Wolfsburg. Glosemeyer: „Wir kennen die Wolfsproblematik und wissen, dass die Nerven blankliegen. Wir arbeiten aktuell an einer länderbezogenen Lösung.“

Mit 27 Übergriffen und 36 verletzten sowie 40 verschollenen Tieren in den vergangenen zwei Jahren (Stand Februar 2023) ist der Landkreis Gifhorn aktuell Spitzenreiter in Niedersachsen bei den Wolfsrissen, wie die Jägerschaft Wolfsburg mitteilt. Kein Wunder, dass das Thema Wolf bei der Jahreshauptversammlung der Jägerschaft Wolfsburg im Hoffmannsaal in Fallersleben diskutiert wurde. SPD-Landtagsabgeordnete Immacolata Glosemeyer, die der Versammlung ebenfalls beiwohnte, sagte laut der Mitteilung: „Wir kennen die Wolfsproblematik und wissen, dass die Nerven blankliegen. Wir arbeiten aktuell an einer länderbezogenen Lösung.“

Der Wolf ist ganzjährig geschont

Die Politikerin habe die Wolfsburger Jägerschaft deshalb um einen gemeinsamen Termin gebeten, um sich dem Thema weiter nähern und die Situation noch besser beurteilen zu können. Der Wolf wurde der Jägerschaft Wolfsburg zufolge im vergangenen Jahr zwar ins Jagdrecht aufgenommen, ist aber ganzjährig geschont. Die Entnahme des Wolfes sei nur mit Ausnahmegenehmigung durch die Naturschutz- beziehungsweise Jagdbehörde möglich.

Die Zahl der Risse von Nutztieren steige ebenso wie die Wolfspopulationen, in ganz Deutschland gebe es aktuell 161 Rudel, Tendenz steigend. Bei der Zahl der Wolfsrisse liege der Landkreis Gifhorn vorn, aber auch im Wolfsburger Gebiet habe es bereits bestätigte Übergriffe auf Schafe gegeben, zuletzt in Velstove.

Dass die Nerven bei diesem Thema tatsächlich blankliegen, zeige sich an dem Fall der abgeschnittenen Wolfs-Köpfe, die Unbekannte vor das Artenschutzzentrum in Leiferde im März und an Karfreitag abgelegt hatten. Die Ermittlungen dauerten noch an.

Aktuell gelangen 44.000 Tonnen Blei pro Jahr in die Umwelt

Während der Jahreshauptversammlung habe Jägerchef Ralph Schräder die rund 200 anwesenden Jägerinnen und Jäger außerdem über eine neue EU-Verordnung informiert, die die Verwendung von Bleischroten in Feuchtgebieten verbiete. Als anerkannter Naturschutzverband würden Jägerschaften eine besondere Verantwortung gegenüber den Wildtieren, der Umwelt und nicht zuletzt dem Menschen tragen. Aktuell gelangten 44.000 Tonnen Blei pro Jahr in die Umwelt. Das solle sich ändern und weniger werden. „In Dänemark ist bleifreies Schießen seit 20 Jahren Normalität“, sagte Schräder.

Ehrungen bei der Jägerschaft Wolfsburg (von links): Robin Marks, Robert Glanz, Rolf Hüller, Mingo Christiane Reinholtz, Ralf Gronert, Ludwig Bittner, Udo Griesemann, Alexander Wilhelm und Wolfgang Schmidt.
Ehrungen bei der Jägerschaft Wolfsburg (von links): Robin Marks, Robert Glanz, Rolf Hüller, Mingo Christiane Reinholtz, Ralf Gronert, Ludwig Bittner, Udo Griesemann, Alexander Wilhelm und Wolfgang Schmidt. © Jägerschaft Wolfsburg

Mit rund 600 Mitgliedern gehört die Jägerschaft Wolfsburg der Mitteilung zufolge zu den größten jagdlichen Organisationen in Niedersachsen. Positiv auch: Der Verein habe viele junge Mitglieder – darunter auch immer mehr Frauen – in seinen Reihen, „wir wollen uns aber noch weiter verjüngen“, habe sich Schräder zum Ziel genommen, der in der Versammlung auch 17 Jungjäger begrüßte.

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Wahlen und Ehrungen

Jägerchef Ralph Schräder wurde für vier weitere Jahre ins Amt gewählt. Stellvertreter ist Robin Marks, Schatzmeister bleibt Andreas Meister, und Mingo Christiane Reinholtz bekleidet weiterhin das Amt der Schriftführerin.

Der Vorstand ehrte zahlreiche langjährige Mitglieder. Hervorzuheben ist Hans Joachim Bosse: Der 89-jährige Wolfsburger ist seit 70 Jahren Jäger. Michael Scharnbach vom Hegering Vorsfelde erhielt eine Auszeichnung für besondere Verdienste: Er fand ein Wildkatzen-Junges und päppelte das Tier auf, bevor er es zum Artenschutzzentrum Leiferde brachte.