Wolfsburg. Die Anzahl der Nestpaare in Wolfsburg stagniert seit 2020 bei 18 – Nur zehn von ihren haben Bruterfolg und bringen zusammen 25 Jungstörche zum Ausfliegen

Die Weißstorchbilanz fällt auch 2022 für Wolfsburg eher mäßig aus. Während in den Nachbargebieten eine permanente Bestandszunahme an Paaren und ausgeflogenen Jungen zu verzeichnen ist, stagniert die Anzahl der Nestpaare seit 2020 bei 18. Nur zehn von ihren hatten Bruterfolg und brachten zusammen 25 Jungstörche zum Ausfliegen – zwei mehr als im Vorjahr, aber immer noch neun weniger als 2020.

Ein Jungstorch überlebt in Brackstedt

Am fruchtbarsten war das seit drei Jahren in der Hattorfer Schunteraue auf einer abgebrochenen Pappel ansässige niedersächsisch-tschechische Storchenpaar, das vier Junge aufzog. Offenbar bot das umliegende Grünland selbst während der Trockenperiode genügend Nahrung. Je drei Küken flogen in
Hehlingen, Heiligendorf, Velstove und Warmenau aus, je zwei in Ehmen, Nordsteimke, Vorsfelde und Wendschott. Ein Jungstorch überlebte in Brackstedt, während sein Geschwister eine Woche vor dem errechneten Flüggewerden unter ungeklärten Umständen vom Nest gedrängt wurde und auf der Wiese einem Fuchs zum Opfer fiel.

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Seeadler haben es auf halbwüchsige Jungstörche auf Nestern abgesehen

Während in Neindorf die Eiablage scheiterte, verloren andere Storchenpaare ihren bereits geschlüpften Nachwuchs. So verendeten am bisher nachwuchsstärksten Wolfsburger Brutplatz in Kästorf Ende April nacheinander alle Nestlinge, weitere zwei in Hattorf (Plantage). Im Ilkerbruch und am Weyhäuser Weg setzte sich die dramatische Serie von Ausfällen fort: Anscheinend haben sich die in diesem Revier ansässigen Seeadler mittlerweile zu Spezialisten entwickelt, die halbwüchsige Jungstörche auf Nestern in freier Landschaft erbeuten, was das plötzliche Verschwinden von mindestens sechs gut entwickelten Küken erklärt. Um gegenzusteuern, ließ der Nabu mit Unterstützung der LSW in der Ortslage Ilkerbruch, mutmaßlich geschützter, einen Nistmast aufstellen. Aufatmen, als ein Brutpaar dieses Angebot annahm und der gefährdete Standort an der Westseite des Naturschutzgebiets aufgegeben wurde. Doch dann, Ende Mai, wurden die drei Jungvögel in die Trockenheit hineingeboren und starben mangels geeigneten Futters. Auch zwei Storchenpaare auf dem Areal des Entsorgungszentrums blieben ohne Nachwuchs, sodass in Fallersleben kein einziger Jungstorch ausflog.

Nisthilfe auf Dach in Heiligendorf installiert

Für Überraschung sorgte ein Storchenpaar, das Mitte Mai in Heiligendorf einen Wohnhausschornstein besetzte – willkommen, aber nicht an dieser Stelle. So ließ Eigentümer Ulrich Raschkowski, von mir beraten, Anfang Juni eine Nisthilfe auf dem Dach installieren, wo sich die Vögel auch die folgenden Wochen sporadisch aufhielten. Als zusätzliches Paar können sie allerdings nicht gezählt werden, da sie wahrscheinlich vorher in Hattorf genistet und ihren Nachwuchs verloren haben, worauf die Ringnummer des Männchens hindeutet.

Weißstorchbetreuer Georg Fiedler schreibt exklusiv für unsere Zeitung regelmäßig über die Entwicklung der Störche in Wolfsburg und Umgebung.