Wolfsburg. Grund für den wachsenden Fehlbetrag sind Pandemie-Folgen, Tarifsteigerungen, hohe Ausgaben für die Fachkräftegewinnung und Instandhaltung.

Den Mitgliedern des Klinikumsausschusses und des Rats der Stadt liegt derzeit der Wirtschaftsplan des Klinikums der Stadt Wolfsburg für 2023 zur Beratung in den jeweiligen Gremien vor. Für dieses Jahr ist nach aktuellem Stand von einem Fehlbetrag von knapp 14,9 Millionen Euro auszugehen, wie das Klinikum mitteilt. Damit reihe sich das Klinikum in die zahlreichen hohen Defizitmeldungen aus der bundesweiten Krankenhauslandschaft ein.

Auch in Wolfsburg lassen demnach der massive Anstieg der Energiekosten, höhere allgemeine Kosten, die Aus- und Nachwirkungen der Pandemie, Tarifsteigerungen für die Mitarbeitenden sowie steigende Ausgaben für die Fachkräftegewinnung und ein höherer Instandhaltungsaufwand den Fehlbetrag weiter in die roten Zahlen rutschen. Auf der anderen Seite wirken sich die Effekte der Pandemie weiterhin negativ auf die Leistungsentwicklung aus, weniger Menschen und weniger schwere Erkrankungen führen zu einem Ausfall an Einnahmen, während die Kosten für Personal gleichbleibend sind oder gar steigen. Die Zahl an Patientinnen und Patienten werde sich voraussichtlich auch in diesem Jahr nicht auf das Niveau vor Corona steigern.

Entwicklung überall im Land negativ

Wie das Klinikum Wolfsburg, so erwartet nach einer Umfrage der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft (NKG) im gesamten Bundesland derzeit kein einziges Krankenhaus eine positive wirtschaftliche Entwicklung im Jahr 2023. „Auch unser Klinikum ist diesem Trend der Unterfinanzierung und Kostensteigerungen, die das Gesundheitssystem für unser Klinikum mit sich bringt, unterworfen“, wird Klinikumsdezernentin Monika Müller in der Mitteilung zitiert.

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„Der Fehlbetrag verdeutlicht, dass umfassende Reformvorschläge für die Finanzierung von Krankenhäusern und eine Reform des Gesundheitssystems insgesamt dringend erforderlich sind.“ Eine Expertenkommission des Bundesgesundheitsministers hat bereits erste Vorschläge für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung vorgestellt.

An Versorgungsstrukturen im Klinikum festhalten

Mit Blick auf das Defizit sieht es Müller als zentrale Aufgabe an, an den Versorgungsstrukturen im Klinikum festzuhalten, um den Patientinnen und Patienten weiterhin qualitativ hochwertige Behandlungen anbieten zu können: „Für die Stadt Wolfsburg steht die bestmögliche Versorgung der Bevölkerung an erster Stelle. Die Ökonomisierung der Gesundheitsversorgung ist spätestens mit dem Eintritt der Pandemie an ihre Grenzen gestoßen. Dies zeigt sich nun immer deutlicher. Es bleibt abzuwarten, ob der Vorschlag der Regierungskommission für eine grundlegende Reform der Krankenhausvergütung zu einer Entlastung der Krankenhäuser führen wird.“

Der Klinikumsausschuss berät über den Wirtschaftsplan 2023 auf seiner Sitzung am Donnerstag, 16. Februar.

Negatives Ergebnis im Klinikum Wolfsburg auch 2022

Auch für das gerade abgelaufene Geschäftsjahr rechnet das Klinikum mit einem negativen Ergebnis. Das Jahr 2021 schloss das Klinikum Wolfsburg mit einem Minus von rund 5 Millionen Euro ab, 2020 lag der Fehlbetrag bei etwas mehr als 3 Millionen Euro. In diesen Jahren milderten jedoch noch höhere Corona-Ausgleichszahlungen des Bundes das negative Ergebnis. Vor der Pandemie 2019 schloss das Klinikum die Jahresbilanz mit einem Fehlbetrag von rund 4,8 Millionen Euro ab.