in Betrieb. Dafür plant der Wirtschaftsminister mit einem neuen Heizungsgesetz, den Einbau von alten Öl- und Gasheizungen zu verbieten. Doch es regt sich Widerstand: Viele halten die Pläne für ambitioniert. Und zu teuer.

Die enormen Preissteigerungen für Gas und Öl haben bereits im letzten Winter dazu geführt, dass Heizungsbauer mit Anfragen nach dem Einbau von Wärmepumpen bestürmt werden. Doch in vielen Fällen nimmt das Beratungsgespräch einen für den Kunden enttäuschenden Verlauf. Die Gründe:

1. Probleme bei der Wärmepumpe: Die Kosten sind hoch

Nach der Beobachtung von Branchenkennern haben sich Wärmepumpen im Vergleich zum vorigen Jahr stark verteuert – in Einzelfällen um bis zu 50 Prozent. Verantwortlich dafür sind wohl nicht allein die wegen des Ukraine-Krieges gestiegenen Preise von Rohstoffen und Vorprodukten. Die Anbieter dürften auch die starke Nachfrage ausgenutzt haben. „Wärmepumpen kosten heute zwischen 20.000 und 30.000 Euro“, sagt der Jenfelder Heizungsinstallateur Georg Weigelt. Diese Preise sind aber nur dann relevant, wenn die Anlage bei einem Neubau gleich mit eingeplant wird.

„Grundsätzlich ist eine Wärmepumpe auch für die meisten älteren Häuser geeignet“, sagt Andrea Grimm von den Hamburger Energielotsen, die im Auftrag der Verbraucherzentrale beraten. „Das ist dann eine Frage der Kosten“, so Grimm – denn nur wenn bestimmte Voraussetzungen im Hinblick auf die Dämmung und die Art der Heizkörper vorliegen, ist eine Wärmepumpe für eine Bestandsimmobilie sinnvoll.

Das liegt daran, dass sie in der Regel deutlich geringere Vorlauftemperaturen (bis zu rund 50 Grad) als etwa eine herkömmliche Gasheizung liefert. Jeder Hausbesitzer kann selbst testen, ob seine Immobilie diese Voraussetzungen erfüllt: Wenn es an einem kalten Wintertag in den Räumen ausreichend warm wird, nachdem man die Vorlauftemperatur des Heizkessels auf 50 Grad geregelt und die Thermostate an den Heizkörpern voll aufgedreht hat, müssen keine wesentlichen Änderungen vorgenommen werden.

Ansonsten kann es richtig teuer werden. „Eine Wärmepumpe benötigt großflächige Heizkörper oder idealerweise eine Fußbodenheizung“, erklärt Weigelt, aber damit ist es womöglich noch längst nicht getan: „Wenn man noch neue Fenster und eine Dämmung braucht, können alles in allem Kosten von 70.000 oder 80.000 Euro zusammenkommen.“ Zwar gibt es eine staatliche Förderung, die beim Austausch einer alten Ölheizung bis zu 45 Prozent der Investition ausmacht, doch selbst dann bleibt noch ein hoher Betrag übrig.

HeizungKosten in EUR
Ölheizungab ca. 8.000
Gasheizungab ca. 7.000
Holz- oder Pelletheizungab ca. 10.000
Nah- und Fernwärmeab ca. 5.000
Wasserstoffheizungab ca. 30.000
Solarthermieab ca. 10.000
Luft-Wasser-Wärmepumpe8000 bis 16.000
Erdwärmepumpe12.000 bis 15.000 (ohne Erschließung)
Grundwasser-Wärmepumpe9000 bis 12.000 (ohne Erschließung)

Zu beachten ist: Die Kosten in dieser Tabelle sind durchschnittliche Werte und können im individuellen Fall abweichen. Nicht beachtet werden zudem die Kosten für die Installation oder einen nötigen Umbau/Sanierung. Auch Förderungen werden nicht berücksichtigt.

2. Problem der Wärmepumpe: Platzproblem und Geräuschentwicklung

Im Keller benötigt die Wärmepumpe zwar nicht viel mehr Platz als etwa eine Gasheizung. Aber bei der dominierenden Anlagenart, den Luft-Wärmepumpen, benötigt man ein Ventilatorgehäuse, das in der Regel außerhalb des Hauses aufgestellt wird – und dieser Ventilator ist nicht gerade leise. 50 bis mehr als 60 Dezibel sind es bei vielen der Geräte.

„Das ist etwa so laut wie eine normale Unterhaltung“, sagt Weigelt. Tagsüber sei das kaum ein Problem, aber nachts könne dieses Geräusch durchaus stören. Darum muss nach aktueller Rechtsprechung ein Mindestabstand des Ventilators von drei Metern zum Nachbargrundstück eingehalten werden. Außerdem sollte er nicht zu nah am eigenen Haus stehen, um eine Schallweiterleitung zu vermeiden, und möglichst zur Straße hin ausgerichtet werden.

Das alles zusammen lässt sich in Neubaugebieten mit dichter Bebauung unter Umständen nicht realisieren. Immer häufiger landen Streitigkeiten über die Geräuschentwicklung von Wärmepumpen vor Gericht – und vielleicht hat es ja auch mit solchen Ärgernissen zu tun, dass einige Hersteller für die Ventilatoren Schutzgitter gegen Vandalismus anbieten.

Es gibt zwar andere Arten von Wärmepumpen, die ohne den Ventilator auskommen. Sie erfordern aber einen erheblich höheren Aufwand für die Installation: Für Erdwärmepumpen muss man auf einer Fläche, die rund doppelt so groß sein muss wie die zu beheizende Wohnfläche, Rohrschlangen in 1,5 Metern Tiefe unter der Erde verlegen. Grundwasser-Wärmepumpen hingegen benötigen eine bis zu 100 Meter tiefe Bohrung – das ist teuer und erfordert eine behördliche Genehmigung, die nicht immer erteilt wird.

Die Lüftungs­anlage einer Wärmepumpe ist in vielen Fällen nicht gerade leise. Der Ventilator kann Geräusche von 50 bis mehr als 60 Dezibel verursachen. Abstände zum Nachbarn müssen eingehalten werden.
Die Lüftungs­anlage einer Wärmepumpe ist in vielen Fällen nicht gerade leise. Der Ventilator kann Geräusche von 50 bis mehr als 60 Dezibel verursachen. Abstände zum Nachbarn müssen eingehalten werden. © dpa | Silas Stein

3. Problem der Wärmepumpe: Lange Lieferfristen

Die hohe Nachfrage – bei gleichzeitigen Lieferkettenproblemen – hat dafür gesorgt, dass eine neu bestellte Wärmepumpe in vielen Fällen erst nach einem Jahr beim Kunden eintrifft. In einer aktuellen Umfrage der Deutschen Energie-Agentur (dena) unter Energieeffizienz-Experten wurden Lieferengpässe tatsächlich als zweithäufigstes Hemmnis für die Nutzung von Wärmepumpen genannt.

Aber nicht nur die Verfügbarkeit des Geräts kann zum Problem werden. Man braucht auch einen Heizungsbauer, der die Anlage fachgerecht plant und in­stalliert. Nach Schätzung des Zentralverbands Sanitär, Heizung, Klima (ZVSHK) ist aber erst höchstens ein Drittel der Betriebe der Branche dafür qualifiziert – und allen fehlt es an Personal. 60.000 Fachkräfte würden von den Betrieben bundesweit gesucht, heißt es vom Verband. So dürfte es zu einer Herausforderung werden, in den nächsten Jahren jeweils mehr als 500.000 Wärmepumpen einzubauen.

4. Problem der Wärmepumpe: Das Risiko der falschen Planung

„Im Schnitt über das gesamte Jahr kann man damit rechnen, dass eine Wärmepumpe mit einer Kilowattstunde Strom drei Kilowattstunden Heizwärme erzeugen kann“, sagt Grimm. „Nur an wenigen Tagen im Winter ist es so kalt, dass man allein mit dem Strom heizen muss.“

In der Praxis kommt es aber manchmal zu kostspieligen Planungsfehlern. So wählen Architekten und Heizungsbauer, die mit dieser Technologie noch nicht so gut vertraut sind, nicht selten ein zu groß dimensioniertes Gerät – aus Sorge, eine zu schwache Anlage einzubauen. Das treibt nicht nur die Anschaffungskosten hoch. Eine zu kräftige Wärmepumpe schaltet in kurzen Abständen ein und aus, was einen sehr hohen Verschleiß mit sich bringt und die Lebensdauer des teuren Geräts gegenüber den angepeilten 15 bis 20 Jahren deutlich verkürzen kann.

Um dem Risiko zu entgehen, dass die Wärmepumpe bei starkem Frost nicht genug Heizleistung liefert, entscheiden sich manche Besitzer großer Einfamilien­häuser auch für eine Hybridanlage mit integriertem Gasbrenner – oder sie lassen die alte Gasheizung einfach stehen. „Von einer Kombination aus Wärmepumpe und Gasheizung halte ich wenig, weil man dann weiterhin die Wartungskosten für die Heizung mit Feuerung und die Kosten für die Bereitstellung des Zählers tragen muss“, sagt Grimm.

Wärmepumpen liegen im Trend.
Wärmepumpen liegen im Trend. © HA Grafik, HA Infografik, F. Hasse | Frank Hasse

5. Problem der Wärmepumpe: Unsicherer Strompreis

Bei einem jährlichen Stromverbrauch einer Wärmepumpe von angenommen 5000 Kilowattstunden wird der zu erwartende Anstieg der Strompreise natürlich auch für die Nutzer dieser politisch erwünschten Heizanlagen zu einer zusätzlichen Belastung. Auch der Verbrauch der Wärmepumpe ist vom Strompreisdeckel gedeckt, aber nur unter bestimmten Voraussetzungen, wie das Bundeswirtschaftsministerium auf seiner Internetseite schreibt.

Wärmepumpen oder Ladesäulen für Elektroautos können im Strompreisdeckel berücksichtigt werden - allerdings ist das von der Art der Entnahmestelle abhängig. Wenn diese Geräte an einer Entnahmestelle angeschlossen sind, die über ein Standardlastprofil abgerechnet wird, gelten bestimmte Regeln.

Alle bereits vorhandenen Verbrauchsgeräte, die bei der Erstellung der Jahresverbrauchsprognose berücksichtigt wurden, zählen zum Entlastungskontingent. Das betrifft mindestens alle Geräte, die bei der vorletzten Ablesung des Stromzählers durch den Netzbetreiber schon in Betrieb waren.

Neue Wärmepumpen und Ladesäulen für Elektroautos müssen dem Netzbetreiber gemeldet werden. Dann können sie in der aktuellen Jahresverbrauchsprognose und im Entlastungskontingent berücksichtigt werden.

Wenn der für die Jahresverbrauchsprognose des Netzbetreibers normalerweise zugrunde gelegte Vorjahresverbrauch nicht angemessen sein sollte, sollte der Netzbetreiber die Jahresverbrauchsprognose für den betroffenen Letztverbraucher anpassen.