Wolfsburg. Die Entsorgung des Bauschutts ist wegen ungewöhnlich hoher Schadstoffwerte umfangreicher als geplant. Besteht Gefahr für die Bürger?

Der für die Herbstferien terminierte Abriss der Theaterbrücke muss verschoben werden. Grund dafür sind ungewöhnlich hohe Schadstoffwerte. Die Belastung macht die Entsorgung des Bauschutts umfangreicher und zeitintensiver als geplant - die Suche nach einem Alternativtermin läuft derzeit. Das schreibt die Stadt in einer Mitteilung.

Grundsätzlich müssten gefährliche und nicht gefährliche Stoffe getrennt entsorgt werden. Je höher die Schadstoffbelastung, desto umfangreicher sei die Entsorgung. Dabei erfolgten die notwendige Vergabe der Leistungen und die Schadstoffanalyse planmäßig und in einem für Projekte dieser Art üblich Zeitrahmen. Nachdem die Analyseergebnisse vorlagen, haben die Stadt, das beteiligte Ingenieurbüro und der beauftragte Dienstleister gemeinsam entschieden, den Abriss der Brücke zu verschieben.

„Die Schadstoffbelastung der Theaterbrücke ist für ein Bauwerk dieser Art ungewöhnlich hoch. Entsprechend war es nicht erwartbar, dass die Entsorgung des Bauschutts so umfangreich wird“, sagt Oliver Iversen, Leiter des Geschäftsbereiches Straßenbau und Projektkoordination. „Für die Bürgerinnen und Bürger geht von der Theaterbrücke nach wie vor keine Gefahr aus – weder was die Stabilität, noch was die Schadstoffe angeht.“

Es wurden Asbest, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe und polychlorierte Biphenyle gefunden

Denn: Problematisch ist nicht die Belastung an sich, sondern die fachgerechte Entsorgung des belasteten Bauschutts. Hierfür gibt es klare gesetzliche Vorgaben. Je nach Höhe der Schadstoffkonzentration, Entsorgungswege und Entsorgungsanlage werden weitere Analysen notwendig. Daneben muss die Entsorgung belasteten Abfalls zusätzlich beim Gewerbeaufsichtsamt angemeldet und genehmigt werden.

Wie für ein derartiges Projekt üblich wurden der Bitumenbelag, der Fugenverguss, die Oberflächenbeschichtung und der Beton auf Schadstoffe analysiert. Dabei wurde im Fahrbahnbelag Asbest nachgewiesen. Darüber hinaus weist die Fahrbahnplatte sowie die Kappen und Widerlager der Brücke eine erhöhte Konzentration von polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) auf. Ebenfalls wurde der Beton im Bereich der Kappen und Widerlager aufgrund einer erhöhten Konzentration von polychlorierten Biphenylen (PCB) als belasteter Abfall eingestuft. Lediglich die Oberflächenbeschichtung ist nicht betroffen.

Trotz des Nachweises von Schadstoffen in der Theaterbrücke gehe von ihr für die Bürger*innen keine Gesundheitsgefahr aus, betont die Stadt. Generell sei festzuhalten, dass PAK in geringer Dosis überall im Alltag auftreten könne - beispielsweise auch in Lebensmitteln - ohne dabei gesundheitsschädlich zu sein. Selbst wenn PAK-haltige Baustoffe verbaut würden, sei es für Verkehrsteilnehmer*innen ungefährlich.

Erst beim Abriss dieser Bauwerke komme es zur Freisetzung verschmutzter Staubpartikel, die durch das unmittelbare Einatmen gefährlich werden könnten. Daher würden vor einem Abriss die Baustoffe untersucht und im Fall von belastetem Abfall die entsprechenden Maßnahmen durch fachkundiges Personal ergriffen, wie zum Beispiel das großräumige Absperren der Baustelle oder das Einhausen des Bauwerkes.

Die maroden Brücken von Wolfsburg

Berliner Brücke: Sie ist mit einem Aufkommen von 66.000 Fahrzeugen täglich die bedeutendste Verkehrsverbindung in ganz Wolfsburg und überspannt Mittellandkanal sowie Bahnstrecke.
Die Restlebenserwartung der Brücke im Herzen von Wolfsburg, Baujahr 1956, ist von der Stadt im Jahr 2022 auf maximal zehn Jahre taxiert worden. Um das marode Bauwerk zu schonen, gelten seit dem Vorjahr Beschränkungen: Lastkraftfahrzeuge über 7,5 Tonnen sind verboten, außerdem sind die beiden äußeren Ein- und Ausfädelungsspuren gesperrt – dauerhaft.
Der Neubau wird eine Herausforderung der Extraklasse. Die Ausweichstrecken während der mehrjährigen Bauphase sind die Kanalbrücke in Vorsfelde und die Autobahnbrücke in Fallersleben. Letztere wird jedoch schon ab 2024/2025 ebenfalls Baustelle sein, weil sie auch erneuert werden muss – es handelt sich um die Betonkrebs-Brücke.

Autobahnbrücke Fallersleben:
Das ist die A39-Überführung, bei deren Sanierung vor wenigen Jahren Betonkrebs diagnostiziert wurde – unheilbar! Die Autobahnbrücke, die den Mittellandkanal und die Bahnstrecke überspannt, soll schrittweise abgerissen und neu gebaut werden.
Baustart soll Ende 2024 sein, die Bauzeit beträgt laut Autobahn GmbH voraussichtlich drei bis dreieinhalb Jahre. Läuft alles planmäßig, würde die neue Brücke also frühestens Ende 2027 fertig, vielleicht aber auch erst Mitte 2028.

Autobahn-Überflieger Mörser Knoten:
Der Zubringer ist marode. Er führt in einer langgezogenen Kurve von der Braunschweiger Straße auf die Autobahn am Mörser Knoten.
Weil die Brücke vor unnötigen Belastungen geschützt werden soll, gelten Beschränkungen für LKW.
Konkrete Planungen gibt es noch nicht. Auch deshalb nicht, weil zunächst feststehen müsste, ob die A 39 in dem Bereich irgendwann auf sechs Spuren ausgebaut wird.

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