Wolfsburg. Im VW-Intranet teilte Markenchef Thomas Schäfer den Beschäftigten mit, dass Milliarden eingespart werden sollen. Das sind die möglichen Pläne.

Die brisante Mitteilung erreichte die Belegschaft vor dem Feiertag: Der Autobauer Volkswagen will seine gewinnschwache Kernmarke VW Pkw mit einem neuen Spar- und Effizienzprogramm wieder auf Trab bringen. Die Modellpalette soll unter anderem verschlankt und die Prozesse sollen insgesamt schneller werden. „Wir sehen, dass unsere Marke – bei allen Stärken –wirtschaftlich noch nicht solide genug aufgestellt ist“, hieß es von Markenchef Thomas Schäfer in einem Artikel am Mittwoch im VW-Intranet, der unserer Zeitung vorliegt.

Im „Handelsblatt“ hieß es, Volkswagen peile eine Ergebnisverbesserung von mindestens drei Milliarden Euro im Jahr an. „Wir müssen (…) in Krisenzeiten und in einer auf Dauer volatilen Welt gute, wettbewerbsfähige Renditen schaffen“, sagte Schäfer dem Schreiben zufolge. „Deshalb starten wir jetzt ein Programm für deutlich mehr Effizienz und Synergien.“

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Programm für mehr Effizienz und Kosteneinsparungen

Der Markenchef will unter anderem in der Produktion ansetzen. „Wir richten unsere Werke nicht nach Marken, sondern nach Plattformen aus. Daraus ergibt sich dann, welche Modelle dort produziert werden. Nicht andersherum“, kündigte er an. Das allein bringe in den kommenden Jahren einen Milliardenbetrag an Einsparungen in der sogenannten Markengruppe Volumen, die neben der Kernmarke Volkswagen auch Skoda, Seat und VW-Nutzfahrzeuge umfasst.

Es gehe nicht um einen Stellenabbau, berichtete das „Handelsblatt“ unter Berufung aus Unternehmenskreisen. Allerdings dürfte letztlich die Zahl der Arbeitsplätze sinken, auch weil E-Autos weniger aufwendig zu bauen sind, heißt es in dem Bericht. Dies würde indes über Altersteilzeit und eine nicht-Nachbesetzung von Stellen geschehen. Ein Sprecher des Unternehmens wollte den Bericht nicht kommentieren.

VW-Betriebsratschefin Daniela Cavallo kündigte an, intensive Gespräche zum Sparprogramm führen zu wollen.
VW-Betriebsratschefin Daniela Cavallo kündigte an, intensive Gespräche zum Sparprogramm führen zu wollen. © Volkswagen AG

Schäfer sagte in dem internen Artikel, noch sei es zu früh, Details zu nennen. Die Mitarbeitenden sollen zusammen mit dem Betriebsrat über konkrete Schritte informiert werden. VW-Betriebsratschefin Daniela Cavallo äußerte sich zum geplanten Sparprogramm so: „Entsprechende Ziele des Markenvorstandes haben wir zur Kenntnis genommen, darüber gilt es nun Gespräche zu führen. Es ist wie immer bei Volkswagen: Wirtschaftlichkeit und Beschäftigungssicherung sind gleichrangige und gemeinsame Ziele.“ Sie machte auch klar: „Tarifliche Einschnitte oder Abstriche bei unserer Beschäftigungssicherung sind mit uns nicht zu machen. In diese Richtung gibt es aber auch keinerlei Pläne.“ Der Betriebsrat werde sich in die anstehenden Gespräche einbringen und laufend darüber berichten. Ein wichtiger Termin dafür könnte die Betriebsversammlung Mitte Juni im Stammwerk sein. Bei der Marke VW herrscht eine Jobgarantie bis 2029.

Belegschaft soll laufend über den Stand der Dinge informiert werden

Auch Schäfer kündigte im VW-Intranet an, zusammen mit dem Betriebsrat die Belegschaft transparent über den Stand der Dinge zu informieren. „Ein solches Performance-Programm ist Teamarbeit. Es lebt vom Know-how, von den Ideen und vom Mut unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – und zwar quer durch alle Bereiche und Ebenen.“ Die Themen würden in Arbeitsgruppen kanalisiert mit klaren Wegen und Ansprechpartnern. Noch sei es aber zu früh, hier Details zu nennen. Das werde in den kommenden Wochen und Monaten geschehen.

Im ersten Quartal hatte die Kernmarke des Wolfsburger Autokonzerns nur eine Umsatzrendite von drei Prozent eingefahren. Das heißt: Von 100 Euro Umsatz blieben im Tagesgeschäft nur drei Euro Betriebsgewinn übrig. „Damit können wir uns wichtige Zukunftsinvestitionen schlicht nicht leisten“, sagte Schäfer in dem Schreiben. „Um wirklich krisenfest zu sein, brauchen wir eine nachhaltige Umsatzrendite von 6,5 Prozent.“

Marke ist wachsendem Druck ausgesetzt

Der Markenchef erwähnt auch den wachsenden Druck, dem die Marke ausgesetzt sei. Das Umfeld für die Automobilindustrie sei so anspruchsvoll wie nie: Rezessionsgefahr, geopolitische Konflikte, labile Lieferketten, grassierende Rohstoff- und Energiepreise, massiver Wettbewerb – das seien nur einige der Stichworte. Auch die Transformationsgeschwindigkeit habe sich in den vergangenen Monaten nochmals deutlich erhöht. „Die Marke Volkswagen muss handeln.“

Das Nachrichten-Magazin „Spiegel“ spricht im Zusammenhang mit dem Radikalumbau der Marke VW auch von der „ersten großen Bewährungsprobe“ für Konzernchef Oliver Blume, der sein Amt vor knapp neun Monaten angetreten hat. Noch seien die Geschäftszahlen des Konzerns stark, erklärte Betriebsratschefin Cavallo im VW-Firmenintranet gegenüber der Belegschaft. Das erschwere derzeit jedoch den Blick dafür, „dass wir vor allem im Volumengeschäft auf eine sehr schwierige Phase zusteuern“. Die Märkte flauten ab, der Wettbewerb werde härter. „Ich erwarte daher vom Vorstand, dass er diese wichtige Erklärungsarbeit gegenüber der Belegschaft von nun an verstärkt leistet.“

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