Wolfsburg. Nach dem Tod eines Mischlings im Hellwinkel diskutiert Wolfsburg über Konsequenzen und Gefährlichkeit bestimmter Hunderassen. Ein Wort polarisiert.

Die auf einen kleinen Mischlingshund hat unter Hundehaltern und anderen Wolfsburgern erhebliche Aufregung verursacht.

Bewohner des Hellwinkels sorgen sich nach dem Vorfall vor einem Supermarkt im Anemonenweg um die Sicherheit ihrer Kinder und Hunde. Viele Wolfsburger sind einfach nur schockiert. Auf Facebook sind Mitleidsäußerungen mit der 74-jährigen Besitzerin des Hundes zu lesen, und es wird Unverständnis darüber zum Ausdruck gebracht, dass die Behörden noch nicht eingeschritten sind. Manche Social-Media-Nutzer fordern drakonische Strafen bis hin zum Einschläfern des bissigen Hundes.

Und einige Hundehalter sehen ihre Tiere durch die Verwendung des Begriffes „Kampfhund“ wieder einmal zu Unrecht in Misskredit gebracht. Das mangels behördlicher Informationen über die Rasse des aggressiv gewordenen Tieres von den WN verwendete Wort Kampfhund scheint einige fast mehr zu bewegen als der Vorfall an sich. „Wieder schön gegen diese armen Hunderassen hetzen, die nichts für ihre Erziehung und die schlimme Halterin können! Arme Tiere!“, ärgert sich eine Kommentatorin.

Hund wurde vor Supermarkt im Wolfsburger Hellwinkel totgebissen

Wie berichtet, hatte sich am vergangenen Mittwoch ein Hund vor dem Penny-Markt im Hellwinkel losgerissen und einen kleineren Hund totgebissen. Im polizeilichen Lagebericht war von einem Pitbull die Rede, Anwohnern gegenüber soll die Polizei von einem American Staffordshire Terrier gesprochen haben, nach Einschätzung einer Bewohnerin des Hellwinkels könnte es sich auch um einen Dogo Argentino gehandelt haben.

Auf Facebook betonen User, dass jeder Hund zubeißen könne und immer der Mensch für die Erziehung zuständig sei. Oder sie verweisen darauf, dass der Deutsche Schäferhund die niedersächsische Beißstatistik anführe und nicht etwa Rassen, die in anderen Bundesländern als Listenhunde gelten. Im Jahr 2018 waren im Niedersächsischen Hunderegister 460 Hunde als gefährlich gekennzeichnet. Bei 130 von ihnen handelte es sich um Mischlinge. 52 waren Schäferhunde, 30 American Staffordshire Terrier und zwei Staffordshire Bullterrier.

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Facebook-Kommentatoren ärgern sich über den Begriff „Kampfhund“

Niedersachsen ist eines der Bundesländer, die sich dagegen entschieden haben, bestimmte Hunderassen als besonders gefährlich einzustufen und auf eine Liste zu setzen. Einen Hund anknüpfend an die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Hunderasse oder einem bestimmten Hundetyp als gesteigert aggressiv oder gefährlich einzustufen, sei in Fachkreisen nach wie vor umstritten, heißt es dazu im .

Geht von solchen Hunden nun ein höheres Aggressionspotenzial aus oder nicht? Die Reislingerin Anja Krieghoff, die seit 21 Jahren eine Hundeschule in Wolfsburg betreibt, findet den Ausdruck „Kampfhund“ problematisch. Sie betont, dass jeder Hund zu einem solchen gemacht werden könne. „Die müssen von einem seriösen Züchter kommen, vernünftig geprägt und sozialisiert sein und geduldig und konsequent erzogen werden“, erklärt sie.

Diese Meinung vertritt auch die Tierschützerin Claudia Gummert: „Es kommt auf den Halter an. Jeder Hund kann, wenn er an den richtigen Menschen gerät, ein lieber, guter Hund sein.“ Anja Krieghoff gibt dennoch zu bedenken: „Je nach Rasse haben sie eine ganz andere Beißkraft, weil sie für eine bestimmte Aufgabe gezüchtet wurden.“

Bissige Hunde dürfen in Wolfsburg nur mit Maulkorb geführt werden

Vor dem Supermarkt, an dem es zu der Beißattacke kam, haben Bewohner des Hellwinkels am Sonntag Unterschriften gesammelt. Sie wollen erreichen, dass die Behörden schnell handeln und der Halterin des bissigen Hundes ihre Hunde entziehen. Wird das aggressiv gewordene Tier beschlagnahmt? Leitet das Ordnungsamt andere Schritte ein? Die Stadt Wolfsburg schweigt dazu weiter. „Wie bereits am Freitag mitgeteilt, können wir zu einem laufenden Verfahren keine Einzelheiten veröffentlichen“, heißt es aus der Pressestelle im Rathaus.

Vorschrift ist in Wolfsburg, dass bissige Hunde in der Öffentlichkeit einen Maulkorb tragen und stets an der Leine geführt werden – und zwar von einer Person, die sie jederzeit unter Kontrolle halten kann.