Wolfsburg. Komödie, Gesellschaftskritik, klassische Musik: Der Mai-Spielplan im Wolfsburger Scharoun-Theater hat ein besonderes Thema.
Bevor das Wolfsburger Scharoun-Theater in den Sommerurlaub geht, verschreibt sich der Mai-Spielplan noch einmal ganz dem Thema Begegnung – nicht nur die Zuschauer untereinander allabendlich betreffend, sondern auch innerhalb der einzelnen Inszenierungen. „Aus Begegnungen, die als Konfrontation, zum Zweck der Deeskalation, zur Rettung oder zum Eigenzweck dienen, können am Ende gegenseitiges Verständnis, Respekt und neue, gemeinsame Perspektiven erwachsen“, heißt es in der Mitteilung.
Los geht es am Donnerstag, 2. Mai, 19.30 Uhr, mit einer Komödienmischung aus Dialogen, Tempo, Witz und Tiefgang: „Sein oder nicht sein“ ist die Bühnenfassung mit englischen Übertiteln des Erfolgsfilms von Ernst Lubitsch (1942) über die Probe einer NS-Politfarce an einem polnischen Theater 1939, die aus Angst vor dem Hitler-Regime kurzerhand von der Regierung verboten und stattdessen Shakespeares „Hamlet“ einstudiert wird.
Doch immer, wenn allabendlich der selbstverliebte Hauptdarsteller Joseph Tura zum bekannten Sein-oder-nicht-sein-Monolog ansetzt, verlässt der attraktive Fliegerleutnant Sobinsky den Saal und vergnügt sich hinter den Kulissen mit Maria Tura, der Gattin des Protagonisten. Als die Deutschen tatsächlich einmarschieren, bleibt zur Rettung des Theaters und seiner Menschen nur der Weg, Fiktion zur Realität werden lassen. Mit dem Bühnenbild und den Kostümen des verbotenen Stückes wird das Theater zum Gestapo-Hauptquartier, die Schauspieler zu deutschen Besatzern. „Alle spielen um ihr Leben und ein wahnwitziges Verwirrspiel nimmt seinen Lauf“, heißt es in der Mitteilung.
Gesellschaftskritik im Wolfsburger Scharoun-Theater
Zwei große Charakterdarsteller stehen am Freitag, 3. Mai, ab 19.30 Uhr auf der Theaterbühne: die vielfach ausgezeichnete Doris Kunstmann, die unter den Top 100 German Actresses geführt wird, und Ron Williams begegnen sich im subtilen Gesellschaftsstück „Miss Daisy und ihr Chauffeur“ als ungleiches Paar in Zeiten der Rassentrennung, zwischen dem aus einer Not heraus eine respektvolle Sympathie erwächst. Nach einem Autounfall kauft Sohn Boolie seiner 72-jährigen Mutter Daisy, einer pensionierten Lehrerin, 1948 nicht nur einen neuen Wagen, sondern engagiert auch gleich den Schwarzen Hoke Coleburn als ihren Chauffeur – ein ruhiger, lebenskluger Mann und somit der ideale Gegenpart zur egozentrischen Miss Daisy. Mit bemerkenswerter Ausdauer schafft es Hoke schließlich, dass Miss Daisy in den Wagen einsteigt.
Dass täglich Weltfrauentag sein sollte und wie wichtig selbstbewusste Frauen im A-Cappella-Bereich sind, erklärt der Besuch von „Les Brünettes: 4“ am Samstag, 4. Mai, ab 19.30 Uhr. „Vier Persönlichkeiten und Temperamente, die sich gerade wegen ihrer Unterschiedlichkeit so wunderbar ergänzen, präsentieren mit höchster Virtuosität ihr neues Programm ,4‘ – eine schlichte Zahl, die allerdings alles aussagt, dass die vier Damen in diesem Programm ganz einfach sie selbst und ganz bei sich selbst angekommen sind“, heißt es. „Les Brünettes“ präsentieren unter anderem zwölf Titel aus eigener Feder in drei verschiedenen Sprachen zwischen Pop, Jazz, Funk und Rap, die von Liebe, Geburtstagserfahrungen und Hashtags, Fragen nach Freiheit oder Ungerechtigkeiten gegenüber Frauen handeln. Dem 2010 gegründeten, preisgekrönten Ensemble gehe es um das Einstehen für Werte, um die Verantwortung für unseren Planeten und darum, dass Humor manchmal einfach die beste Antwort ist.
Die Hemmschwelle zur klassischen Musik soll im Scharoun-Theater sinken
„Klassik für alle!“ ist ein neues Format, das erstmals am Sonntag, 12. Mai, ab 11 Uhr zusammen mit dem Philharmonischen Kammerorchester Wernigerode unter der Moderation von Martin Weller durchstartet und mit bekannteren Werken, einer Erklärung der Stücke und einem niedrigen Eintrittspreis endlich die Hemmschwelle derjenigen Menschen nehmen soll, die sich sonst vielleicht nicht ins Theater trauen. Musiziert werden Beethovens 2. Sinfonie, Smetanas „Die Moldau“ und Honeggers „Pacific 231”.
Und wer anschließend auf den Geschmack gekommen ist, kann am Dienstag, 14. Mai, ab 20 Uhr im letzten Sinfoniekonzert der Saison dem Staatsorchester Braunschweig und Maurice Steger begegnen und hören, dass die Blockflöte ein durchweg unterschätztes Instrument ist. Unter Leitung des Star-Blockflötisten Maurice Steger erklingen Werke von Ralph Vaughan Williams, Georg Friedrich Händel, Samuel Barber, Francesco Geminiani, William Babell und Joseph Haydn. Das Konzert wird abgerundet durch eine Einführung um 19.15 Uhr und eine anschließende After-Show-Party im Foyer.
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red