Wolfsburg. Immobilien in Wolfsburg werden unterm Strich teurer: Gleichzeitig sind Baukosten und Zinsen hoch. Was das bedeutet – auch für Verkäufer.

Flaute auf dem Immobilienmarkt? Im vergangenen Jahr sind in Wolfsburg 10 Prozent weniger Bauplätze, Häuser und Eigentumswohnungen verkauft worden als im Vorjahr. Das geht aus den Daten hervor, die der Gutachterausschuss für Grundstückswerte Braunschweig-Wolfsburg jetzt vorgelegt hat. Demnach wurden im Berichtsjahr 1264 Kaufverträge auf dem Immobilienmarkt geschlossen; 2021 lag die Zahl bei 2021.

Ein gewisses Auf und Ab auf dem Immobilienmarkt sei normal, sagt Andrea Weber-Suilmann, Vorsitzende des Ausschusses. Aber: „Wir sehen Rückgänge in der ganzen Region. Damit ist das schon eine eklatante Entwicklung.“ Im Vergleich zum Vorjahr sind dabei die Umsätze durch Immobilienverkäufe in Wolfsburg so gut wie gleich geblieben; hier sei ein Rückgang von nur zwei Prozent zu verzeichnen.

Ein- und Zweifamilienhäuser kosten 2022 im Schnitt 450.000 Euro in Wolfsburg

Das heißt: Es werden weniger Objekte verkauft, die im Schnitt aber teurer sind. „Die potenziellen Käufer befinden sich im Spannungsfeld von wenigen Angeboten, hohen Preisen, viel höheren Zinsen und gestiegenen Baukosten“, sagt Weber-Suilmann. „Das scheint bei den Verkäufern noch nicht so vorgedrungen zu sein.“

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Die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser sind im Jahr 2022 in Wolfsburg leicht zurückgegangen. Der mittlere Verkaufspreis lag in diesem Bereich bei 450.000 Euro, im Vorjahr lag er bei 468.000 Euro. Der Quadratmeterpreis ist laut den Daten von 3.025 auf 3000 Euro leicht gesunken.

Experten: Gewisse Schwankungen sind normal, die aktuelle Entwicklung nicht

Reihen- und Doppelhäuser kosteten 2022 im Schnitt 433.000 Euro – ein Plus von fast 50.000 Euro. Der Quadratmeterpreis kletterte von 3246 auf 3500 Euro. Eigentumswohnungen lagen im vergangenen Jahr im Schnitt bei 2589 Euro pro Quadratmeter im Bestand und bei 3891 Euro pro Quadratmeter im Neubaubereich.

Claudia Parpart, Steven Mohrland, Andrea Suilmann aus dem Gutachterausschuss Braunschweig-Wolfsburg informierten über die Entwicklungen am Immobilienmarkt in Wolfsburg.
Claudia Parpart, Steven Mohrland, Andrea Suilmann aus dem Gutachterausschuss Braunschweig-Wolfsburg informierten über die Entwicklungen am Immobilienmarkt in Wolfsburg. © regios24 | Darius Simka

Gewisse Schwankungen in der Anzahl der Kaufverträge seien normal, sagt Andrea Weber-Suilmann. „Wenn in einem Jahr zum Beispiel ein Neubaugebiet in den Verkauf geht, kann das für Unwuchten sorgen.“ Im Fünf-Jahres-Rückblick sehe die Entwicklung, nur für Wolfsburg alleine gesehen, schon weniger dramatisch aus. „Da sehen Sie, dass wir auch schon 2020 weniger Verkäufe als 2019 hatten, dafür stieg die Zahl 2021 wieder an.“

Weniger Kaufverträge in der ganzen Region

Aber: Es ist eben nicht nur Wolfsburg betroffen. Auch in Braunschweig sowie den Landkreisen Gifhorn, Helmstedt, Peine, Wolfenbüttel und Celle ist die Zahl der Kaufverträge im zweistelligen Prozentbereich gesunken. Nur in Salzgitter blieben die Verkäufe auf demselben Niveau.

„Bislang war es so, dass die Bauplätze sofort weg waren, sobald ein Baugebiet auf den Markt kam“, sagt Claudia Parpart zur Einordnung der Ergebnisse des Ausschusses. Als Gutachterin für den Bereich der Stadt Wolfsburg sagt sie: „Die Stadt hat dafür gesorgt, dass die Preise auf dem Immobilienmarkt moderat bleiben. Es sind die privaten Investoren, die versuchen, so viel Geld wie möglich aus den Verkäufen herauszupressen. Bis Mitte des vergangenen Jahres ging das auch gut. Aber dann wurde es schwieriger. Es bleibt abzuwarten, ob diese Taktik weiter funktionieren wird im hochpreisigen Segment.“

Preise sanken im viertel Quartal um fünf Prozent

Wegen der volatilen Situation am Immobilienmarkt werten die Gutachter mittlerweile monatsweise ihre Daten aus. Im vierten Quartal des Jahres 2022 – also schon außerhalb des Berichtsjahres 2022, das nur bis zum 31. Oktober geht – seien die Kaufpreise im Immobiliensektor um etwa fünf Prozent gesunken im Vergleich zum zweiten Quartal, sagt Steven Mohrland, stellvertretender Vorsitzender des Gutachterausschusses.

Das seien gute Nachrichten für Immobilieninteressenten mit viel Geld auf dem Konto – zum Beispiel Erben. Aber: „Für alle, die den Kauf über Darlehen finanzieren müssen, wird es trotzdem teurer“, so Mohrland. Spannend ist nun auch für die Statistiker, wie sich die Einflussgrößen – Zinsen, Baukosten, Inflation, Lebenshaltungskosten – in diesem Jahr entwickeln werden. „Die Experten sagen, dass die Preise weiter fallen werden“, sagt Andrea Weber-Suilmann.

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