Wolfsburg. In der Normal- und Spätschicht demonstrierten die Beschäftigten von Brose Sitech. Aber auch ihre Kollegen von VW Classic Parts machen Druck.

Über eine „Provokation“ schimpfen die Vertreter der IG Metall mit Blick auf die Tarifverhandlungen bei Brose Sitech und das letzte Angebot des Arbeitgebers. Am Mittwoch wurde in der zweite Runde verhandelt – ohne Ergebnis. Das Gespräch wurde nach eineinhalb Stunden von der Gewerkschaft abgebrochen. An den Standorten in Wolfsburg und Emden fanden jeweils Warnstreikaktionen statt. Ein weiterer Verhandlungstermin steht noch nicht fest.

Arbeitgeber verlangt mehr Flexibilität von Belegschaft bei Brose Sitech

Die Vorstellungen der Beteiligten liegen scheinbar noch weit auseinander, wenn man einer Pressemitteilung der IG Metall folgt. Brose-Sitech-Gesamtbetriebsratschef Wissam Harb kritisiert: „Der Frust und der Zorn über die Lohnblockade von Brose Sitech ist gewaltig.“ Die Friedenspflicht sei abgelaufen. „Unsere kampferprobte Belegschaft weiß, worum es geht, und zeigt jetzt, worauf es ankommt“, droht er dem Arbeitgeber und kündigte weitere Arbeitsniederlegungen an, sollte kein „deutlich verbessertes substanzielles Angebot“ vorgelegt werden.

Die IG Metall fordert für die Beschäftigten unter anderem acht Prozent mehr Lohn und als Wahloption mehr freie Tage. Der Arbeitgeber will nur eine Einmalzahlung von 500 Euro leisten, aber keine Lohnerhöhungen. Aus den Verhandlungen verrät die Gewerkschaft, die Arbeitgeberseite verlange mehr Flexibilität von den Beschäftigten, dann sei ein besseres Angebot drin.

IG-Metall-Verhandlungsführer Reusch wird deutlich: „Das ist das deutschlandweit schlechteste Angebot eines Arbeitgebers in der diesjährigen Tarifrunde.“ Der Erste Bevollmächtigte der IG Metall, Flavio Benites, fordert, alle müssten nun gemeinsam an einem Strang ziehen, ob angestellt bei Volkswagen, einer VW-Tochter oder generell in der Metall- und Elektroindustrie.

Belegschaft bei VW Classic Parts will endlich in den Tarifvertrag

Auch bei VW Classic Parts mit Sitz in Wolfsburg-Detmerode wird verhandelt. Bereits zum dritten Mal fand ein Warnstreik statt. Die Beschäftigten demonstrierten Mittwoch vor dem VW-Tor Sandkamp. Die IG Metall will für die Beschäftigten erstmals den Abschluss eines Tarifvertrags erstreiten – inklusive der Übernahme der VW-Regelungen. Benites kritisiert: „Wenn das Unternehmen Jahrzehnte von einem tariflosen Zustand massiv profitiert hat, wird es jetzt endlich Zeit, die Wende herbeizuführen. Es kann nicht sein, dass es im Volkswagen-Konzern noch solche ungeregelten Grauzonen gibt.“

Im IG-Metall-Bezirk Niedersachsen und Sachsen-Anhalt gab es in den vergangenen Tagen Aktionen in 300 Betrieben. Bei VW sind Warnstreiks ab 1. Dezember möglich.

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