Wolfsburg. Im Internet tobt ein Kulturkampf um den „FCK AFD“-Espresso des Wolfsburger Kaffeerösters Daniel Olivier. Der muss schon nachordern.

Bewegte Wochen hat Daniel Olivier hinter sich. Erst trat der Kaffeeröster aus Wolfsburg mit einem Online-Post gegen Rechtsextremismus einen Shitstorm los, der bald ins Gegenteil umschlug. Dann legte er einen „FCK AFD“-Espresso auf und landete damit einen Verkaufshit. Und jetzt tragen AfD-Fans und AfD-Gegner auf Bewertungsportalen einen Kulturkampf um den Anti-AfD-Kaffee aus.

Ihren Anfang nahm die Geschichte vor einigen Wochen, mit den Protesten der Landwirte. „Mich hat gestört, dass die Rechten die völlig legitimen Proteste der Bauern für sich und ihre braune Agenda genutzt haben“, erzählt Olivier. Als dann auch noch zu einem Generalstreik für ganz Deutschland am 8. Januar aufgerufen wurde, postete der auf Facebook sehr aktive Wolfsburger plakativ seine Haltung: „Selbstverständlich haben wir am 08.01.24 ganz normal geöffnet“, schrieb er.

Wolfsburger trifft mit „FCK AFD“-Kaffee einen Nerv

Zuerst gab es jede Menge Gegenwind und Beschimpfungen für den 49-Jährigen. Facebook-User betitelten ihn als Verräter, riefen zum Boykott auf und wünschten ihm die Insolvenz an den Hals. Doch schnell wendete sich das Blatt, und eine warme Welle der Soldarität schwappte über Olivier Caffè. „Viele sagen, sie trauen sich nicht, sich so auf Facebook zu positionieren, und freuen sich, dass es mal jemand tut“, sagt der Inhaber.

Bei rund 4600 Kommentaren zum Thema Bauern hätte die Geschichte ein Ende haben können, doch sie ging weiter. Für eine Kundin, erzählt Daniel Olivier, habe er fünf Dosen Espresso mit „FCK AFD“-Etiketten abgefüllt. Die Kaffeedosen standen Mitte Januar in der Rösterei – und zogen prompt Blicke und Begehrlichkeiten anderer Kaffeefreunde auf sich. Also füllte Olivier größere Mengen seines beliebten Espresso Nr. 4 (mittelkräftig/schokoladig) in Dosen mit dem Anti-AfD-Slogan ab, kündigte an, für jede verkaufte Dose einen Euro an die Flüchtlingshilfe zu spenden und kann sich seitdem vor Bestellungen kaum retten

Anti-AfD-Espresso aus Wolfsburg: Dosen sind ausverkauft

Vor etwa einer Woche zählte er 830 verkaufte Dosen, inzwischen müssen es seiner Schätzung nach 1500 bis 1600 sein. Wobei die Dosen momentan aus sind. Bis eine Nachlieferung aus Italien eintrifft, gibt es den „FCK-AFD“-Espresso nur noch im Beutel. Die meisten Bestellungen gehen online ein, doch auch im Laden kommen Leute vorbei, die – ganz im Einklang mit den Demonstrationen für die Demokratie und gegen Rechtsextremismus – unbedingt den Anti-AfD-Kaffee haben wollen.

Auch das blieb bei denjenigen, die der AfD oder noch rechteren Parteien nahestehen, natürlich nicht unbemerkt. Bei Google und auf dem Bewertungsportal Trustpilot überschlugen sich User plötzlich mit 1-Sterne-Rezensionen für Olivier Caffè. Einige gaben sich gar keine Mühe zu verschleiern, warum sie das Geschäft nicht mögen. Kostprobe: „Wer, anstatt vernünftigen Kaffee zu machen, politische Statements meint abgeben zu müssen, sollte sich warm anziehen! Ein solcher Laden ist natürlich zu meiden. Linksgrünversiffte Ideologie braucht niemand! Schämt Euch!“

Shitstorm und Candystorm im Netz

Doch auch hier fand schnell wieder ein Umschwung statt und es regnete Liebe statt Hass für die Wolfsburger Kaffeebrennerei. „Bester Kaffee“ oder „richtig lecker“ heißt es dort. Oder auch: „Ein Café als Politikum? Da mache ich doch gerne mit. 5 Sterne für klare Kante gegen Rechts.“

„Wir sind bewegt, wie viele sich hinter uns stellen und den Braunen nicht das Feld überlassen wollen“, sagt Daniel Olivier zu dem Candystorm. Angreifbar fühlt er sich dennoch: Einige User belassen es nicht bei Kommentaren im Netz. Er erhalte auch Droh-Mails und Droh-Anrufe, sagt der Wolfsburger.

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