Wolfsburg. Bei einer Werkstour wollten Aktivisten die Produktion in der Halle 54 stören. Dies wurde aber verhindert, wie auf einem Video zu sehen ist.

Klimaaktivisten haben am Montagvormittag versucht, eine Protestaktion im Wolfsburger VW-Stammwerk zu starten. Die Aktivisten nahmen an einer Werkstour teil und wollten die Fertigung in der Halle 54 stören. Dies konnte jedoch durch Beschäftigte verhindert werden. Die Linie wurde zwar kurz gestoppt, die Produktion aber dadurch nicht beeinträchtigt, wie VW-Sprecher Andreas Hoffbauer berichtet. Personen kamen dadurch nicht zu Schaden, die Polizei nahm vor Ort die Personalien der beteiligten Personen auf.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Volkswagen sei nach eigenen Angaben offen für den kritischen Dialog und lade regelmäßig Stakeholder-Gruppen und Umweltschutzorganisatoren ein, um so eine geeignete Plattform für die inhaltliche, sachliche und friedliche Auseinandersetzung bei kontroversen Standpunkten anzubieten. „Die mögliche Gefährdung der Gesundheit von Beteiligten und die Beschädigung von fremdem Eigentum sowie der Eingriff in die Rechte anderer steht für uns allerdings im Widerspruch mit unserer Grundhaltung, einen kritischen Dialog konstruktiv zu gestalten“, heißt es dazu in einem Statement.

IG Metall sagt Gespräch nach Überfall ab

Auch die IG Metall sieht die Grundvoraussetzungen für einen kritischen Dialog mit den Aktivisten nicht mehr gegeben. Sie war in der Vorwoche das Ziel mehrerer Aktionen. Zunächst waren irreführende Mails verbreitet worden, die durch Plakataktionen flankiert wurden. Dann stürmten maskierte Personen das Gewerkschaftshaus, um dort Gespräche mit der Geschäftsführung zu erzwingen. Die Gewerkschaft nahm am Montag Stellung zu dem Geschehen und sagt ein für Dienstag, 15. August, angesetztes Gespräch ab. „Wir hatten uns mit den Aktivisten auf diesen Termin geeinigt. Wir haben uns an die Absprache gehalten. Aber so etwas wie den Überfall auf das Gewerkschaftshaus nehmen wir nicht hin. Da ist eine Grenze überschritten worden, unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hatten Angst“, berichtet Christian Matzedda als Mitglied der Geschäftsführung am Montag in einem Pressegespräch.

„Das sorgt für Unverständnis und Wut“

Die inhaltlichen Forderungen der Aktivisten, die beispielsweise eine Konversion der VW-Produktion hin zum Bau von Straßenbahnen fordern, weisen Gewerkschaft und VW-Betriebsrat zurück. Diese Forderung löse in der Belegschaft Kopfschütteln aus, betonte Betriebsratssprecher Heiko Lossie. Sachlich sei das „Murks“, da es sich bei Firmen, die von solchen Aufträgen lebten, nicht „um eine wachsende Branche“ handele. Zudem spreche daraus eine Missachtung der Leistungen der Belegschaften. „Das sorgt für Unverständnis und Wut“, konstatierte Lossie. Eine fehlend basisdemokratische Legitimierung der Arbeit von IG Metall und Betriebsrat sei gleichfalls völlig abwegig. Die Mitbestimmung schaffe im Gegenteil ein Maß von Transparenz und Mitgestaltung, das ansonsten kaum zu finden sei. Unternehmen, Betriebsrat und IG Metall begleiteten die Transformation intensiv im Sinne der Beschäftigten.

„Auch ein Megakonzern hat Schwachstellen“

Unter der E-Mail-Adresse post@amsel44.de äußerten sich auch die im Projekthaus Amselweg 44 ansässigen Aktivisten. Dort kommen auch namentlich genannte Personen zu Wort. Ob die Namen stimmen, lässt sich nicht sagen, weshalb sie hier nicht genannt werden. Grundsätzlich heißt es in dem Statement: „Wir wollen mitentscheiden, was wie und wo produziert wird. Wir sind der Überzeugung, die Konzernstrategie, die auf E‑Autos und autonomes Fahren setzt, ist eine Sackgasse. Die Produktion muss vielfältiger aufgestellt werden, sonst ist in wenigen Jahren Schluss. E‑Autos und Autonomes Fahren verschlingen übermäßig viele Ressourcen. Wir brauchen ein nachhaltiges Konzept und wir brauchen die Produktionskapazitäten von VW für den öffentlichen Nah- und Fernverkehr. Der geplante Stellenabbau ist nicht hinnehmbar, wenn wir wollen, dass die Mobilität für alle geschaffen wird.“

Ein weiteres Zitat bezieht sich auf die Aktion in Halle 54: „Volkswagen ist ein Mega-Konzern, doch auch der hat, wie jede Maschine, seine Schwachstellen. In diese Schwachstellen werden wir mit Aktionen wie dieser in Zukunft immer mit der Nadel stechen. Wenn wir die Maschine, wenn auch nur für einen Moment stoppen, dann tun wir das, um Raum zur Debatte zu eröffnen, selbst aus der Ohnmacht herauszukommen und uns in der Aktion zur Tat zu ermächtigen, unsere Stimme für solidarische und ökologische Perspektiven zu verstärken.“