Wolfsburg. Wegen der Energiekrise sind die Wassertemperaturen im Badeland und den anderen Bädern reduziert. Das sorgt mit kühlem Wetter für eine hitzige Debatte.

Mit den herbstlichen Temperaturen macht sich das kühlere Badewasser in Wolfsburgs Schwimmbädern deutlicher als bisher bemerkbar. Die Folge: Es rumort unter den Badegästen, viele beschweren sich, dass das Wasser nun empfindlich kälter ist. Doch es gibt auch Zustimmung für die städtische Strategie, die Wassertemperaturen aus Energiespar-Gründen um einige Grad zu senken.

In der Facebook-Gruppe „Wer, Wo, Was in Wolfsburg“ macht eine Mutter ihrem Ärger über die Senkung der Wassertemperatur im Badeland kräftig Luft: „Durchgehend mit Gänsehaut im Mediterran-Becken Sport zu machen, ist echt nicht in Ordnung. Man zahlt so viel Geld, sei es für Kurse oder auch den normalen Eintritt, und dann ist es so kalt, dass man aus dem Zittern nicht herauskommt. Wie soll man denn da ein paar ,schöne’ Stunden mit Kindern im Badeland Wolfsburg verbringen? Da gibt es dann eine Lungenentzündung gratis dazu??? Ich bin wirklich schockiert“, schreibt die Frau, garniert mit entsprechenden Emojis.

Frust über kälteres Wasser im Badeland Wolfsburg

Viele User sehen das ähnlich. „Dann spare ich mir lieber das Geld, aber wenn ich baden gehe, will ich mich wohlfühlen. Ich hätte vermutlich auch einen Euro mehr bezahlt, wenn es sein muss“, schreibt einer beispielsweise, und eine andere pflichtet ihm bei: „Das Geld kann man sich dann wirklich sparen oder gleich woanders hin mit den Kids. Traurig für Wolfsburg, echt.“ Dafür gingen etliche Daumen hoch.

Allerdings hat die Stadt die Wassertemperaturen in Anlehnung an Empfehlungen des Deutschen Städte­tags nicht nur reduziert, um Geld zu sparen – sondern vor allem Energie. Zudem bemerkt eine andere Facebook-Nutzerin ganz richtig: „Das Problem ist, dass es überall kälter geworden ist in den Bädern.“

Im Badeland, dem großen Wolfsburger Sport- und Freizeitbad, ist die Wassertemperatur nicht in allen Becken reduziert worden.
Im Badeland, dem großen Wolfsburger Sport- und Freizeitbad, ist die Wassertemperatur nicht in allen Becken reduziert worden. © regios24 (Archiv) | Michael Uhmeyer

Erste Bäder im Norden senkten Temperaturen schon im Frühjahr

In der Tat hatten schon im Frühjahr erste Bäder im Norden die Wassertemperaturen gesenkt. Im Stadtbad Okeraue in Wolfenbüttel zum Beispiel war das Wasser bereits im April im Sportbecken ein Grad kühler als sonst, im Ganzjahresaußenbereich sogar drei Grad. In Oldenburg wurde die Temperatur in allen Hallen- und Freibädern um 1 Grad Celsius reduziert; allerdings nicht in den Lern- und Therapiebecken und auch nicht im Kinderbecken und im Erlebnisbecken im Freizeitbad.

Es gibt aber auch kritische Stimmen zu den Beschwerden über die niedrigeren Wassertemperaturen. „Jetzt mal im Ernst: Wie viele von Euch haben herumgetönt, sie woll(t)en frieren für die Ukraine? Und erwarten das selbstverständlich auch von allen anderen? Jetzt ist es gerade mal 3 Tage etwas frisch und man hört nur mimimi.“ Dafür gab’s ebenfalls einiges an Zustimmung anderer User. Und es meldeten sich auch mehrere Badegäste zu Wort, die das Wasser gar nicht als so kalt empfanden.

Wolfsburger Sportdezernentin verweist auf Energiekrise

Sportdezernentin Monika Müller ist klar, dass das Senken der Wassertemperaturen keine beliebte Maßnahme ist: „Ich kann verstehen, dass die Leute warm baden wollen. Aber wir haben eine Energiekrise und haben eine Verantwortung.“ Hinzu komme, dass das Wasser mit sinkenden Außentemperaturen üblicherweise ohnehin als kühler empfunden werde. Und im Badeland falle nun auch die intensive Sonneneinstrahlung durch die Panoramafenster weg.

„Im Schwimmerbecken im Badeland haben wir die Temperatur aber gar nicht abgesenkt, denn wir wollen das Schwimmenlernen aufrechterhalten“, betont die Stadträtin. Auch im Babybecken sei die Wassertemperatur unverändert geblieben, während sie im Mediterranbecken lediglich um 1 Grad gesenkt worden sei. „Das ist immer noch eine angenehme Wassertemperatur.“

Stadt Wolfsburg registriert bisher nicht weniger Badegäste

„Es gab Beschwerden, auch in den Freibädern“, räumt die Dezernentin ein. „Aber das müssen wir aushalten, wir müssen Energie sparen. Das ist bundesweit so. Es wird wenig Bäder geben, die wärmer sind.“ Sie ist froh, dass der Bäderbetrieb bisher nicht eingestellt werden musste: „Manche Städte haben ihre Bäder ganz geschlossen.“

Auswirkungen auf die Besucherzahlen hatte die Absenkung der Wassertemperaturen in den städtischen Bädern bisher aber nicht. Anders als beispielsweise in Hamburg, wo nach Angaben von Bäderexperte Professor Christian Kuhn – er berät die Stadt Wolfsburg bei der Bäderplanung – die Reduzierung der Wassertemperatur um 2 Grad zwar Einsparungen von 5 bis 7 Prozent bringe, dafür aber seitdem 30 Prozent weniger Besucher gekommen seien. Die Sportdezernentin versichert: „Im Moment haben wir keinen Besucherrückgang.“

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Diese Temperatur-Regelungen gelten in Wolfsburgs Bädern

Folgende Regelungen hatte die Stadt Wolfsburg Ende Juli angekündigt und umgehend umgesetzt – teils unterschiedlich je nach Bad und Becken:

• Im Badeland wird das Mediterranbecken im Außenbereich nur noch auf 28 statt auf 29 Grad geheizt. Im Wellenbecken sinkt die Temperatur von 30 auf 28 Grad, im Nichtschwimmerbecken und Sprungbecken von 30 auf 29 Grad.

• Ausgenommen von den Temperatursenkungen wird ausdrücklich das Sportbecken im Badeland: Dort soll die Wassertemperatur weiter bei 26 Grad bleiben, damit Kinder in Schwimmunterricht und -kursen nicht frieren.

• In den Hallenbädern Sandkamp und Heiligendorf liegt die Wassertemperatur nun nur noch bei 29 statt 30 Grad.

• Die Sportbecken in den Freibädern wurden, wenn die Sonne nicht für mehr reichte, nur noch auf 22 statt 24 Grad erwärmt.

• „Andere Bereiche wie die Nichtschwimmerbecken bleiben vorläufig auf dem bisherigen Stand“, hieß es aus dem Rathaus.