Wolfsburg. Früher eine erste Adresse, wenn man in Wolfsburg weggehen wollte. Heute ist der Kaufhof ein Brennpunkt.

Gleich links war ein Italiener, der die weltbesten Scampi auf der Speisekarte hatte. Direkt gegenüber ein super Frühstückslokal, ein Stadttreff erster Güte. Geschäfte wie ein Schuster erinnerten daran, was der Kaufhof einmal war – eine Einkaufsstraße, eröffnet 1949 im noch jungen Wolfsburg. Als die Porschestraße dann in Betrieb ging, gab es dort reichlich Geschäfte.

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Der kleine Kaufhof mauserte sich aber zur ersten Adresse, wenn man fein ausgehen wollte. Jahrzehntelang traf man sich in der Kneipenmeile nach den Werksferien. Man ging dorthin mit Schulfreunden, Arbeitskollegen, mit dem Besuch, dem man Wolfsburg zeigen wollte.

Kaum ein Wochenende, an dem der Wolfsburger Kaufhof nicht im Polizeibericht auftaucht

Und jetzt? Fliegen die Fäuste, es werden Messer gezückt, Streitereien ausgetragen. Kaum ein Wochenende, an dem der Kaufhof nicht im Polizeibericht steht. Stühle und Gläser flogen jetzt wieder, 30 Randalierer waren laut Polizei beteiligt. Die Stadt diskutiert sich derweil einen Wolf, ob und wie man die Lage wohl in den Griff bekommen könnte. Nach erschöpfendem Austausch über Waffenverbotszone und Videoüberwachung hat man das immerhin auf den Weg gebracht. So ganz scheint es ja aber nicht zu helfen.

Jedenfalls ist der kleine, feine Kaufhof weit davon entfernt, das zu sein, was er mal war: Eine prima Adresse, die zu Wolfsburg gehörte, wie die vier Schornsteine und der Käfer. Die Gastronomen dort haben jedenfalls was anderes verdient, als den ständigen Stress und die Randale.

Vielleicht hätte man zum Stadtgeburtstag auch so ein feierliches „Memorandum of Understanding (MoU)“ wie für den Nordkopf für unseren kleinen Kaufhof unterzeichnen sollen. Mit gewichtigen Partnern und allem. Nur so ein Gedanke. Ist aber wahrscheinlich zu klein, zu unbedeutend. Schade um das Stück Stadtgeschichte.