Wolfsburg. Ist es unmöglich, in Wolfsburg ein Straßenbahnnetz aufzubauen? Mitglieder der Gruppe „Amsel 44“ sind davon überzeugt, dass es geht.

Längere Zeit nichts mehr von „Amsel 44“ gehört? Der Schein trügt. Wolfsburgs ortsansässige Verkehrswendeaktivisten haben keineswegs faul in ihrem Nest im Amselweg gesessen. An diesem Samstag sind sie wieder aktiv geworden und haben entlang der von ihnen geforderten Stadtbahn-Trasse in Wolfsburg Haltestellenschilder aufgehängt. „Die Aktion soll anschaulich den Trassenverlauf der geforderten Stadtbahn für Wolfsburg zeigen. Auf den Schildern steht geschrieben: Hier hält in Zukunft die Stadtbahn“, heißt es in einer Begleitmail.

Die Regio-Tram als Lösung für den Großraum

Angetreten waren die Aktivisten ja ursprünglich, um den Bau einer neuen VW-Fabrik bei Warmenau zu verhindern. Die kommt ja nun auf absehbare Zeit wohl nicht. Darum hat die Kerngruppe Amsel 44 ihr Ansinnen weiter gefasst und macht nun selbst Vorschläge für eine konkrete Verkehrswende in der Autostadt Wolfsburg. „Die Bahn ist fussgänger*innenfreundlichen und barrierearm. Sie bewegen zudem auf ihrem Querschnitt mehr Menschen als Autos und Busse und sind einfacher einzurichten und zu betreiben als unterirdische Bahnen. Zudem ist möglich, die Tramgleisnetze in der Stadt mit den Eisenbahnlinien der Umgebung zu verknüpfen (Braunschweig/Gifhorn/Gardelegen/Magdeburg). Diese sogenannten Regio-Trams bringen dann die Menschen aus der Peripherie direkt zu den wichtigen Orten der Metropolen. Die meisten Straßen in Wolfsburg sind breit, sodass Straßenbahntrassen gut planbar wären“, heißt es darin. Das Angebot müsse kostenlos sein, so die Aktivisten.

Die Linie soll vom Nordfriedhof nach Detmerode führen

Konkret soll das nach den Vorstellungen der Aktivisten so aussehen. „Eine Linie soll als Stadtbahn vom Nordfriedhof nach Detmerode führen. Dabei bedient sie ungefähr die selben Ortschaften wie die aktuellen Buslinien 202 und 222, kommt dabei aber näher an die Menschen ran. Als ÖPNV-Haupt-Nord-Süd-Verbindung erschließt sie einen Großteil der Einwohner/innenstärksten Stadtteile (Nordstadt, Stadtmitte, Mitte-West, Westhagen, Detmerode). Zwischen Nordfriedhof und Detmerode soll diese Linie im Zehnminutentakt verkehren. Vom Nordfriedhof fährt die Stadtbahn laut Verkehrswende-Plan durch Kreuzheide, auf der Schulenburgallee über die B188 hinweg. Über den Festplatz und Allerpark-Parkplätze, an den Stadien und am VW Tor-Ost vorbei, auf der Berliner Brücke über den Mittellandkanal. Südlich vom Allerkanal geht die Trasse durch die Porschestraße, beim Kunstmuseum dann in zwei Varianten entweder über Heinrich-Heine Straße / Laagbergstraße oder den Bogen über Theater/Klieversberg/Klinikum. In der Breslauer Straße kommen dann die Gleise beider Streckenvarianten zusammen. Über Laagberg, dann durch Westhagen auf dem Dresdener Ring fährt die Bahn dann schließlich auf der Konrad-Adenauer Allee nach Detmerode ein. In Detmerode geht es dann bis zur Endhaltestelle an der jetzigen Bus-Wendeschleife. In Zukunft ließe sich diese Trasse auch über Heinenkamp/Flechtorf/Lehre/Wendhausen/Dibbesdorf auf der alten Schuntertalbahntrasse an das Braunschweiger Stadtbahnnetz anschließen.“ Notwendige Sofortmaßnahmen seien jetzt eine neue Machbarkeitsstudie, die auch Klimafolge- und soziale Kosten und Nutzen einbeziehe. Zudem solle es keine Sanierung von Straßen auf der Trasse mehr geben, ohne die Stadtbahnoption zu prüfen.

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