Fallersleben. Es herrscht Nahrungs- und Wassermangel. Erste Jungstörche sind in Hehlingen und Osloß gestorben, wie der Wolfsburger Weißstorchbetreuer berichtet.

Durch die anhaltende Trockenheit wird für den Weißstorch die Nahrung knapp, vor allem für frisch geschlüpfte Küken, die hauptsächlich Regenwürmer und Insekten benötigen. Erste Verluste an Jungstörchen werden bereits aus Hehlingen und Osloß gemeldet. In dieser kritischen Zeit gewinnt das Entsorgungszentrum am Weyhäuser Weg als Nahrungsquelle an Bedeutung, und das nicht nur wegen des Biomülls. Ein Klärteich mit seinem Wasser, dem Froschbesatz und reichlich Insekten an den naturbelassenen Ufern wirkt auf die Stelzvögel wie ein Magnet. Hier beobachtete ich eine Ansammlung von bis zu 40 Störchen. Neben der Futteraufnahme tranken etliche, einer plansche regelrecht.

40 Störche am Entsorgungszentrum am Weyhäuser Weg

Doch woher stammen die vielen gefiederten Gäste, die von der Anzahl her die Summe aller in Wolfsburg nistenden Störche übertreffen? Da elf von ihnen Ringe trugen, konnte ich durch deren Ablesung und weitere Recherchen zur Klärung der Frage beitragen. Einträchtig nebeneinander standen die Störche mit den Ringnummern 2T582 und 2T584. Sie könnten sich wiedererkannt haben, denn es sind Brüder aus einer Dreierbrut 2015 in Wesendorf. Aktuell haben beide Nachwuchs zu versorgen, der eine auf einem Schornsteinnest in Osloß, der andere in Wendschott.

Ein „echter Wolfsburger“ ist ein vierjähriges Männchen

Auch im Biomüll finden die Störche Fressbares.
Auch im Biomüll finden die Störche Fressbares. © Georg Fiedler

Auch ein Brutvogel aus Weyhausen, Hohe Horst – 2015 in Hohne geschlüpft – fand sich am Klärteich ein. Ebenso eine in Allerbüttel brütende Storchendame, die 2018 auf einem Baumnest in Leiferde das Licht der Welt erblickt hatte. Ein „echter Wolfsburger“ ist ein vierjähriges Männchen, das aus Hehlingen stammt und seit 2020 in Neindorf ansässig ist.

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Leider scheiterten seine jeweiligen Brutversuche aus unterschiedlichen Ursachen. Bei einem mit sechs Jahren fortpflanzungsfähigen, im Kreis Verden erbrüteten Storch ist sein derzeitiger Neststandort noch nicht bekannt.

Ein Storch kam aus Schweden nach Wolfsburg

Des Weiteren gehörte der Vierzigergruppe ein Storch an, der am 4. Mai in Osloß eine Nisthilfe auf einem Mast bezogen hatte. Er stammt, an einem Metallring der Vogelwarte Hiddensee kenntlich, aus den neuen Bundesländern. Details zu Herkunft und Alter müssen noch erfragt werden, ebenso wie bei einem Artgenossen. Ein Vorjähriger aus Triangel und ein Zweijähriger aus dem westfälischen Kreis Minden-Lübbecke nisten aufgrund ihres zarten Alters noch nicht und übersommern umherstreifend. Sogar aus Schweden hat ein unreifer, vagabundierender Nichtbrüter, den Weg nach Wolfsburg gefunden. Unter den unberingten Adebaren sind vier aufgrund ihres noch nicht ausgefärbten Großgefieders als vorjährig anzusehen. Inwieweit die übrigen Störche Brutvögel sind, bleibt offen. Jedenfalls kommen sie alle dank des Klärteiches mit dem gegenwärtigen Nahrungs- und Wassermangel zurecht.

Weißstorchbetreuer Georg Fiedler schreibt exklusiv für unsere Zeitung regelmäßig über die Entwicklung der Störche in Wolfsburg und Umgebung.