Wolfsburg. Seit Jahren sieht der Kompakte wie ein Loser aus. Doch die Deutschen halten ihm die Treue – wenn nur nicht der Teilemangel wäre.

Für eine definitive Jahresbilanz ist es noch zu früh. Doch an der Elf-Monats-Zwischenbilanz des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) kann man den Jahreseinlauf der VW-Modelle bereits prognostizieren. Das Wichtigste: Trotz aller Probleme bleibt der Golf das bestverkaufte Modell im deutschen Heimatmarkt. Die Tendenz geht aber weiter deutlich zu SUV-Modellen. Auch davon profitiert die breit aufgestellte Kernmarke.

Die Nummer 1: Dass die Jahresproduktion in Wolfsburg diesmal nicht einmal 400.000 Fahrzeuge betragen wird, ist vorrangig dem Teilemangel geschuldet. Es hätten wohl deutlich mehr Golf- und Tiguan-Modelle gebaut werden können, wenn ausreichend Halbleiter ins Stammwerk gelangt wären. Doch der Konzern hat – betriebswirtschaftlich vertretbar – andere Prioritäten gesetzt. Die Konzernmarken Audi und Porsche sind ebenso vorrangig behandelt worden wie die E-Fabriken. Der Golf fand in den ersten neun Monaten 77.419 Käuferinnen und Käufer. Trotz eines fast zehnprozentigen Absatzrückganges gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres bleibt er damit klar die Nummer 1 in der Marken-Hitliste. Und das, obwohl vor allem die Golf-Schichten von Kurzarbeit betroffen waren.

Die Nummer 2: Anders als der Golf, der exklusiv in Wolfsburg produziert wird, kommt der markeninterne Verfolger aus Portugal. Der T-Roc hat seit seinem Marktstart eine ganz starke Vorstellung abgeliefert. In Deutschland wurden in diesem Jahr bislang 54.763 Einheiten verkauft. Das kompakte SUV hat das Kunststück fertiggebracht, im Jahresvergleich um über fünf Prozent zuzulegen.

Die Nummer 3: Der Tiguan liefert weiter solide Absatzzahlen in Deutschland. 52.380 Einheiten des Geländewagens wurden von Januar bis November in Deutschland ausgeliefert. Auch er legt im Jahresvergleich zu – wenn auch nur leicht um 1,5 Prozent. Wie wichtig das 2007 eingeführte Modell ist, zeigt die Tatsache, dass die beiden gleichfalls gut nachgefragten Audi-Modelle Q3 und Q4 zusammen nicht die Absatzzahlen des Tiguan erreichen. Durch das aufgewertete neue Modell, das im zweiten Halbjahr 2023 im Stammwerk gebaut wird, dürfte der Absatz einen deutlichen Schub erfahren.

Die Nummer 4: Der Passat aus Emden – der beliebteste Dienstwagen aus der VW-Flotte – verlor im Jahresvergleich 15 Prozent an Absatz. Mit über 36.000 Einheiten ist er aber weiterhin die Nummer 4 in der internen Rangliste.

Die Nummer 5: Der praktische kleine Polo, der im spanischen Pamplona und im südafrikanischen Uitenhage gebaut wird, ist schon lange nicht mehr der König der Kleinwagenklasse. Mit rund 28.300 verkauften Einheiten und einem Marktanteil von acht Prozent ist fraglich, ob das Modell noch ins Elektrozeitalter passt. Eine Elektrifizierung müsste sich ebenso rechnen wie eine Anpassung an neue Abgasvorgaben. Hier stehen noch endgültige Entscheidungen aus.

Die Nummer 6: Sehr dicht auf den Fersen ist dem Polo der Marken-Newcomer T-Cross, der es auf 27.644 Verkäufe brachte. Das Auto wird in Spanien produziert und außerhalb Europas auch in China und Brasilien.

Die Nummer 7: Der VW-Up ist das kleinste Modell im VW-Sortiment. Gut 21.000 Modelle des im slowakischen Bratislava gebauten Minis fanden Käufer.

Die Nummer 8: Die in Zwickau und jetzt auch in Emden produzierten reinen Elektromodelle ID.5 und ID.6 kommen zusammen auf einen Absatz von 17.656 Einheiten. Die Tendenz ist steigend. Die Modelle legten im Jahresvergleich um 55 Prozent zu.

Die Nummer 9: Der Taigo ist erst im Oktober des Vorjahres auf den Markt gekommen. 17.000 Modelle des ursprünglich für den südamerikanischen Markt entwickelten Fahrzeugs fanden im bisherigen Jahresverlauf Kunden. Gebaut wird der Taigo im spanischen Polo-Werk Pamplona.

Die Nummer 10: Der ID.3 ist das erste reine BEV-Modell der Marke. Es wurde bislang in Deutschland nur im Zwickauer Werk produziert. Im Frühjahr sollen erste Einheiten auch im Wolfsburger Stammwerk gefertigt werden. Bis dahin ist die zweite Generation des durch einige Kinderkrankheiten aufgefallenen Stromers im Angebot. Verkauft wurden in diesem Jahr 16.421 Modelle. Das ist ein Rückgang von fast 35 Prozent gegenüber 2021.

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