Wolfsburg. 10.000 begehrte Golf-Modelle rollten ab 1977 Richtung Deutsche Demokratische Republik. VW nahm sogar Verluste in Kauf.

Die 1970er Jahre waren die Tauwetterperiode in den Beziehungen zwischen den beiden deutschen Staaten BRD und DDR. Wolfsburg mit seinem Volkswagen-Werk lag bis zur Wende 1990 im sogenannten Zonenrandgebiet, also in unmittelbarer Nähe der innerdeutschen Grenze. Am 29. November 1977 wurde ein Liefervertrag unter Beteiligung von VW abgeschlossen, der das pragmatisch werdende Verhältnis zur DDR mustergültig symbolisierte. Daran erinnert Volkswagen Heritage nun in einem Beitrag.

DDR lieferte Rohstoffe und Maschinen nach Wolfsburg

Vor 45 Jahren schließen die Volkswagenwerk AG und der VE-Außenhandel Transportmaschinen Export und Import in Ost-Berlin einen Liefervertrag über 10.000 Volkswagen Golf. Nach nur vierwöchigen Verhandlungen unterschreibt der Volkswagen-Vorstand für Vertrieb, Werner P. Schmidt, den Vertrag, mit dem die Lieferung von 10.000 Fahrzeugen bis Ende Juli 1978 vereinbart wird. Gleichzeitig wird auch eine Einkaufsrahmenvereinbarung über rund 90 Millionen D-Mark abgeschlossen, die eine Gegenlieferung von Industrieerzeugnissen, Rohstoffen bis hin zu Werkzeugmaschinen vorsieht. Die jeweiligen Verträge sollen bis 1979 und die Lieferungen bis Juli 1981 abgeschlossen sein. Noch im ersten Vertragsjahr 1977 gehen erste Lieferungen für den Aufbau eines Ersatzteillagers raus, das 16 Kundendienststützpunkte in der gesamten DDR versorgen wird. Schulungsexperten von Volkswagen sind bereits in der DDR, um die Mechaniker mit Schulungen für die Golf-Technik zu qualifizieren.

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Den Fahrzeugverkauf übernimmt die staatliche Verkaufsorganisation VEB ImperHandel und der IFA-Vertrieb. Der Verkaufspreis des Golf wird allein von den DDR-Behörden bestimmt. Im VW-Vorstand herrscht Einvernehmen darüber, dass das Geschäft für das Unternehmen selbst und für die wirtschaftspolitischen Beziehungen der Bundesrepublik Deutschland zur DDR erhebliche Bedeutung hat. Der Geschäftsertrag liegt allerdings um etwa 14 bis 7 Millionen DM niedriger als bei einem entsprechenden Inlands- bzw. Exportgeschäft. Nach der Wende hatten die Wolfsburger eine in vielerlei Hinsicht sehr gute Ausgangsposition, um den neuen Markt zu erobern. Diese Chance nutzten sie.