Wolfsburg. Die CDU sieht vor allem in der Dunkelheit eine Gefahr durch nicht korrekt abgestellte Miet-Roller. Doch laut Stadt gab es dadurch 2022 kaum Unfälle.

Die Probleme sind so alt wie die Existenz dieser Miet-Geräte in Wolfsburg. Seit kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie im März 2020 der erste Anbieter für E-Scooter­ an den Start ging, gibt es immer wieder Knatsch um die Elektroroller zum Ausleihen: Sie liegen auf Fußwegen, blockieren Radwege oder werden im Wald abgestellt. In der Dunkelheit werden die Hindernisse zur Gefahr.

Das Durcheinander mit nicht ordnungsgemäß abgestellten Scootern der drei bisher in Wolfsburg aktiven Unternehmen Tier (seit März 2020), Lime (seit November 2020) und Bolt (seit Juni 2021) trieb schon im Herbst 2021 die PUG um. Sie forderte die Stadtverwaltung auf, mit den drei Betreibern Lösungen zu finden. Als Beispiel nannten die Parteiunabhängigen Hamburg.

Stadt handelte mit Roller-Verleihern strengere Regeln aus

Die Stadt wurde daraufhin aktiv und handelte mit den Verleihern strengere Regeln aus. Vereinbart wurde eine insgesamt engere Kooperation, die über die seit Anfang an geltende freiwillige Selbstverpflichtung hinausgeht. So wurde eingeführt, dass der städtische Ordnungsdienst Falschparker direkt an die Anbieter durchgeben kann. Zudem wurde einheitlich ein Fotonachweis beim Abstellen der Roller festgelegt.

Zu dem Deal gehörten weitere Maßnahmen wie beispielsweise die Übermittlung der Auslastungsdaten an die Stadt, ein Ausbau der strategischen Partnerschaft zur besseren Verknüpfung mit dem ÖPNV und die Schaffung weiterer Parkbereiche. Im Laufe des Jahres 2022 sollte dann geprüft werden, ob weniger Roller ordnungswidrig zurückgelassen werden.

Situation mit E-Scootern in Wolfsburg nach Meinung der CDU bisher nicht besser

Nach Meinung der CDU hat sich die Gemengelage mit Roller-Wildwuchs aber nicht gebessert. Sie stellte daher Ende November eine Rats­anfrage. „Sie stehen überall im Stadtgebiet kreuz und quer. Zuweilen liegen sie auch einfach nur irgendwo. Leider ist das häufig auch so, dass sie im Weg oder schlecht sichtbar am Straßenrand liegen“, so die Beobachtungen der Christdemokraten. „Gerade in der dunklen Jahreszeit können davon aber auch Unfallgefahren ausgehen.“

Zwar habe sich die Verwaltung bereits mit der Gesamt-Problematik beschäftigt und darüber in einer Kenntnisgabe im Dezember 2021 auch informiert, so die Christdemokraten. „Eine Besserung ist allerdings nicht erkennbar.“

Laut Stadt 2022 bisher nur drei Unfälle mit abgestellten Rollern

Daher wollte die CDU wissen, ob es diesbezüglich schon Unfälle gegeben hat und ob die Thematik mit den Roller-Anbietern schon besprochen wurde. In der Anfrage kam außerdem der Vorschlag, die Verkehrssicherheit durch Reflektoren oder reflektierende Materialien zu verbessern, so dass diese in der Dunkelheit besser erkennbar wären.

Die Stadt sieht sich bei der facettenreichen Thematik auf einem guten Weg. Ordnungsdezernent Andreas Bauer wies in seiner Beantwortung in der Ratssitzung Anfang Dezember zur Einordnung zunächst darauf hin, dass es täglich rund 1200 Fahrten mit den Miet-Rollern gebe. Nach Angaben der Wolfsburger Polizei habe es 2022 bisher lediglich drei Unfälle mit abgestellten Rollern gegeben habe. „Alle drei Unfälle ereigneten sich am Tage.“

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Stadt hat weitere Parkbereich für Elektro-Roller eingerichtet

Was die Verbesserung der Abstell-Situation betrifft, erinnerte Bauer an die freiwillige Selbstverpflichtung und an die zusätzlich vereinbarten Maßnahmen. Er berichtete außerdem, dass im Juni 2022 zusätzlich zum Parkbereich am Hauptbahnhof drei weitere Parkbereiche für E-Roller eingerichtet wurden: zwei an der Pestalozziallee und einer An der Vorburg. Weitere sollen folgen, unter anderem an den geplanten Mobilitätsstationen.

In Bezug auf die Sichtbarkeit durch Reflektoren stellte der Erste Stadtrat klar, dass die Zulassung des Kraftfahrtbundesamtes Reflektoren vorschreibt. Und: „Die Stadt begrüßt entsprechende weitere Maßnahmen der Anbieter, hat aber gleichzeitig wenig Einfluss darauf, da entsprechende Vorgaben aus den genannten Vorschriften maßgebend sind.“ Allerdings habe die Firma Tier mitgeteilt, dass in einer Projektgruppe weitere Möglichkeiten wie eine „dauerhaft aktive Beleuchtung der Roller“ ausgelotet würden.

Kommentar

Elektro-Roller - kein Drama!
In den großen Großstädten gehören die E-Scooter schon seit Jahren zum Stadtbild. Genauso wie die Exemplare, die umgekippt, ins Gebüsch geschmissen oder mitten auf dem Radweg abgelegt werden. Deswegen sollte man die Probleme mit den Elektro-Rollern aber nicht dramatisieren. Denn die große Mehrheit der praktischen Gefährte wird offenbar vernünftig abgestellt; ins Auge springen logischerweise die, die im Weg liegen. Da hilft das Foto des Benutzers nach dem ordentlichen Abstellen wenig.

Ich war jedenfalls positiv überrascht, wie wenig Unfälle mit abgestellten Rollern nach Aussage der Stadt passieren. Drei bisher in diesem Jahr – wobei abgestellt ja nicht einmal herumliegend bedeutet.

Wenn die Anbieter es dann noch hinbekommen, für ein schnelleres Beseitigen der auf dem Boden oder in den Büschen liegenden E-Scooter zu sorgen, dürfte sich deren Image als gute Ergänzung zur Mobilität noch einmal deutlich verbessern.